Momentan tauchen vermehrt Fälle von Kindern auf, die unter Gefäßerkrankungen unbekannter Ursache leiden. Man nennt das auch Kawasaki-Syndrom. Noch ist nicht ganz klar, inwieweit das mit der Corona-Pandemie zusammenhängt.
Das sogenannte Kawasaki-Syndrom ist vereinfacht gesagt eine Gefäßerkrankung unbekannter Ursache. Es verursacht eine Entzündung der Arterien, die ohne Behandlung tödlich enden kann. Nun wurde festgestellt, dass einige Kinder, die sich mit dem neuen Coronavirus infiziert haben, auch unter diesem Kawasaki-Syndrom leiden und Gefäßerkrankungen bekommen.
SWR2 Aktuell Moderator Christian Hauck im Gespräch mit SWR Wissenschaftsredakteurin Veronika Simon:
Im Bundesstaat New York werden nach Behördenangaben drei Todesfälle von positiv auf Corona getesteten Kindern mit dem Syndrom in Zusammenhang gebracht. Bei den von dem Syndrom betroffenen Kindern wurde offenbar eine übertriebene Immunreaktion ausgelöst.
Kawasaki-Syndrom wird vermutlich durch Viren oder Bakterien ausgelöst
Das Kawasaki-Syndrom ist eine Art Überreaktion des Immunsystems auf eine Infektion, zum Beispiel ausgelöst durch Bakterien oder Viren. Auch andere, harmlose Coronaviren können der Ausschlaggeber sein. Auf diese Infektion reagiert das Immunsystem Einzelner dann viel zu stark.
Dass das neue Coronavirus eine derartige Überreaktion provozieren kann, kennt man bereits von erwachsenen Erkrankten. Da sorgt die Überreaktion des Immunsystems in der Regel für einen schweren Krankheitsverlauf. Und da die Fallzahlen von Covid-19 weltweit steigen, gibt es auch mehr Überreaktionen des Immunsystems von einzelnen Erkrankten. Nach Auskunft der Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Professorin Ingeborg Krägeloh-Mann, gibt es bisher jedoch keinen Hinweis darauf, dass Covid-19 das Kawasaki-Syndrom besonders häufig auslöst.
Ist das Kawasaki-Syndrom eine ernste Bedrohung für Kinder?
Das Kawasaki-Syndrom kann gefährlich werden. Denn die Entzündung kann zum Beispiel auch die Gefäße im Herzen befallen. Aber wenn das rechtzeitig erkannt wird, kann man es ziemlich gut behandeln. Die allermeisten Kinder leiden danach nicht unter längerfristigen Folgen.
Ganz generell muss auch niemand Panik haben: Das Kawasaki-Syndrom ist sehr, sehr selten und wird, nach allem was man bisher weiß, auch nicht häufiger durch das neue Coronavirus ausgelöst als durch andere Viren.
Worauf Eltern achten sollten
Kinder, die dieses Syndrom haben, werden wirklich krank, das ist nicht einfach ein Schnupfen.
- Sie haben tagelang durchgehend schweres Fieber,
- dann meist eine rote Zunge,
- rote Augen
- und Ausschlag an den Händen und Füßen.
Das sind alles Zeichen, bei denen man wahrscheinlich sowieso zum Kinderarzt gehen würde. Und die Kinderärzte sind ebenfalls sehr aufmerksam, wenn es um Coronainfektionen geht.
Es ist also schon sehr wahrscheinlich, dass ein Kawasaki-Syndrom bei Kindern erkannt und dann auch gut behandelt wird. In der Regel wird das Kawasaki-Syndrom durch die Gabe von Immunglobulinen und Aspirin behandelt. Das bewirkt, dass die Entzündungsreaktion auch an den Gefäßen zurückgedrängt wird.
Das Kawasaki-Syndrom ist bei Kindern sehr selten
Bei Kindern kommt das Kawasaki-Syndrom nur sehr selten vor. Doch über diese Einzelfälle im Zusammenhang mit Covid-19 wird jetzt international berichtet. Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Professorin Ingeborg Krägeloh-Mann betont, dass diese Fälle im Endeffekt zu erwarten waren.
Denn wenn ein Virus wie jetzt das neue Coronavirus häufiger auftritt, dann sei es logisch, dass in der Folge auch ein Kawasaki-Syndrom auftauchen kann. Bisher gebe es keine außergewöhnliche Häufung an Fällen. Die deutsche Gesellschaft für Pädiatrie sammelt die Fälle und hat daher die Kinderärzte deutschlandweit aufgefordert, Kinder mit Kawasaki-Syndrom zu melden.
In Deutschland bekommen im Schnitt zwischen 450 und 500 Kinder pro Jahr das Kawasaki-Syndrom. Unabhängig von Covid-19. Und zum größten Teil sind Kinder unter 5 Jahren davon betroffen. Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt, verläuft diese in den meisten Folgen ohne bleibende Schäden.