Das Corona-Medikament Sabizabulin soll bei mittelschweren und schweren Covid-Fällen mehr als die Hälfte der Todesfälle verhindern. Bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA soll jetzt eine Notfallzulassung beantragt werden.
In den USA wurde am 8. April 2022 die Zulassungsstudie des Corona-Medikaments Sabizabulin abgebrochen. Nicht etwa, weil es gefährlich wäre oder nicht wirken würde – im Gegenteil: Es wirkt zu gut. Um möglichst schnell möglichst vielen Menschen helfen zu können, schlug die Studienleitung deshalb vor, die Studie abzubrechen und sofort eine Notfallzulassung in den USA in die Wege zu leiten.
Sabizabulin kommt aus der Krebsforschung
Wie so oft, wenn neue Corona-Medikamente gesucht werden, wurde auch bei Sabizabulin auf ein schon bekanntes Medikament zurückgegriffen. Denn eigentlich wurde es als Krebsmedikament entwickelt. In dieser Funktion ist es in der Lage die Zellteilung zu unterdrücken und damit Tumorwachstum zu verlangsamen.
Dadurch hindert es aber auch Entzündungszellen daran, sich zu vermehren und kann so den gefährlichen Zytokinsturm verhindern, eine oft tödliche Überreaktion des Immunsystems bei schweren Covid Erkrankungen.
Neues Medikament verhindert Eindringen des Virus in Zellen
Aber das Medikament scheint auch in der Lage zu sein, Coronaviren daran zu hindern, in Zellen einzudringen. Bisher gibt es kein Medikament, das auf diese Weise bei Patienten mit einem schweren Covid-Verlauf wirkt. In der Studie wurde es aber auch an Patienten mit mittelschweren Krankheitsverläufen getestet.
Untersucht wurden dabei 150 Patientinnen und Patienten, von denen etwa 100 das Medikament bekamen und 50 ein Placebo. Alle Patienten erhielten außerdem die aktuelle Standardbehandlung.
Medikament scheint Sterblichkeit bei Covid-19 zu verringern
Die ersten Ergebnisse sind eindeutig: Während in der Placebogruppe fast jeder zweite Patient starb, war es mit dem Medikament nur etwa jeder fünfte. Das entspricht einem Rückgang um mehr als die Hälfte. Eine so deutliche Schutzwirkung konnte laut Hersteller Veru bisher kein anderes Medikament erreichen.
Weitere Daten müssen ausgewertet werden
Das Medikament wirkt sowohl bei der Delta- als auch bei der Omikron-Variante gleich gut. Schwere Nebenwirkungen wurden in der Studie nicht beobachtet.
Obwohl die Studie eigentlich noch weitere Faktoren untersuchen sollte – etwa ob die Behandlungszeit auf der Intensivstation verkürzt werden kann – wurde nach diesem Ergebnis die Studie abgebrochen. Es wäre ethisch kaum vertretbar eine Zulassung noch weiter hinauszuzögern, obwohl klar ist, dass das Medikament Leben retten kann.
Zulassungsverfahren in Europa noch ungewiss
Die Studienleitung mahnte aber auch noch zur Zurückhaltung: Noch müssten weitere Daten ausgewertet werden. Außerdem sind die Ergebnisse noch nicht veröffentlicht oder von anderen Wissenschaftlern gegengeprüft.
Auch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA wollte sich nicht dazu äußern, wie schnell das Medikament zugelassen werden könnte. Hersteller Veru will aber möglichst bald einen Antrag auf Notfallzulassung stellen. Wann eine Zulassung in Europa beantragt werden soll, ist noch nicht klar.