Rheumapatienten gelten als Risikogruppe bei der Coronavirus-Krankheit Covid-19. Denn die Erkrankung und ihre Behandlung greifen in das Immunsystem ein. Viele Rheumakranke sind alarmiert.
In den rheumatologischen Praxen und Ambulanzen laufen derzeit die Telefone heiß. Die Patienten rufen an und fragen, ob sie einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung erwarten müssten.
Ganz häufig kommt die Frage: Soll ich nicht lieber meine Rheuma-Therapie jetzt pausieren? Damit ich die Infektanfälligkeit runterschrauben kann?
Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung
Das Immunsystem greift den eigenen Körper an und produziert Entzündungen. Dieses Geschehen versuchen die Ärzte zu bekämpfen – mit immunsupressiven Medikamenten. Das sind Medikamente, die die Infektabwehr des Körpers herunterregeln. Doch diese Therapie sollte man nicht einfach aussetzen.
Rheuma-Therapie nicht einfach aussetzen
Die Therapie zu unterbrechen wird aktuell nicht empfohlen. Das Robert-Koch-Institut RKI, die Deutsche Rheuma-Liga und die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie sagen ganz klar, nicht pausieren. Denn ein aktives Rheuma, welches dann hoch kommen könnte, bedeutet ein viel stärkeres Infektionsrisiko. Das ist in Studien belegt. Nicht für Corona, aber für andere Infektionen.
Krankheitsschübe sind gefährlich
Ina Kötter, Direktorin der Klinik für Rheumatologie und Immunologie in Bad Bramstedt warnt vor Krankheitsschüben, wenn Rheumamedikamente vorsorglich weggelassen werden.
Rheumatherapie blockiert nur einen Teil des Immunsystems
Das Absetzen von Rheumamedikamenten sei gefährlicher, als die stabile Therapie beizubehalten. In der Rheumatherapie werde zudem nicht das gesamte Abwehrsystem blockiert, sondern nur bestimmte Botenstoffe und bestimmte Zellen. Deshalb funktioniere der Rest des Abwehrsystems in der Regel gut.
Rheuma-Patienten sollten besonders auf Hygiene achten
Ansonsten gelte für Rheumapatienten wie für alle anderen: Abstand halten, sich gründlich und regelmäßig die Hände waschen. Ob und wie man dann seinen Beruf ausüben könne, sei im Einzelfall zu entscheiden:
Wenn Rheuma-Patienten aber mit einem Infizierten Kontakt hatten oder selbst Erkältungssymptome haben, dann sollten sie die Therapie pausieren und mit einem Rheumatologen Kontakt aufnehmen.
Ärzte am besten per mail oder Telefon kontaktieren
Schon im Normalfall warten Patienten im Durchschnitt etwa ein Jahr auf ihren ersten Termin – und in der jetzigen Situation sind alle Rheumatologen wegen der vielen Anfragen überlastet..
Deshalb raten Rheumathologen, möglichst per mail oder Telefon Kontakt aufzunehmen. Denn aus Hygienegründen versuchen Ärzte so wenig Patienten wie möglich durch die Praxen zu schleusen.
Rheuma-Medikament wird gegen Covid-19 eingesetzt
Für einige Rheuma-Patienten werden die Medikamente knapp. Das betrifft diejenigen, die unter Lupus erythematodes leiden, einer rheumatischen Erkrankung, die sich vor allem auf der Haut zeigt. Sie bekommen den Wirkstoff Hydroxychloriquin. Seit ungefähr einer Woche sei der Markt wie leergefegt, sagt Ina Kötter. Das Medikament sei so gefragt, weil es in Frankreich und China eingesetzt wird, um die Virusinfektion mit Corona abzumildern.
Herzstiftung warnt vor Wechselwirkung
Für Lupus-Patienten ist das Hydroxychloriquin notwendig. Ob es den Corona-Infizierten wirklich hilft, weiß man noch nicht. Inzwischen warnt die Deutsche Herzstiftung: Wenn das Hydroxychloriquin in Kombination mit einem bestimmten Antibiotikum eingenommen werde, könne es zu schweren Herzryhthmusstörungen führen.