Nach aktuellen Zahlen des RKI sind zehn Prozent der Corona-Intensivpatienten vollständig geimpft. Die Quote der Impfdurchbrüche ist zuletzt gestiegen. War das erwartbar? Oder bereitet das gar Anlass zur Sorge?
War ein solcher Anstieg von Impfdurchbrüchen erwartbar?
Rund zehn Prozent Impfdurchbrüche, also Corona-Neuinfektionen trotz vollständiger Impfung laut aktuellem RKI-Bericht, das klingt jetzt erstmal nach viel – ist aber tatsächlich so erwartet worden. Zwei Gründe sind entscheidend:
- Der Impfschutz ist gut, aber nicht perfekt und wird mit der Zeit schwächer. Geimpfte können sich wieder anstecken, aber schwere Verläufe sind noch immer sehr selten.
- Wenn jetzt berichtet wird, dass von den Intensivpatienten mit einer Corona-Infektion zehn Prozent geimpft sind, klingt das viel. Das liegt aber auch daran, dass die meisten in der Risikogruppe schon einen Impfschutz haben und dann überrepräsentiert sind.
Die Einzelfälle nehmen wir also viel stärker wahr, weil die meisten Menschen ja geimpft sind. Das muss man bei der Statistik immer berücksichtigen. Das heißt nicht automatisch, dass der Impfschutz jetzt deutlich schlechter geworden ist.
Welche Gruppe ist von diesen Impfdurchbrüchen am meisten betroffen? Oder geht das querbeet?
Das betrifft vor allem die über 60-Jährigen. Bei denen ist die Quote nochmal deutlich höher. Die 10-Prozent-Geimpften-Quote auf den Intensivstationen gilt für die gesamte Bevölkerung. Bei den Über-60-Jährigen ist sie deutlich höher – hier liegt die Quote von Impfdurchbrüchen bei ca. 25 Prozent.
Das klingt immer erst dramatisch, darf aber nicht überbewertet werden – hier sind ja über 85 Prozent geimpft und das verzerrt wieder die Statistik.
Aber klar ist auch, dass die Impfung bei vielen Über-60-Jährigen zu einer schwächeren Immunantwort geführt hat. Das wird auch bei vielen anderen Impfungen so erwartet. Und der Immunschutz wird im Laufe der Monate dann auch tendenziell schwächer - das betrifft vor allem Alte.
Wenn wir jetzt auf die Corona-Infizierten mit Symptomen schauen, sehen wir, dass gerade bei den über 60-Jährigen auch viele geimpft sind. Aber oft bleibt es zum Glück nur bei leichten Symptomen, schwere Verläufe sind im Vergleich doch sehr unwahrscheinlich.
Doch es gibt natürlich einen Grund, warum die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Auffrischungsimpfung für über 70-Jährige empfiehlt.
Was sagt uns das Ganze über die Wirksamkeit über die Impfstoffe?
Die Daten bestätigen die gute Wirksamkeit der Impfstoffe. Das RKI berechnet mittlerweile seit ein paar Wochen, wie gut die Impfstoffe schützen. So liegt der Schutz vor einem schweren Verlauf, der auf einer Intensivstation behandelt werden muss, derzeit bei den über 60-Jährigen immer noch bei 93 Prozent. Bei den Jüngeren nochmal ein bisschen besser. Und das ist immer noch ein guter Wert. Aus anderen Ländern wissen wir, dass auch in den nächsten Monaten der Schutz ähnlich hoch bleiben sollte.
Gleichzeitig könnte es aber schon bald heißen, dass vielleicht 30, 40 Prozent der Schwerkranken geimpft sind. Das liegt dann aber an der höheren Impfquote und nicht an einem viel schlechteren Schutz. Das Entscheidende ist dann viel mehr, dass insgesamt die Zahl der Schwerkranken zurückgeht, und das passiert vor allem, wenn sich noch mehr Menschen impfen lassen.
Welche Rolle spielen die unterschiedlichen Impfstoffe beim Thema Impfdurchbrüche?
Zumindest bei einer Covid-19-Impfung mit Johnson und Johnson werden trotz Impfung mehr Menschen krank als bei den anderen Impfstoffen. Das konnte schon in Island beobachtet werden, wo besonders viele junge Menschen mit Johnson und Johnson geimpft wurden. Ähnliches lässt sich jetzt aber auch in Deutschland beobachten. Rund 3 Millionen Menschen in Deutschland – ungefähr sechs Prozent der bisher in Deutschland Geimpften –haben den Impfstoff von Johnson und Johnson bekommen.
Wenn wir jetzt aber auf die Impfbruch-Statistik schauen – steht dort, dass 15 Prozent aller Impfdurchbrüche nach einer Impfung mit Johnson und Johnson aufgetreten sind. Das ist doppelt so viel als man im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erwartet hatte. Also hier zeigt sich, dass der Johnson-Impfstoff nicht ganz so gut ist – aber oft geht es dann zum Glück nur um leichtere Symptome.
Die allermeisten schweren Verläufe verhindert auch der Impfstoff von Johnson und Johnson – zur Sicherheit wird aber jetzt dennoch eine Auffrischungsimpfung empfohlen. Bei AstraZeneca gibt es die Hinweise bei den deutschen Daten so noch nicht – aber hier wird man die nächsten Monate sicher genau hinschauen.