Die Zahl der Obdachlosen in Deutschland ist hoch. Anfang des Jahres hatten laut Wohnungslosenbericht der Bundesregierung 263.000 Menschen keine Wohnung. Der Großteil von ihnen kommt in Notunterkünften oder Heimen unter, andere sind verdeckt wohnungslos und schlafen bei Freunden oder Verwandten. Rund 37.400 Menschen leben obdachlos auf der Straße. Hinter diesen Zahlen stehen Einzelschicksale, aber auch ein sozialer Skandal.
Die Gäste bei Michael Steinbrecher:
Yasmina Filali
Die Schauspielerin Yasmina Filali weiß genau, wie es sich anfühlt, auf sich alleine gestellt zu sein. Sieben Jahre hat sie als Heranwachsende in einem Hamburger Kinderheim verbracht, eine raue Zeit. Heute engagiert sie sich in der Obdachlosenhilfe: „Kein Dach über dem Kopf zu haben und der Letzte auf einer Warteliste zu sein, dieses Gefühl kenne ich“, sagt die 47-Jährige.
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Karo
Was es bedeutet, sich nach einem langen Arbeitsleben keine Wohnung mehr leisten zu können, erzählt die Rentnerin Karo, 74. Sie wurde wegen Eigenbedarfs aus ihrer Kieler Wohnung geklagt und lebte zusammen mit ihren zwei Hunden drei Jahre lang in der Garage von Freunden. „Ich habe versucht, nach Außen den Schein zu bewahren“, sagt Karo. „Man sollte mir nicht ansehen, dass ich obdachlos war.“
Harry Pfau
Erst ging seine Beziehung in die Brüche, dann wurde er alkoholabhängig und schließlich verlor er Job und Wohnung: Harry Pfau lebte 13 Jahre lang auf den Straßen Stuttgarts. Heute verteilt der 61-Jährige Essen an Bedürftige. Er sagt: „Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man entscheidet, ob man untergeht oder noch einen Funken Würde in sich hat und sich das nicht länger antun will.“
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Katja Hübner
Würde zurückgeben, das war Katja Hübners Ziel, als sie sich mit dem Obdachlosen Marc anfreundete. Sie brachte ihm täglich Essen und bemühte sich, eine Unterkunft für den psychisch kranken Mann zu finden. Kurz vorm Winter wird er auf ihre Initiative hin in die Psychiatrie eingewiesen, wo die 53-Jährige ihn weiterhin besuchte: „Ich wollte ihm etwas Gutes tun, aber gegen seinen Willen - eine zweischneidige Sache.“
Burkhard Hellrung
Eigentlich wollte Burkhard Hellrung, 57, nur übergangsweise auf dem Campingplatz wohnen, nachdem er sich von seiner Frau getrennt hatte. Doch aus der Not wurde eine Dauerlösung. Der Erwerbsminderungsrentner aus Magdeburg kann sich keine Wohnung mehr leisten, und bereitet sich jetzt auf einen Winter im Wohnwagen vor: „Die größte Umstellung war für mich das Alleinsein.“
Prof. Dr. Gerhard Trabert
Sein ganzes Leben schon kümmert sich Professor Dr. Gerhard Trabert um Menschen in Armut. Dafür wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In einem umgebauten Kleinbus behandelt der 66-jährige Arzt in Mainz wohnungslose Patientinnen und Patienten und beobachtet: „Der soziale Abstieg reicht inzwischen ganz tief in unsere Gesellschaft hinein.“
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Literatur zur Sendung:
Gerhard Trabert
Katja Hübner