Mehr als ein Loriot-Zitat
Nach Wilhelm Busch ist es erst wieder Loriot gelungen, als Künstler mit geflügelten Worten in allen Schichten volkstümlich zu werden. "Nicht nur zur Weihnachtszeit" hat zwar durch Bölls Satire eine neue, drohende Bedeutung bekommen, doch ist die Redewendung deutlich weniger populär als "Früher war mehr Lametta!"
Opa Hoppenstedts Stoßseufzer
Das muss man aus den Zeitumständen heraus verstehen, denn so etwa ab 1960 setzte sich die Überzeugung durch, man solle es mal "ohne viel Lametta" versuchen. "Ohne viel Lametta" hatte als Redensart fürs Schlichte aber keine Chance gegen Opa Hoppenstedts Stoßseufzer, der bis heute deutschlandweit Heiterkeit auslöst. Ähnlich die Ankündigung "Dicki möchte ein Gedicht aufsagen." Oder das Gedicht selbst: "Zicke Zacke, Hühnerkacke." Oder: "Ach, Kinder, ist das gemütlich!" – und "Es hat Puff gemacht." gehören ebenfalls zum Vorrat adventlichen Frohsinns.
Billige Stanniolstreifen als Eiszapfenersatz
"Weihnachten bei den Hoppenstedts" ist selbst schon sprichwörtlich geworden, während Lametta seine unangefochtene Stellung am Weihnachtsbaum und im Volksmund nicht erfolgreich verteidigen konnte. Zu billig wirkten die Stanniolstreifen am Baum als Ersatz für Eiszapfen aus Glas.
Ordensträger – mit Lametta behängt
Freilich hält sich weiterhin in der Soldatensprache die Bezeichnung "Lametta" und "viel Lametta" für den Behang von Ordensträgern. Auch die Dekoration selbst, die Litzen, Orden, Schützenschnüre, heißt so. Mitte der 1930er-Jahre wurde bereits die Parodie eines durch Claire Waldoff interpretierten Liedes beliebt, die Hermann Görings Ordensprunksucht durch den Kakao zog:
Weil es sich um Dekoration handelte, die man oft als billig, protzig, altmodisch und damit verzichtbar empfand, ergab sich die abfällige Redewendung "das ganze Lametta" für überflüssigen Kram jeder Art.
13.3.1946 Hermann Göring wird in Nürnberg vereidigt
13.3.1946 | Hermann Göring, bis 1945 u.a. Oberbefehlshaber der Luftwaffe, schwört, vor Gericht die Wahrheit zu sagen. | Nürnberger Prozesse
20.3.1946 Hermann Göring im Verhör
20.3.1946 | US-Ankläger Robert Jackson verhört Herrmann Göring. Es geht um ein Dokument zur Enteignung der jüdischen Bevölkerung, das Görings Unterschrift trägt. Hier fällt ein Begriff, der im Zentrum der nationalsozialistischen Verbrechen steht. | Nürnberger Prozesse