Mit der Methode Carbon Capture and Storage (CCS) fangen einige Länder an der Nordsee CO2 ein und speichern es im Meeresboden. Wäre das auch ein Weg für Klimaschutz in Deutschland?
Gerade hat in Dänemark das Projekt Greensand gestartet, das erste dänische Projekt zur CCS-Speicherung. Es ist das erste großangelegte Projekt zur Einlagerung von Kohlendioxid, das mit Schiffen über weite Entfernungen aus dem Ausland dorthin transportiert wird. Die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe sollen mit dieser Methode dauerhaft gebunden werden und so zum Klimaschutz beitragen.
Klimagas wird in alten Öl- und Gasfeldern gespeichert
Bisher gibt es vor allem CCS-Standorte in der Nähe von großen Industrieanlagen. Das CO2 wird komprimiert und zum Beispiel in alte Öl- und Gaslagerstätten gepresst. Mit der Zeit wird es dort karbonisiert und damit fest gebunden.
In Dänemark ist auch der deutsche Energiekonzern Wintershall Dea beteiligt. Bis 2030 sollen mithilfe von Greensand jährlich bis zu acht Millionen Tonnen CO2 in einer Tiefe von 1.800 Metern im Meeresboden eingelagert werden.
Deutschlands Interesse an CCS wächst
Im Januar war Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Norwegen – der Besuch war auch eine Art Bildungs- und PR-Reise in Sachen CCS. Kohlendioxid, zum Beispiel aus den Abgasen von Zementwerken, wird dort abgeschieden, verflüssigt und in tiefen Gesteinsschichten gespeichert – entweder an Land oder ebenfalls unter dem Meeresboden.
Am einfachsten ist es, das Gas direkt dort abzufangen, wo es konzentriert entsteht - also in den Schloten von Kraftwerken oder wenn aus Erdgas, wie in Norwegen geplant, Wasserstoff hergestellt werden soll.
Norwegen gilt als Vorreiter der Technologie, für die sich nun auch die Ampelregierung offen zeigt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Auch in Deutschland tickt die Klima-Uhr. Der Ausstoß an Klimagasen muss auch bei uns schnell und drastisch gesenkt werden. Das deutsche Klimaschutzgesetz schreibt Neutralität beim Treibhausgas bis 2045 vor.
Energiewende allein reicht nicht gegen Erderwärmung
Um diese Klimaziele zu erreichen, braucht es vor allem eine konsequente Energiewende. Aber das allein wird nicht genügen, sagen viele Fachleute. Zusätzlich müsse auch CO2 eingefangen und gespeichert werden. Sorgen um Gefahren etwa für Böden und das Grundwasser haben die industrielle Anwendung der neuen Technik in Deutschland bisher verhindert - faktisch ist CCS hierzulande derzeit verboten.
Im brandenburgischen Ketzin wurde immerhin ein wissenschaftliches Pilotprojekt umgesetzt. Innerhalb von fünf Jahren wurden dort bis 2013 insgesamt rund 70.000 Tonnen CO2 in mehr als 600 Meter Tiefe gepresst. Forschende sagen, die Technik ist durchaus beherrschbar. Das war auch die Botschaft, die Wirtschaftsminister Habeck bei seiner Norwegen-Reise verbreitete.
Deutsches CO2 wird auch in Norwegen und Dänemark entsorgt
Künftig könnte CCS auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Außerdem soll CO2 aus Deutschland in Zukunft nach Norwegen transportiert und dort unter dem Meeresboden eingelagert werden. Das Gleiche ist laut Wintershall DEA in Dänemark geplant.
Die Bundesregierung muss rechtlich noch den Weg dafür ebnen. Zudem müssen auch noch Haftungsfragen beantwortet werden: Im Zweifel ist der Staat verantwortlich, in dessen Hoheitsgebiet die CCS-Lagerstätte liegt.
Forschung: Verpressung in der Nordsee machbar – Umweltschützer warnen
Auch in der deutschen Nordsee ließen sich pro Jahr etwa 30 Millionen Tonnen CO2 verpressen, so ein Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in einem Zeitungsinterview. Etwa 100 Kilometer vor den deutschen Küsten gebe es geeignete Gebiete mit Sandstein unter ausreichend dicken Tonschichten.
Bei Umweltschützern lassen solche Aussagen die Alarmglocken schrillen. Sie sprechen von einer "Scheinlösung" und "gefährlichen Luftschlössern". Die Technik sei teuer und extrem energieaufwändig, Langzeitgefahren nicht ausreichend erforscht.
Greenpeace fürchtet zudem, dass CCS nur als Ausrede dient, um nötige CO2-Einsparungen weiter in die Zukunft zu verschieben. Erneuerbare Energien sind im Vergleich meist die ökonomisch günstigere Lösung.