Geht bei einer mRNA Impfung auch ein Teil der RNA in die DNA über - baut sich also in unsere Zellen ein? Eine neue Studie aus Schweden gibt entsprechende Hinweise. Doch es gibt einige strittige Punkte.
"Ein höheres Krebsrisiko", "die mRNA-Impfstoffe sind gefährlicher als gedacht". Mit solchen Schlagzeilen sorgt eine neue schwedische Studie in den sozialen Medien für Aufsehen. Doch was wurde in der Studie überhaupt untersucht? Die Autoren experimentierten mit menschlichen Leberzellen und haben beobachtet, was durch die mRNA-Impfstoffe in den Zellen passiert.
Studienergebnisse müssen richtig interpretiert werden
Bei diesen Versuchen haben die Forscher in den Zellen auffällige DNA gefunden. Die DNA enthält Erbinformationen, die womöglich aus den Impfstoffen kommen. Diese „Impfstoff-DNA“ könne dann auch in das menschliche Erbgut eingebaut werden, befürchten Impfskeptiker. Dann würden die Impfstoffe das menschliche Erbgut verändern. Der Immunologe Reinhold Förster, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie sieht das anders:
Die Studie, so Förster, habe lediglich Hinweise gefunden, dass durch die mRNA-Impfstoffe neue DNA-Teile im Körper entstehen können. Eigentlich ist ja das Ziel, dass durch die Impfstoffe nur Coronavirus-Teile entstehen und damit das Immunsystem trainieren.
Doch die Studie spricht eben auch von Hinweisen darauf, dass der Bauplan in den Impfstoffen auch in DNA übersetzt werden könnte. Diese DNA mit dem übersetzten Bauplan könnte in einem zweiten Schritt dann fest in das menschliche Erbgut eingebaut werden, befürchten Impfskeptiker:
Untersuchung fand mit speziellen Zellen statt
Das heißt: Dass die DNA wirklich eingebaut wird, kann die Studie gar nicht beweisen: Die Studienautoren haben nur DNA-Teile entdeckt, die auch einfach lose in der Zelle schwimmen könnten. Dass durch die Impfstoffe menschliche DNA verändert wird, kann die Studie also gar nicht nachweisen.
Doch klar ist auch: Die Studienautoren haben Hinweise darauf gefunden, dass zumindest DNA mit Erbinformationen der Impfstoffe entsteht. Schon das alleine wäre erstaunlich. Doch wie verlässlich sind diese Studienergebnisse?
In den Zellen ist vergleichsweise wenig DNA gefunden worden. Die Versuche sind mit sogenannten Huh7-Leberzellen durchgeführt worden, die sich fast unbegrenzt teilen können, weil die Zellen ursprünglich aus Leberkrebs stammen. Die untersuchten Zellen sind also alles andere als normal. Und bei den Versuchen haben die Autoren auffällig viel Impfstoff verwendet – sagt Rheinhold Förster: “Es waren wahnsinnig hohe Konzentrationen, die da gegeben wurden.”
Ergebnisse der Studie geben Anlass für Skepsis
Mit insgesamt drei verschiedenen Dosen haben die Autoren experimentiert. Die Ergebnisse sind hier im Vergleich besonders auffällig: Bei niedriger und hoher Impfstoffdosis wurde am meisten DNA gefunden, bei mittlerer Dosis erstaunlicherweise am wenigsten. Alles Punkte und Unsicherheiten, die skeptisch machen.
Und nochmal sei daran erinnert, dass nur DNA-Teile nachgewiesen wurden, nicht aber die Integration ins menschliche Erbgut - zumindest nicht bei den Impfstoffen. Doch beim Coronavirus wurden in einer früheren Studie tatsächlich konkrete Hinweise darauf gefunden, dass die Viren Teile ihrer Erbinformation in die menschliche DNA einbauen können. Dort wurde es, so der Immunloge Reinhold Förster, ganz klar gezeigt. In dieser Studie war es allerdings nicht der Impfstoff, sondern die Erbinformation des Virus. Und das würde so Förster, wahrscheinlich ganz häufig passieren.
Es hätten sich, so Förster weiter, mittlerweile viele 100 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Es sei davon auszugehen, dass in einigen Zellen, bei einigen Menschen dieser Prozess stattgefunden habe. Das heiße aber nicht, dass auch mRNA-Impfstoffe die menschliche DNA verändern können.
Impfung bleibt bessere Alternative zur Infektion
Die Erbinformation des Impfstoffs als solche ist erstmal wenig bedrohlich, im Gegenteil. Durch die mRNA in den Impfstoffen stellt der Körper Teile des Coronavirus her und trainiert damit sein Immunsystem.
Doch die Bauanleitung in den Impfstoffen ist nicht sehr stabil, die Produktion der Coronavirus-Teile hält nicht lang an. Würde sich die Erbinformation in die menschliche DNA einbauen, könnten die Zellen theoretisch im Dauermodus Corona-Teile produzieren. Theoretisch, doch so weit kommt es gar nicht, denn die betroffenen Zellen werden laut dem Immunologen Förster schnell bekämpft:
“In der Regel sterben diese Zellen ab oder sie werden von unserem Immunsystem erkannt.”
Die veränderten Zellen würden nicht überleben. Theoretisch denkbar ist aber auch, dass durch die Impfstoffe nicht nur Erbinformation eingebaut wird, sondern wichtige menschliche Gene gestört oder ausgeschaltet werden. Hierfür gibt es aber keinerlei Hinweise. Aber klar ist auch: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es in der Biologie und der Medizin nie.
Doch zurück zur schwedischen Studie und den Ängsten: Die Studienautoren haben es verpasst, klar darauf hinzuweisen, dass ihre Studie gar nicht belegen kann, ob die menschliche DNA überhaupt durch die Impfstoffe verändert werden kann. Bisher gibt es hierfür keinerlei Hinweise. Und so bleibt es bei der Einschätzung, dass die Impfungen im Vergleich zur Infektion die deutlich bessere Alternative sind.