Reizfilter im Gehirn furnktioniert bei autistischen Menschen eingeschränkt
Die Wahrnehmung ist bei Autistinnen und Autisten prinzipiell anders; der sogenannte Reizfilter im Gehirn funktioniert schlechter oder eingeschränkt. Er filtert nicht so gut, wie er das bei nichtautistischen Menschen tut. Das hat aber auch den Vorteil – und damit kommen wir zu den Stärken – dass Autisten sehr viel mehr wahrnehmen, was bei nichtautistischen Menschen automatisch ausgeblendet wird.
Es wird oft gesagt, dass Autisten eine schlechtere Wahrnehmung haben. Das stimmt aber nicht, denn sie haben die bessere Wahrnehmung, weil weniger herausgefiltert wird. Aber da gibt es natürlich auch Problembereiche.
Kann man das mit einer Situation vergleichen, in der ich drei Fernseher anstelle, alle Boxen voll aufdrehe und dann versuche, drei Bücher gleichzeitig zu lesen?
Das kommt hin. Allerdings gibt es keine genauen wissenschaftlichen Studien darüber, wie das Verhältnis zwischen gefilterten Reizen und nichtgefilterten Reizen ist. Denn wie definiert man einen Sinnesreiz? Ein Sehreiz ist wesentlich komplexer als ein Riechreiz oder ein Geschmacksreiz. Man sagt aber, dass ein "normaler" Mensch bis zu etwa 70 Reize pro Sekunde bewusst verarbeiten kann; im Thalamus kommen aber bis zu 70.000 Reize in der Sekunde an. Das heißt, nur ein Tausendstel der Reize kommt bei einem nichtautistischen Menschen wirklich durch.
Wenn man sich nun vorstellt, dass dieser Reizfilter nicht so gut funktioniert, kann man sich denken, dass am Ende des Tages die Erschöpfung eines Autisten 10-, 20-, 50-, 100-mal so hoch ist, weil er oder sie eben um dieses Vielfache mehr mitbekommen hat.
Körper Warum jucken Wunden, wenn sie heilen?
Menschliche Zellen kommunizieren miteinander, und das Jucken ist das "Rauschen" in dieser Kommunikation – gerade, wenn sich Zellen neu bilden. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.