Lange Zeit musste die Menschheit mit weniger komfortablen Alternativen auskommen. Erst seit etwa 100 Jahren gibt es Toilettenpapier in Deutschland. Mittlerweile wir der nützliche und eifrig gebrauchte Hygieneartikel sogar mit einem eigenen Tag geehrt: Der 26. August ist der "Tag des Toilettenpapiers".
Pro Person im Durchschnitt insgesamt 3.651 Rollen Toilettenpapier
3.651 Rollen Toilettenpapier verbrauchen wir Durchschnittsdeutsche im Laufe unseres Lebens. Übereinandergestapelt könnten die Rollen die Spitze des Berliner Fernsehturms erreichen.
Unseren Verbrauch an Klopapier hat der Industrieverband Körperpflege in Frankfurt am Main ausgerechnet. Das Ergebnis verwundert nicht, kann der Konsum auf dem Örtchen doch auch Freude bereiten. Schließlich gibt es Toilettenpapier – bedruckt mit Geldscheinen, schlechten Witzen und sogar Einhörnern. Mancher begnügt sich allerdings auch mit Recyclingrollen.
Stanzmuster verbessern die Wischleistung
Bevor wir uns aber über hübsche Motive oder eben tristes, aber umweltschonendes Recyclingpapier freuen können, gibt es in der Fabrik erstmal einen Papierbrei. Der wird flach ausgegossen, gebügelt und geföhnt. Daraus entsteht eine Riesenrolle. Die wird bedruckt und in kleinere perforierte Rollen geschnitten. Ein eingestanztes Muster verbessert nach Angaben von Klopapierherstellern den sogenannten "Räumeffekt", also die Wischleistung ...
Klopapier ab dem 14. Jahrhundert in China – in erstaunlicher Blattgröße
Das erste Klopapier haben die Chinesen hergestellt, und zwar schon 1391. Der Kaiser war begeistert und ordnete eine Jahresproduktion von 720.000 Blatt an. Klein und handlich war es damals noch nicht: Ein Blatt war einen halben Quadratmeter groß. Wie das zu handhaben war, bleibt unserer Fantasie überlassen …
Das erste industriell hergestellte Toilettenpapier kam 1857 in Nord-Amerika auf den Markt – blattweise zugeschnitten und mit Aloe-Vera-Duft. Bis dahin war man in vielen Kulturen auf Zeitungspapier, Schwämme, Stroh, Blätter oder Schafwolle angewiesen. Und nun: Ende des 19. Jahrhunderts – zumindest in Amerika – endlich ein Luxusprodukt – sogar aufgerollt. Man war von der Rolle!
Klopapier in Deutschland ab 1928
In deutschen Örtlichkeiten erreichten uns die komfortablen Rollen aber erst 1928. In Ludwigsburg gründete Hans Klenk die erste Toilettenpapierfabrik. Weich und zart – geschweige denn duftend – waren die Blätter aber nicht gerade: Eine Rolle Klopapier bestand aus 1.000 Blatt rauem Krepppapier. Und das galt dazu noch als Konsumartikel mit anstößigem Touch. Diese Vorbehalte hat der schwäbische Fabrikant aufgegriffen und warb für sein Produkt mit dem Aufruf: "Verlangen Sie eine Rolle "Hakle", dann brauchen Sie nicht "Toilettenpapier" zu sagen!" Schlau!
So richtig komfortabel wurde es aber erst 1972 mit zweilagigem Toilettenpapier. 1984 haben wir dann sogar dreilagiges bekommen – zumindest in der Bundesrepublik. DDR-Bürger plagten sich bis zum Schluss mit sehr kratzigem Krepppapier.
Bei so einer Reputation verwundert es nicht, dass in unsicheren Zeiten die wertvollen mehrlagigen Rollen als Wertpapier aus den Geschäften weggehamstert werden.
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Mikrobiologisch ist die Toilette interessant, aber sie ist in einem normalen Haushalt nicht der unhygienischste Ort. Menschen denken beim Thema Hygiene als erstes an Toiletten, weil sie sich vor Fäkalien ekeln. Dieses angeborene Gefühl ist ein Schutzmechanismus. Von Markus Egert
Darm Werden Darmbakterien beim Stuhlgang ausgeschieden?
Ja, es gehen Bakterien über den Stuhlgang nach draußen. Aber die Bakterien sind auch sehr vermehrungsfreudig. So wird das Gleichgewicht aufrechterhalten. Unter gesunden Bedingungen erneuern sich die Bakteriien immer wieder, wie auch die Darmschleimhaut sich regelmäßig erneuert. Von Julia Seiderer-Nack | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.