20 Jahre lang hat ein internationales Forscherteam nach Ozeansedimenten gebohrt. Durch diese ist es möglich, das Klima der vergangenen 66 Millionen Jahre zu untersuchen und Rückschlüsse auf heutige Klimaveränderungen zu ziehen.
In Tiefen von bis zu 5000 Metern haben die Wissenschaftler nach fossilen Kalkschalen von Kleinstlebewesen gebohrt - den sogenannten Foraminiferen. Das sind stecknadelgroße Organismen, die sich während der gesamten Erdneuzeit kaum verändert haben. Um das Klima der vergangenen 66 Millionen Jahren zu untersuchen, sind die Foraminiferen deshalb optimal. Das Forschungsteam hat den Anteil verschiedener Isotope, also letztlich die chemische Zusammensetzung der Schalen gemessen.
Detaillierte Klimadaten bis zum Aussterben der Dinosaurier
Mit den Daten hat das Forscherteam eine sogenannte Klimareferenzkurve erstellt. Die gibt es schon seit 2001, allerdings reichte sie bisher detailliert nur 34 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Was davor liegt, war bisher nur in Grundzügen bekannt. Mit den jetzt veröffentlichten Forschungsergebnissen ist es laut Westerhold erstmalig möglich, das Erdklima lückenlos und detailliert bis zum Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren nachzuzeichnen.
Die vier großen Klimakapitel
Warmhouse, Hothouse, Coolhouse, Icehouse heißen die vier großen Klima-Kapitel, welche die Forscher*innen aus ihren Datensätzen ableiten konnten. Icehouse ist die Zeit, in der wir uns gerade befinden. In der „Heißzeit-Phase“ vor rund 50 Millionen Jahren lagen die globalen Durchschnittstemperaturen demnach bis zu 20 Grad über den heutigen, vor allem die Säugetiere entwickelten sich in dieser Zeit rasant weiter.
Auch innerhalb der einzelnen Phasen gab es Schwankungen. Allerdings sind die ausgelöst durch Änderungen der Erdbahn um die Sonne – anders als beim aktuellen Klimawandel.
Rückschlüsse auf Klimaveränderungen
In Bezug auf den Klimawandel ist die Referenzkurve, mit den Daten der Tiefsee, von großer Bedeutung. So können heutige Veränderungen mit denen aus der Vergangenheit verglichen werden. Effekten, die vom Menschen gemacht sind, sind dadurch leichter von natürlichen Veränderungen abzugrenzen.
Veröffentlichungen des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung ziehen ähnliche Rückschlüsse. Anhand von Satellitenbildern der Jahre 2017 und -18 konnten die Forscher einmal mehr feststellen, dass der arktische Permafrostboden erschreckend schnell auftaut. Schmelzwasserseen in Alaska etwa verschwinden dadurch in einem Ausmaß, das Experten erst für das Ende dieses Jahrhunderts erwartet hätten.