Sendung am 02.09.2022 (Wdh.)

Pillen, Drinks und Drogen – der tägliche Kick

Stand

Drogen – das verbinden die meisten mit Heroin, Kokain und Ecstasy, mit Bahnhofsviertel und zwielichtigen Dealern. Doch Drogen sind alltäglich und finden sich zuhause im Küchenschrank und auf dem Nachttisch.

Die Gäste bei Michael Steinbrecher:

Markus Majowski

Markus Majowski

Markus Majowski scheint als Schauspieler stets auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Und doch begleiteten ihn Drogen seit seiner Jugend. Genauso wie Entzüge und Versuche, dem Kokain zu entrinnen. Die Sucht war immer stärker. „Die Drogen haben mich getröstet”, sagt er heute, aber auch: „Es war ein schleichender Selbstmord.” Erst, als er aus überraschender Ecke unter massiven Druck gesetzt wurde, gelang ihm der endgültige Ausstieg.
Links: Homepage - Instagram - Narcotics Anonymous - Hotline: 0800-4453362

Tanja Eisele

Tanja Eisele und Tim Kranski

Auch Tanja Eisele war jahrelang abhängig: Der Alkohol half der Alleinerziehenden, die Einsamkeit erträglich zu machen. Sie funktionierte im Job, funktionierte als Mutter – aber nur mit seiner Hilfe. „Mein Sohn musste früh die Kinderschuhe ausziehen und hat auf mich aufgepasst“, sagt sie. Ihr Sohn Tim Kranski, der damals als Schulkind ihren Alkoholismus und ihre Stimmungsschwankungen miterlebte, erinnert sich: „Manchmal hatte ich Angst um meine Mutter. Und manchmal hatte ich Angst vor ihr.“

Christian Rätsch

Dr. Christian Rätsch

Christian Rätsch dagegen sieht den Rausch als Geschenk und als etwas, das dem Menschen als Bedürfnis angeboren ist: Als Ethno-Pharmakologe ist er Spezialist für Heilpflanzen. Er selbst kifft, seit er zwölf Jahre alt ist, Cannabis ist sein „täglich Brot“, wie er sagt. LSD und Zauberpilze spart er sich hingegen für besondere Anlässe auf. Er ist davon überzeugt: „Wir brauchen diesen täglichen Kick, um zu funktionieren.“
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Özlem Alarslan

Özlem Arlaslan

Der tägliche Wachkick-Effekt war es, der Özlem Alarslan in die Sucht zog: Zehn Jahre lang war sie abhängig von Energydrinks. Wie bei vielen jungen Menschen gehörten die Wachmacher aus der Dose zu ihrem Alltag dazu. Bis die Folgen immer massiver wurden: Herzrasen, Kopfschmerzen, Schwitzattacken und Aggressionen. Und sie endlich entschied: „Das war mein letzter Energydrink.“ Heute sagt sie: „Der größte Vorteil war, dass ich nicht mehr in diesem Gefängnis der Sucht war.“
Links: Instagram - Youtube

Kerstin Herrnkind

Kerstin Herrnkind

Hilflos zusehen, wie ihr eigener Bruder 25 Jahre lang in seiner Sucht gefangen war, musste Kerstin Herrnkind. Als sie das erste Mal davon erfuhr, dass ihr Bruder heroinabhängig war, reagierte sie fassungslos: „Diese Horrordroge? Mein kleiner Bruder? Ich konnte es nicht glauben“, sagt sie. Uwe rutschte in eine schwere Drogensucht. Und obwohl Herrnkind alles versuchte, um für ihn da zu sein, konnte sie ihn letztlich doch nicht retten.
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Tobias Rüther

Dr. Tobias Rüther

Der Psychiater Tobias Rüther weiß, dass Sucht als psychische Erkrankung begünstigt wird durch Umwelt, Familie, Gene und Persönlichkeitsmerkmale. Der Suchtmediziner weiß aus seiner Arbeit aber auch, dass jeder Mensch in eine Abhängigkeit geraten kann: „Es gibt für die meisten Drogen eine sensible Phase im Jugendalter“, sagt er. Das reifende Gehirn sei besonders gefährdet – deshalb sieht Rüther Aufklärung als wichtigstes Instrument, um Drogenmissbrauch vorzubeugen.
Links: LMU-Klinikum - Tabakambulanz - Chemsex-Ambulanz

Literatur zur Sendung:

Markus Majowski

Kerstin Herrnkind

Dr. Christain Rätsch

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Autor/in
SWR