Der Autositz weckt den Fahrer, wenn er einzuschlafen droht. Die Sitzheizung wärmt nur dort, wo es eine Berührung mit dem Körper gibt und die Verkehrsdaten projiziert das Auto auf die Straße.
Erweiterte Realität ersetzt Displays im Auto
Lutz Fügener unterrichtet an der Hochschule in Pforzheim Design mit dem Schwerpunkt Verkehr und arbeitet selbst eng mit Autokonzernen am Auto-Cockpit der Zukunft.
Ein gutes Beispiel für die momentanen Umbrüche sieht er im riesigen Display, das in der Mitte des Cockpits des Tesla 3 verbaut ist. Der Designer prophezeit, dass solche Displays bald der Vergangenheit angehören könnten.
Stattdessen könnte der Fahrer oder die Fahrerin die Informationen in der Windschutzscheibe sehen. Die nächste Stufe wäre die so genannte „Augmented Reality“, also erweiterte Realität. Bei dieser so genannten 3D Navigation werden die Bilder nicht mehr auf die Windschutzscheibe projeziert, sondern direkt auf die Sraße. Das sei zwar noch nicht serienreif, aber erste Prototypen gibt es schon.
Knöpfe und Drehschalter im Auto sind gefährlich
Auch an unsichtbaren Displays in der Armatur werde geforscht. Da sieht man erst einmal nur eine mit Stoff bezogene Armatur, die sich dann, während der Fahrt, als Display entpuppt.
Allerdings müsse, so Fügener, noch geklärt werden, wie die Information da rein komme, denn Knöpfe, Drehschalter und ähnliches soll es bald im Auto nicht mehr geben. Aber auch Touch-Displays werden bald verschwunden sein, sagt Lutz Fügener. Schließlich seien sie lebensgefährlich, weil der Fahrer da hinschauen muss, wenn er etwas einstellt. Sprachbefehle seien ebenso ungünstig, wegen der vielen Nebengeräusche im Auto.
Neue Bedienkonzepte arbeiten mit Sensoren
Fügener stellt sich vor, mit der Körperspannung zu arbeiten. Die wird von Sensoren im Autositz gemessen und der Sensor sieht dann vorher, was der Fahrer tun wird. Grundsätzlich sei im Cockpit der Zukunft Reduktion das Stichwort. Das bestätigen auch Forscher der Chemnitzer Universität.
Nachhaltige Rohstoffe für das Fahrzeuginnere im Trend
Prof. Werner Olle vom Chemnitzer Automotive Institut hat vor wenigen Wochen eine Studie über das Interieur der Zukunft veröffentlicht. Die Datengrundlage waren Produkte von 20 Automobilherstellern und 15 Systemlieferanten weltweit. Mit einem Forscherteam sah er sich ca. 100 verschiedene technologische Trends an. Als wichtiges Thema kristallisierten sich auch nachhaltige Materialien heraus, wie Leinen, Wolle oder Hanf.
Werner Olle geht davon aus, dass es künftig Vorgaben geben wird, wie hoch der Anteil von nachhaltigen Rohstoffen sein müsse. Heute liegt der Anteil von nachhaltigen Rohstoffen im Durchschnitt bei knapp zehn Prozent.
Serienreife bis 2025 geplant
Schon ab Serienstart 2025 sollen die neuen Materialien und Designs im Auto verbaut werden, schreiben die Studienautoren. Frau Prof. Heike Illing-Günther bezweifelt allerdings, dass das so schnell geht. Sie leitet die Forschungsabteilung im sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz und sagt, eine Lösung für ein geeignetes Material sei noch lange nicht in Sicht.
Materialien reagieren auf äußere Einflüsse
Doch neue Materialien werden kommen. Denn die machen auch neue Formen möglich, beispielsweise so genannte Formgedächtnismaterialien:
Alternativen zu Karbon werden gesucht
Bereits in der Anwendung sind recycelte Karbonplatten. Die entstehen aus Verschnittmaterial. Im ersten Schritt sehen sie weich aus und bestehen aus unzähligen kleinen Karbonfasern. Diese Matte wird dann zum Beispiel zu einer Sitzschale verpresst, wiegt nur halb so viel wie Stahl, ist aber genauso sicher.
Doch auch für Karbon werden Alternativen zum Erdöl gesucht. So experimentieren Textilforscher mit dem Lignin der Fichte, andere versuchen ähnliches aus Eukalyptus Material zu machen, wieder andere Forschergruppen greifen auf die klassische Zellulose als Molekül zurück, um daraus Karbonfasern synthetisieren zu können.
Umweltbewusstsein und der Geruch von Leder
Denn Hanf und Leinen sind zwar nachhaltig, reichen aber alleine nicht aus, um so ein Auto-Cockpit sicher zu bauen. Letztlich werden es Verbundstoffe sein, die so viele Naturfasern wie möglich enthalten. Das im Auto durchzusetzen sei aber sehr schwer. Denn der Nutzer will nach wie vor Ledergeruch und Lederoptik.
Naturmaterialien hingegen riechen aber anders, haben eine andere Haptik und sehen auch anders aus. Die Materialforscherin wünscht sich deshalb mehr Umweltbewusstsein, auch bei der Wahl eines Autos.