Umwelt

Deshalb brauchen wir mehr Batterie-Recycling

Stand
Autor/in
Godehard Weyerer
Onlinefassung
Lilly Zerbst

Gut 50 Prozent aller Gerätebatterien werden recycelt. Der Rest landet auf dem Müll – das ist nicht nur gefährlich, sondern auch alles andere als ressourcenschonend. Aber wie wird recycelt? Was muss sich in Zukunft ändern?

Als Speicher elektrischer Energie spielen Batterien in vielen Technik-Branchen eine tragende Rolle. Gerade im Bezug auf E-Mobilität werden sie in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.VW und andere Automobilhersteller planen riesige Batterie-Werke. Dabei weiß heute keiner, woher die ganzen Rohstoffe kommen sollen. Eine Variante wäre besseres Recycling. 

Damit könnte man einerseits die sozialen und ökologischen Folgen des Rohstoffabbaus von Kobalt, Nickel, Mangan oder Lithium besser in den Griff bekommen. Andererseits hilft Kreislaufwirtschaft dabei, den künftigen erhöhten Bedarf an Seltenen Erden zu decken. 

Recyclingquote liegt bei 50 Prozent  

In einer Studie für die EU hat das Öko-Institut in Darmstadt vor drei Jahren festgestellt, dass die Hälfte aller Gerätebatterien gesammelt und recycelt werden. Die andere Hälfte der ausgedienten Batterien und Akkus landet nach wie vor auf Deponien. 

Nahaufnahme zweier Hände, die eine Tüte voller Batterien vor einem Sammelcontainer aus Karton offen halten.
Rund 50 Prozent der Gerätebatterien wurden 2018 in Deutschland recycelt.

Im Folgejahr nahm die Recyclingquote leicht zu. Das bedeute aber trotzdem, dass noch immer viel zu viele Batterien auf dem Müll landen, meint der Recyclingexperte Dr. Matthias Buchtert. Er leitet den Bereich Ressourcen und Mobilität am Darmstädter Öko-Institut und sieht gerade bei den Lithium-Ionen-Batterien ein weiteres Problem. Bei denen komme es öfter zu Bränden in Müllfahrzeugen, in der Presse oder in den Anlagen.  

Hohes Recyclingpotential bei der Lithium-Ionen-Batterie 

Solche Lithium-Ionen-Batterien sind in Laptops und Notebooks, für Digitalkameras, Rasenroboter oder Laubbläser verbaut. In ihnen sind wertvolle Metalle wie Kobalt, Nickel, Kupfer, Lithium enthalten. Das macht sie fürs Recycling besonders attraktiv. Allerdings hängen die Anlagen und Technologien beim Lithium noch etwas zurück, so der Öko-Insitut-Mitarbeiter Dr. Matthias Buchert. Das liege daran, dass die vor einigen Jahren noch wenig bedeutsam waren. 

Auch in Elektroautos sind unter anderem Lithium-Ionen-Akkumulatoren als Antriebsbatterie verbaut. Global-Player wie VW oder Tesla stecken bereits Milliardenbeträge in das Recycling-Geschäft. 

Parkplatz mit Ladezeichen-Symbol für E-Autos.
Lithium-Ionen-Batterien lassen sich aufladen. Sie beinhalten Seltene Erden und werden zum Beispiel bei Elektroautos eingesetzt.

Recyclingbetrieb in Bremerhaven: Einwegbatterien dominieren das Geschäft 

Die kleineren Gerätebatterien werden von mittelständischen Betrieben wie der Firma Redux aus Bremerhaven sortiert und recycelt. Mit 10.000 Tonnen verarbeiteter Batterien und Akkus pro Jahr ist das Unternehmen eines der größten Sortier- und Recyclinganlagen in Europa. 

Gerätebatterien seien dabei mit einem Anteil von 90 Prozent das Hauptgeschäft, so Geschäftsführer Martin Reichstein. Davon sind wiederum 80 Prozent Alkali-Mangan-Einwegbatterien, ergänzt sein Kollege Detlef Schmeer. Die Batterien werden im Werk entleert, sortiert und recycelt. 

Verschiedene Batterien liegen auf einem Haufen.
Beim Recyclingbetrieb Redux werden vor allem Einwegbatterien entleert, sortiert und recycelt.

Geld bekomme das Unternehmen vom Rücknahmesystem. Mehrwegbatterien wie der Lithium-Ionen-Batterien enthalten Metalle der Seltenen Erden und schütten zusätzlich einen Gewinn durch den Verkauf der Metallanteile aus.  

Anreize aus der Politik gefordert 

Der Ertrag, den man mit den recycelten Stoffen erzielt, deckt meist nicht den Aufwand, der hierfür betrieben werden muss. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten bleibt Recycling zunächst einmal ein Zuschussgeschäft. 

„Es ist natürlich immer am einfachsten, Abfälle wegzuschmeißen oder illegal zu deponieren oder in die Dritte Welt zu importieren. Der andere Teil der Frage ist, lohnt es sich für die beteiligten Unternehmen.“

Die Politik ist gefragt. Dr. Matthias Buchert sieht da insbesondere die EU in der Pflicht und fordert deutlich höhere Anreize und eine überarbeitete EU-Batterierichtlinie. Die aktuelle EU-Batterie-Verordnung stammt aus dem Jahre 2006. Von Lithium-Ionen-Batterie war derzeit noch die Rede.  

Änderungen der Batterierichtlinien in Sicht 

Es tut sich etwas. Die Europäische Batterierichtlinie aus dem Jahr 2006 wird überarbeitet. Eine Neufassung im Zuge des „Grünen Deals“ hat die Kommission bereits vorgestellt. Der Entwurf sieht vor, dass die Wiederverwertung der eingesetzten Materialen bei den Alkali-Mangan-Einwegbatterien und den wiederaufladbaren Nickel-Metallhydrid-Batterien bis 2030 auf 95 Prozent steigen soll. 

Ein echter Systemwechsel, meint Batterie-Experte Dr. Matthias Buchert, wäre allerdings erst bei einer Umstellung auf ein Pfandsystem erreicht. Auch wenn die Recycling-Quoten erst einmal nur angehoben werden: Die hiesigen Entsorgungsfachbetriebe werden schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. 

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Godehard Weyerer
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Lilly Zerbst