Mangelnde Hygiene bei Ärzten als Ursache für Infektion
Der Wiener Arzt Ignaz Semmelweis (1818 - 1865) untersuchte Mitte des 19. Jahrhunderts, warum so viele Frauen in seinem Krankenhaus in den Wochen nach der Geburt starben. Er fand heraus: Ärzte, die die Frauen untersuchten, hatten kurz zuvor an Leichen gearbeitet und sich die Hände nicht ausreichend gereinigt.
Nachdem die Ärzte verpflichtet wurden, sich die Hände zu desinfizieren, sank die Sterblichkeit auf der Geburtsstation massiv.
Ärzte reagierten beleidigt und verweigerten Semmelweis die Anerkennung
Semmelweis' These, dass das Kindbettfieber eine einfache Blutvergiftung ist, wurde aber damals nicht anerkannt. Die Ärzteschaft fühlte sich vielmehr in ihrem Ansehen beleidigt. Denn die These zur Hygiene widersprach den Theorien über die Entstehung von Krankheiten und wurden als Unfug abgelehnt
"Scheitern" in der Wissenschaft – durch mangelnde Anerkennung
Gescheitert ist ein Projekt in der Wissenschaft, wenn ein Ziel nicht erreicht wurde. Das kann an Irrtümern oder an Fehlern liegen. Fehler machen Forschende, wenn sie sich nicht an die wissenschaftlichen Regeln halten oder weil sie sich nicht genug Wissen zu einem Thema angeeignet haben. Anders zu bewerten ist das Scheitern aus einem Irrtum heraus. In diesem Fall wagen die Forschenden sich auf unbekanntes Terrain, über das es allgemein nur wenig Wissen gibt, und versuchen eine Hypothese zu erhärten. Stellt diese sich dann als falsch heraus, hat der Wissenschaftler sich geirrt und das Forschungsprojekt gilt ebenfalls als gescheitert.
Aus der Geschichte sind aber auch Beispiele wie die von Ignaz Semmelweis bekannt, wo neue Erkenntnisse nicht anerkannt wurden, weil sie zum Beispiel bestehenden Theorien widersprachen.
Mehr über die verschiedenen Aspekte des "Scheiterns" in der Wissenschaft bei SWR2 Wissen
Medizin Blutvergiftung – Unterschätzte Lebensgefahr?
Ein vereiterter Zahn, ein banaler Infekt mit Halskratzen oder eine Schnittwunde am Finger genügen, schon gelangen Keime in den Körper. Was harmlos beginnt, kann sich binnen Stunden zu einer tödlichen Blutvergiftung entwickeln. Denn selbst Ärzte erkennen eine Sepsis oft nicht.
Medizingeschichte
Porträt Robert Koch – Ein Mikrobenjäger revolutioniert die Medizin
Robert Koch (1843 – 1910) gilt als Begründer der modernen Mikrobiologie und ist Namensgeber des berühmten Instituts in Berlin. Seine Forschung rettete Leben, ist heute aber sehr umstritten. Von Andrea Lueg (SWR 2020/2023) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/robert-koch | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@SWR2Wissen
Buchkritik Elinor Cleghorn – Die kranke Frau. Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen
Sind Frauen einfach hysterisch, wenn sie sich lautstark beschweren - oder spielen mal wieder ihre Hormone verrückt? Wie solche patriarchalen Mythen die Medizin bis heute prägen, das zeigt die promovierte Kunsthistorikerin Ellinor Cleghorn sehr anschaulich. | Rezension von Judith Reinbold. | Aus dem Englischen von Judith Elze und Anne Emmert | Kiepenheuer & Witsch Verlag, 494 Seiten, 25 Euro | ISBN 978-3-46200-015-3
Medizingeschichte HIV und Aids – Geschichte einer Pandemie
Für viele beginnt die Geschichte von AIDS Anfang der 1980er-Jahre – als neue, mysteriöse Immunschwäche, die vor allem Homosexuelle und Drogenabhängige trifft. Tatsächlich ist das HI-Virus wahrscheinlich schon 100 Jahre alt. Der erste Mensch mit dem HIV könnte ein Jäger gewesen sein. Und die Geschichte des HI-Virus ist noch nicht zu Ende erzählt. Von David Beck. (SWR 2020/2023) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/aids-geschichte | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Twitter: @swr2wissen | Blogger, Youtuber und Lehrer Bob Blume ist im Science Talk mit Ralf Caspary auf dem SWR Podcast-Festival zu Gast bei SWR2 Wissen. Tickets und Infos gibt es hier: http://swr.li/swr-podcastfestival