Laut Berechnungen der Vereinten Nationen leben derzeit acht Milliarden Menschen auf der Welt. Was bedeutet diese Zahl eigentlich für unsere Erde?
Die Bevölkerung hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt. Es leben damit so viele Menschen auf der Erde wie nie zuvor. Und wir werden noch weiterwachsen. Nimmt die Bevölkerung jetzt einfach immer weiter zu?
Genau lässt es sich nicht sagen, wann wirklich der Acht-Milliardste Mensch geboren wird. In der Mitte des Monats November 2022, war die Antwort der StatistikerInnen, müsste es mit hoher Wahrscheinlichkeit aber soweit sein.
Zahl der Weltbevölkerung ist nur geschätzt
Seit 1950 entwickeln die Vereinten Nationen Bevölkerungsprognosen. Sie haben darin schon viel Übung und werden da auch jedes Jahr besser, antwortet Colette Rose, Demografieforscherin am Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, auf die Frage, wie genau eigentlich die Bevölkerung der gesamten Erde geschätzt werden kann. Dafür werden alle verfügbaren Geburts- und Sterberegister weltweit sowie Daten von Bevölkerungszählungen miteingerechnet.
Prognosen der UN zur Weltbevölkerung waren bislang zuverlässig
Es gibt natürlich auch Länder, die eine schlechtere Datenlage haben, da müssen Schätzungen vorgenommen werden. Doch die UN-Schätzungen haben sich im Nachhinein immer wieder als sehr nah an der tatsächlichen Bevölkerungszahl erwiesen. Das gilt vor allem für kurzfristige Prognosen über die nächsten 30 Jahre. Die Prognosen nach 2052 werden etwas unsicherer.
Bevölkerungszahl wächst nicht beliebig
Was aber klar ist: Es wird nicht irgendwann 20 Milliarden oder noch mehr Menschen geben. Um 2080, so die UN-Prognose, soll Schluss sein: Bei 10.4 Milliarden ist der Zenit erreicht – dann geht die Kurve nach unten. Vielleicht sogar schon etwas eher, schaut man sich andere Schätzungen an.
Das Wachstum der Weltbevölkerung hat sich schon verlangsamt und wird sich auch weiter verlangsamen.
Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen liegt nämlich das Bevölkerungswachstum unter einem Prozent pro Jahr. Für eine gleich bleibende Bevölkerungszahl muss eine Frau durchschnittlich 2,1 Kinder auf die Welt bringen – liegt die Rate höher, wächst die Bevölkerung, darunter schrumpft sie. Noch liegt die Rate mit 2,3 Kinder pro Frau leicht darüber.
Geburtenrate in vielen Ländern gleichbleibend
Aber in über 100 und damit in mehr als der Hälfte aller Länder auf dieser Welt, ist die Geburtenrate bereits gleich bleibend, es werden also in etwa genauso viele Kinder geboren wie Ältere sterben oder sie ist sogar rückläufig. Wie zum Beispiel in Italien oder Japan. Sogar in China schrumpft die Bevölkerung und veraltet massiv – ein Resultat der jahrelangen Ein-Kind-Politik. Die wurde zwar vor Jahren schon aufgehoben, trotzdem haben dort die meisten Paare nur noch ein Kind. Bald könnte deswegen schon Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt sein.
Auch in Deutschland mit einer Geburtenrate von 1,58 Kinder pro Frau würde die Bevölkerung langfristig schrumpfen, die Zuwanderung hilft allerdings das zu verhindern, erklärt Demografieforscherin Rose.
Viele Industrienationen, auch Deutschland, sind mittlerweile auf Einwanderer angewiesen, um die Renten auszubezahlen und das Gesundheitssystem zu finanzieren.
Bildung von Frauen und Chancen für Familien ist wichtig für weitere Entwicklung
Für manche ist es vielleicht überraschend: Dieser Trend nach unten gilt auch für die Länder mit derzeit noch sehr hohen Geburtenraten wie in der Republik Kongo, Ägypten, Äthiopien, Nigeria, Tansania oder Pakistan, Indien und den Philippinen. Auch in diesen Ländern wird sich das Bevölkerungswachstum verlangsamen, aber dieser Punkt sei eben noch nicht erreicht, sagt Colette Rose. Denn dafür müssen sich die Lebensbedingungen weiter verbessern:
Wichtig sei hier vor allem auch, dass in die Bildung von Mädchen und Frauen investiert wird, damit sie Chancen und Perspektiven außerhalb ihrer Familie und einer Rolle als Mutter haben. Mit steigender Bildung wachsen die Möglichkeiten für junge Frauen, selbstbestimmt zu entscheiden, wie sie ihr Leben führen wollen. Wenn man in Frauen investiert, dann wird langfristig, so Rose, auch die Geburtenzahl runtergebracht.
Wie es zum Beispiel im Senegal oder Ghana passiert: Dort bekommen Frauen bereits weniger Kinder. Oder in Ruanda, wo die Regierung eine allgemeine Krankenversicherung eingeführt und 45.000 Ärztinnen und Pfleger ausgebildet hat, um in abgelegenen Dörfern Kinderkrankheiten zu behandeln, über Familienplanung zu informieren und sich um die Gesundheit von Müttern und Babys zu kümmern. Auch dort sinkt die Geburtenrate.
Zehn Prozent der Weltbevölkerung leidet an Hunger
Aber durch Krisen wie der Corona-Pandemie, der Klimakrise oder Krieg ist dieser Fortschritt immer wieder in Gefahr, warnt Rose. Und noch immer leiden 10 Prozent der Weltbevölkerung an Hunger.
Für die Forscherin ist auch wichtig klarzustellen, dass nicht die bevölkerungsreichen Länder das Problem sind, wenn es um den Zustand unserer Erde geht:
Im Moment verbrauchen Länder mit den höchsten Geburtenraten am wenigsten Ressourcen. Diese Länder werden natürlich irgendwann auch etwas nachziehen, wenn sich dort die Lebensbedingungen verbessern. Umso wichtiger sei es, so Rose, dass die Industriestaaten, die reichen Staaten, nachhaltiger mit ihren Ressourcen umgehen für eine gerechtere Verteilung für alle. Denn das Wachstum der Weltbevölkerung mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang zu bringen, ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen für Mensch und Umwelt.