3 "Stockwerke": Wolken sind in unterschiedlichen Höhen unterwegs
Das passiert meist dann, wenn sich Wolken in unterschiedlichen Höhen befinden, es also sowohl tiefhängende Wolken gibt als auch welche in höheren Luftschichten. Denn die Windrichtung ändert sich mit der Höhe. Ganz grob kann man dabei in der Atmosphäre drei "Stockwerke" unterscheiden. Ich fange mal im "Dachgeschoss" an, das befindet sich 9 bis 12 Kilometer über der Erde. Dort sind vor allem Cirruswolken unterwegs. Das sind die feinen Federwolken vor meist blauem Himmel, also die typischen Schönwetterwolken. Diese Wolken bewegen sich etwa in der Höhe, in der auch Flugzeuge fliegen und ihre Kondensstreifen hinterlassen. In dieser Höhe weht in unseren Breiten ein sehr starker Wind, der sogenannte Jetstream; er weht relativ kontinuierlich von West oder Nordwest. Entsprechend bewegen sich Cirruswolken und Kondensstreifen ebenfalls meist in diese Richtung.
Nordhalbkugel: Winde wehen tendenziell von West nach Ost
Dass der Jetstream grob Richtung Osten weht, hängt mit der Erddrehung zusammen. Ganz grob gesagt: Eigentlich "will" der Wind vom warmen Äquator zum kalten Nordpol, also von Süden nach Norden. Aber wegen der Erddrehung werden alle Wind auf der Nordhalbkugel nach rechts abgelenkt. Deshalb weht der Jetstream am Ende von West nach Ost. Wie das genau zusammenhängt, habe ich in einer anderen 1000-Antworten-Folge erklärt: "Warum weht der Wind überwiegend aus dem Westen?
Hoch- oder Tiefdruckgebiet? – Winde wehen in verschiedene Richtungen
Zurück zum Jetstream auf 9.000 bis 12.000 Metern Höhe. Darunter befindet sich ein relativ ausgedehntes Stockwerk. Das ist das, wo sich die Dynamik des Wetters hauptsächlich abspielt. Dort bewegen sich nämlich die Hoch- und Tiefdruckgebiete, die wir von den Wetterkarten als kreisförmige Gebilde kennen. Sie erscheinen deshalb kreisförmig, weil sich hier der Wind tatsächlich kreisförmig um sie herumweht. Um Hochdruckgebiete weht er dabei im Uhrzeigersinn, um Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn – zumindest auf der Nordhalbkugel der Erde. Entsprechend bewegen sich auch da die Wolken. Oft weht der Wind auch hier aus Westen, oft aber auch aus anderen Richtungen – je nachdem, wie die Hoch- und Tiefdruckgebiete gerade unterwegs sind und wo sich in dieser Gemengelage gerade mein Standort befindet.
Wenn wir jetzt eine Situation haben, in der es Wolken in beiden Stockwerken gibt, also zum Beispiel Cirruswolken oben in Flughöhe und Haufenwolken darunter, dann kann es sein, dass die Winde in den verschiedenen Höhen in unterschiedliche Richtungen wehen und entsprechend auch die Wolken sich in unterschiedliche, vielleicht sogar entgegengesetzte Richtungen bewegen.
Aber es gibt noch ein weiteres Stockwerk. Das ist das, was uns am nächsten ist – nämlich die ersten 1.000 bis 1.500 Meter über der Erdoberfläche. Das ist das "Erdgeschoss" der Atmosphäre. Diese Schicht ist dadurch gekennzeichnet, dass die Winde sich an der Erdoberfläche reiben und dadurch abgebremst werden.
Ich hatte gesagt, dass die Winde auf der Nordhalbkugel wegen der Erddrehung immer nach rechts abgelenkt werden – dieser Effekt wird auch als Corioliskraft bezeichnet – und der ist umso größer, je schneller der Wind weht. Wird der Wind in Bodennähe also abgebremst, wird er nicht mehr so stark abgelenkt. Im Vergleich zu dem Stockwerk darüber weht der Wind deshalb weiter nach links, und das kann als Winkel bis zu 45° aus machen.
Genau das machen sich Ballonfahrer zunutze, denn das ist eine der wenigen Möglichkeiten, wie ein Heißluftballon zumindest ein bisschen navigieren kann: Will ich weiter nach rechts, werfe ich Ballast ab, sodass ich in Schichten aufsteige, in denen der Wind weiter nach rechts weht. Wenn ich weiter nach links will, lasse ich Gas ab, sodass ich sinke.
Unterschiedliche Windverhältnisse lassen Wolken in verschiedene Richtungen driften
Betrachten wir jetzt nochmal unsere Wolken: Im Erdgeschoss der Atmosphäre weht der Wind bis zu 45° schräg im Vergleich zum Wind im ersten Geschoss. Und im Dachgeschoss kann er nochmal ganz anders wehen. Deshalb können die Wolken in den verschiedenen Luftschichten in unterschiedliche Richtungen driften.
Wetter Warum sind Wolken mal klar begrenzt (Schäfchenwolken), mal nicht?
Wolken haben in Wahrheit nie einen so scharfen Rand, wie man von unten manchmal meinen könnte. Die Erfahrung hat jeder schon mal im Gebirge gemacht oder wenn man im Flugzeug die Wolkendecke durchdringt. Es beginnt immer mit ein paar Nebelschwaden, die dann zunehmend dichter werden. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Wetter Warum hagelt es meistens tagsüber und nicht nachts?
Theoretisch kann es zwar nachts hageln, aber es ist in der Tat eher selten. Hagel entsteht völlig anders als Schnee. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.