Ohrring als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Handwerkszunft
Schlitzohr ist die Bezeichnung für einen durchtriebenen Menschen, für einen listigen bis hinterlistigen Gesellen. Und wenn ich Geselle sage, dann sind wir schon gleich im richtigen Milieu, denn die Bezeichnung wird auf die Handwerkszünfte zurückgeführt.
Ring ausreißen als Strafe und sichtbares Zeichen für Unehrenhaftigkeit?
Früher trugen die Handwerker als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zu einer Zunft oft einen goldenen Ohrring. Es wird berichtet, dass dieser Ohrring auch so etwas wie eine Geldanlage für knappe Zeiten bzw. für besondere Ausgaben war. Wenn dieser Handwerker aber etwas Schlimmes anstellte, wurde ihm der Ring aus dem Ohr gerissen – sozusagen zur Strafe und als Zeichen dafür, dass er aus der Zunft ausgeschlossen worden ist. Und so lief er fortan als Schlitzohr durch die Welt.
Sprachwissenschaftler bemängeln fehlende Belege
Das ist die gängigste Deutung dieses Begriffs. Dies könnte man noch weiterführen und damit den Ausdruck "gerissen" erklären"; der könnte den gleichen Ursprung haben. Es gibt aber auch Sprachwissenschaftler, die an diese Erklärung mit dem Ring nicht glauben. Sie sagen, dass es keine Belege für diese Strafe des Ring-aus-dem-Ohr-Reißens gibt. Man weiß, dass Betrügern schon mal das Ohr abgeschnitten wurde, aber das ist ja etwas anderes. Das Ergebnis wäre ja kein Schlitzohr, sondern ein "Kein-Ohr".
Alternative Erklärung: Anspielung auf den Teufel
Im Etymologischen Wörterbuch von Pfeifer habe ich zumindest noch eine alternative Erklärung gefunden. Demnach könnte die Bezeichnung Schlitzohr eine Anspielung an den Teufel sein, der in manchen frühen Vorstellungen nicht nur geschlitzte Füße hatte, sondern eben auch geschlitzte Ohren.
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