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Warum gibt es so viele Insektenarten?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Insekten bilden die mit Abstand größte Klasse im Tierreich. Sie stellen vermutlich mehr als die Hälfte, vielleicht sogar zwei Drittel aller Tierarten überhaupt. Es gibt Schätzungen zufolge allein bis zu 30 Millionen Käferarten.

Insekten: 500 Millionen Jahre Zeit zur Entwicklung

Das sind allerdings Hochrechnungen, gerade in den Tropen sind viele noch gar nicht bekannt. Wissenschaftlich beschrieben sind nur knapp eine Million Insektenarten. Doch warum gibt es gerade bei den Insekten eine so unglaubliche Vielfalt? Forscher haben dafür mehrere Erklärungen – die sich vermutlich ergänzen.

Zum einen gibt es Insekten schon sehr lange. Es gab sie schon vor mehr als 500 Millionen Jahren – lange bevor es Fische, Saurier oder Säugetiere gab. Und weil es sie schon so lange gibt, hatten sie viel Zeit, sich in der Evolution auseinanderzuentwickeln und in viele Arten aufzuspalten.

Kurzes Leben – schnelle Generationenabfolge: Evolution schreitet rasch voran

Begünstigt wurde das auch dadurch, dass Insekten verglichen mit anderen Tieren nur ein kurzes Leben haben. Die Generationsabfolge ist somit viel schneller, es gibt oft mehrere Generationen im Jahr und mit jeder Generation kann es zu kleinen genetischen Veränderungen kommen. Die Evolution der Insekten kann deshalb sehr viel schneller voranschreiten als die der Säugetiere.

Hox-Gene: kleine Änderungen im Erbgut ordnen Körperbauteile neu

Es gibt noch einen weiteren Grund für die vielen Insektenarten: Das ist der Körperbau. Insekten sind Gliederfüßer, sie haben somit – technisch gesprochen – einen modularen Aufbau aus Kopf, Beinen, Flügeln, Antennen. Der grundlegende Aufbau ist bei allen Insekten ähnlich. Welche Extremität sich wo genau entwickelt, wie lang sie wird und wozu sie genau genutzt wird – das ist von Insekt zu Insekt jedoch unterschiedlich.

Grundsätzlich lässt aber dieser modulare Körperbau unglaubliche viele Variationen zu. Der Körperbau wird dabei von einer bestimmten Gruppe von Genen – sogenannten "Hox-Genen" – gesteuert. Hier führen schon kleine Veränderungen im Erbgut zu neuen Anordnung der Körperbauteile. So können immer wieder neue Körperbaupläne entstehen und somit neue Insektenarten, die sich dann auf neue ökologische Nischen spezialisieren und auseinanderentwickeln können.

In diesem Punkt – dem modularen Körperbau – unterscheiden sich Insekten von Quallen oder Würmern, die zwar auch evolutionär schon sehr alt sind, von denen es aber nicht so viele Arten gibt. 

Das sind also die drei wichtigsten Faktoren, die Forscher für die große Zahl an Insektenarten verantwortlich machen:

  1. Es gab sie schon recht früh in der Evolution
  2. Die Generationenfolge ist sehr schnell
  3. Schon kleine genetische Veränderungen führen zu immer neuen Varianten in ihrem Körperbau.

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