Die Corona-Infektionszahlen steigen deutschlandweit, auch bei Kindern. Sollen Kinder also wieder zu Hause betreut werden? Oder ist das gesundheitliche Risiko sozialer Distanz bei Kindern sogar höher, als das einer Coronainfektion?
Die vierte Corona-Welle ist da, und sie ist nicht nur heftiger sondern könnte auch länger andauern als die vergangenen Wellen, auch weil zu viele noch nicht geimpft sind. Die Infektionszahlen sind auch bei Kindern zurzeit hoch. Kinder erkrankten zwar meistens nicht schwer an Covid-19, aber sie können das Virus ebenso in die Familien weitertragen und das oft sogar unbemerkt.
Gleichzeitig ist aus der Politik zu hören: Pauschal sollen Schulen und Kitas nicht mehr geschlossen werden. Es wird also gerade wieder wichtiger, persönlich abzuwägen: Wie sollten sich Eltern oder Großeltern am besten verhalten, um mit der Familie einigermaßen sicher durch den Corona-Winter zu kommen? Ein Gespräch mit dem Kinderarzt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte.
Keinen weiteren Lockdown für Kinder und Jugendliche
Dass die Folgen aus den Lockdown-Maßnahmen gravierend sind, spiegelt sich laut Maske im massiven Anstieg psychischer Störungen wider. Das Spektrum der Erkrankungen reicht dabei von Depressionen über Angst- und Zwangsstörung bis hin zu Essstörung. Maske beobachtet, dass während der Pandemie viele Kinder und Jugendliche psychisch erkranken.
Wenn es um Kinder und Jugendliche geht, überwiegen für Jakob Maske die Folgen der Lockdown-Maßnahmen, also der fehlenden sozialen Kontakte, den Folgen durch die Infektion mit Corona. Ist es also gerechtfertigt, Kinder in Schulen, Kitas und co. einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen, um ihre Psyche zu schützen?
Corona-Krakheitslast bei Kindern gering
Zwar steigt die Coronainzidenz auch bei Kindern, jedoch falle die Krankheitslast in den meisten Fällen geringer aus, so Jakob Maske. Sehr schwere Verläufe oder Todesfälle gebe es kaum.
Impfung der Erwachsenen statt Lockdown für Kinder
Ist ein Kind infiziert, könnte es die Infektionen zwar weitertragen, das geschehe aber weitaus seltener als bei Erwachsenen, so Maske. Ihm zufolge können sich Erwachsene aber durch die Impfung gut vor einer Übertragung durch Kinder schützen. Selbst bei Impfdurchbrüchen verlaufe die Erkrankung in der Regel vergleichsweise mild. Für Maske ist es demzufolge nicht gerechtfertigt, das Infektionsgeschehen durch weitere Lockdowns zulasten von Kinder und Jugendlichen zu minimieren. Stattdessen sei es an den Erwachsenen, sich impfen zu lassen.
Und wie sieht es mit der Impfung von Kindern aus?
Zulassungsstudien kamen zu dem Ergebnis, dass der Nutzen der Impfung von Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren deutlich größer ist als das Risiko. Dementsprechend empfiehlt die Ständigen Impfkommission das Impfen ab zwölf Jahren.
Eine Zulassung für die Fünf- bis Elfjährigen steht noch aus. Denn die jeweiligen Impfstoffe wurden bisher noch nicht an genügend jungen Probanden getestet. Damit könnten stand jetzt selbst häufig auftretende Nebenwirkungen noch unerkannt bleiben, so Maske. Sobald ausreichend Informationen über die Wirkung und Risiken des Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige bekannt ist, wird die Ständige Impfkommission auf Basis der Daten eine Empehlung aussprechen, welcher sich auch Jakob Maske anschließen wird. In Einzelfällen impft er auch heute schon Elfjährige.
Fazit: Der beste Schutz sei die Impfung der Erwachsenen
Für Jakob Maske steht fest: Der beste Schutz ist die Impfung der Erwachsenen. Darüber hinaus sollen Abstands- und Hygieneregeln das Restrisiko einer Infektion minimieren. Dabei sei darauf zu achten, dass diese nicht nur zu Hause, sondern auch in der Kita, Schule und co. eingehalten werden.