Hunde sind in Deutschland neben Katzen die mit weitem Abstand beliebtesten Haustiere. Jetzt haben Berliner Wissenschaftler*innen erstmals eine Ökobilanz für den kompletten Lebensweg eines Hundes erstellt – vom Tierfutter bis zu den Exkrementen.
Etwa 8,2 Tonnen CO2 stößt ein 15 Kilogramm schwerer Hund im Laufe von durchschnittlich 13 Lebensjahren aus. Das entspricht 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona oder der Produktion einer Mittelklasse-Limousine.
Dabei flossen sowohl die Rohstoffe für das Futter und die Ressourcen für dessen Herstellung sowie die Ressourcen für die Verpackung des Futters und seines Transportes in die Berechnungen mit ein.
Eine Tonne Hundekot pro Hundeleben
Mit einbezogen in die Bilanz wurden beispielsweise auch die Umweltauswirkungen der Exkremente, die Produktion der Plastiktüten für deren Sammlung und die Ressourcen für die Straßenreinigung – also alle Stoff- und Energieströme, die in einem Produkt stecken und auf die Umwelt wirken.
So taucht es beispielsweise auch in der ÖkobIlanz auf, wenn in der Fleischproduktion für das Hundefutter Soja aus Brasilien eingesetzt wurde.
Neu sei bei dieser Berechnung allerding, so Prof. Dr. Matthias Finkbeiner Leiter des Projekts an der TU Berlin, dass dabei auch die Umweltauswirkungen von Urin und Kot mit in die Berechnungen einfließen. Das sei bislang noch von keiner Ökobilanz erfasst worden.
Immerhin scheidet ein Durchschnittshund über seine 13 Lebensjahre rund eine Tonne Kot und knapp 2000 Liter Urin aus – mit signifikanten Folgen für die Umwelt. „Dieses Ausmaß hat uns überrascht“, so Finkbeiner.
Im Kot: Phosphor, Stickstoff, Schwermetalle
Die größte Belastung für die Umwelt ist einerseits die Produktion des Tierfutters, andererseits findet sich im Kot von Hunden oft Phosphor, Stickstoff und Schwermetalle, die die Umwelt am heftigsten belasten.
„Phosphor und Stickstoff haben erheblichen Einfluss auf die Eutrophierung, also die unerwünschte Nährstoffzunahme in den Gewässern, die Schwermetalle auf die Vergiftung des Bodens“, so Finkbeiner.
In ihrer Studie „Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study“ plädieren Kim Maya Yavor, Annekatrin Lehmann und Matthias Finkbeiner , entsprechend dafür, Hundekot zu sammeln und geregelt zu entsorgen. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Schonung der Natur.
Hundefutter aus der Massentierhaltung
Die Wissenschaftler*innen waren erstaunt , als sie die Ergebnisse der Datenauswertung vor sich sahen.
Die zunehmende Dimension der Umweltauswirkungen der Hunde kann auch durch eine weitere Zahl verdeutlicht werden: Die Anzahl der Hunde in Deutschland hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. 2019 lebten rund 10,1 Millionen Hunde in Deutschland, gegenüber fünf Millionen im Jahr 2000. In den letzten fünf Jahren sind im Schnitt sogar jedes Jahr mehr als 650.000 Hunde dazugekommen.
Dackel ist besser als Dogge
Ein 15 kg schwerer Hund hat also einen durchschnittlichen CO2-Verbrauch von 630 Kilogramm. Das entspricht 8,2 Tonnen CO2-Ausstoß in 13 Jahren.
Finkbeiner und seine Kolleginnen haben die Ökobilanz auch für einen
- 7,5 Kilogramm schweren und acht Jahre alten Hund: drei Tonnen CO2-Ausstoß in acht Jahren
- sowie für einen 30 Kilogramm schweren und 18 Jahre alten Hund (19 Tonnen CO2-Ausstoß in 18 Jahren)
berechnet.
Ihre Schlussfolgerung: Wie auch beim Auto gilt – ein kleiner Hund ist für das Klima und die Umwelt besser als ein großer. Also wenn schon Hund, dann lieber Dackel als Dogge.