Es wird einer der schwierigsten Raumfahrt-Missionen, die China bisher unternommen hat: Ein Lander soll Proben vom Mond sammeln und sie zur Erde zurückbringen.
Am frühen Morgen des 24. November startete eine Rakete des Typs "Langer Marsch 5" vom Raumfahrtzentrum auf der südchinesischen Insel Hainan in Richtung Mond. An Bord: die unbemannte Mondsonde namens Chang'e-5. Sie ist nach der chinesischen Mondgöttin benannt.
Sonde soll Mondberg vulkanischen Ursprungs untersuchen
Die unbemannte Raumfähre ist nun auf dem Mond gelandet und zwar in der Nähe des Mons Rümker. Das ist ein Mondberg, der benannt ist nach dem deutschen Astronomen Carl Rümker. Der Berg ist Teil eines Vulkan-Gebietes. Von der Erde aus liegt es links gesehen oben auf dem Mond.
Die chinesische Raumsonde soll dort rund zwei Kilogramm Gestein sammeln und dieses dann Mitte Dezember ferngesteuert zurück zur Erde bringen.
Menschen können auf dem Mond relativ einfach Gesteinsproben nehmen. Sie mit einem Roboter zu sammeln ist deutlich schwieriger, erst recht, wenn man wie bei Chang´e-5 zwei Meter in die Tiefe bohren will.
Chinesische Sonde soll jüngeres Gestein sammeln
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler halten die geplante Landestelle für besonders interessant. Der Grund: das Gestein ist "nur" rund 1,2 Millionen Jahre alt. Es unterscheidet sich damit von dem zwischen drei und vier Millionen Jahre alten Mondgestein, das von den USA und der Sowjetunion gesammelt wurde.
Die Erforschung der Mondoberfläche sei wichtig für die Wissenschaft, erklärt Pei Zhaoyu von der chinesischen Weltraumbehörde im staatlichen Sender CCTV. Die Oberfläche des Mondes von der Erde aus zu erkunden, das sei eine Sache. Eine ganz andere – Proben vom Mond zurück zur Erde zu bringen, um diese dann mit denen hier gesammelten Erkenntnissen zu vergleichen.
Mondproben sammelten bislang nur die USA und die ehemalige Sowjetunion
China wäre nach den USA und der damaligen Sowjetunion der dritte Staat, dem es gelingt, Gesteinsproben vom Mond zurück zur Erde zu bringen. Die US-Raumfahrtbehörde NASA machte das ab 1969 mit den bemannten Apollo-Missionen. Die Sowjets sammelten in den 70er-Jahren mit unbemannten Sonden der Luna Serie Gesteinsproben auf dem Mond.
Chinas Raumfahrtbehörde hat zwar in den vergangenen Jahren Erfahrungen gesammelt, mit komplizierten Missionen zum Mond und sogar zum Mars. Trotzdem ist der Ablauf der Chang´e-5 Mission aufgrund seiner Komplexität außergewöhnlich. Chang´e-5 besteht aus vier Teilen: einem Orbiter, einem Landemodul mit Gesteinsbohrer, außerdem einem kleinen Aufstiegsmodus für den Rückstart vom Mond und schließlich einer Kapsel zum Wiedereintritt in die Erdumlaufbahn.
Experimente für bemannte Reisen ins All
Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua nannte die Chang´e-5 Mission entsprechend "eine der kompliziertesten und schwierigsten in der Raumfahrtgeschichte des Landes".
Das Entscheidende bei dieser Mission sei die Rückkehr der Sonde zur Erde, sagt der chinesische Weltraumforscher Jiao Weixin im ARD-Interview. Denn wenn wir künftig einmal Menschen zum Mond schicken wollen, dann müssen diese ja wieder zurückreisen. Wenn man das vorher nicht mit einer unbemannten Sonde ausprobiert habe, wie solle man dann eine sichere Rückkehr von Astronauten garantieren?
Planwirtschaft auch in der Raumfahrt machbar
Chang´e-5 ist zwar eine unbemannte Mission, die technischen Herausforderungen aber sind eng verbunden mit einer künftigen bemannten Mission. Was die Mondmission und das chinesische Weltraumprogramm insgesamt kosten, ist unklar. Grundsätzlich gibt es darüber keine offiziellen Zahlen. Die Schätzungen reichen von rund zwei bis 8 Milliarden Euro pro Jahr.
Anders als in Europa oder in den USA wird in der Diktatur China über die Vor- und Nachteile der Ausgaben für die Raumfahrt nicht offen diskutiert. Auch gibt es in China wieder Wahlen, noch Legislaturperioden. Das macht es der kommunistischen Staatsführung relativ einfach, das chinesische Weltraumprogramm langfristig zu planen.