Heizen mit nachwachsendem Rohstoff

Ist Heizen mit Holz nachhaltig?

Stand
Autor/in
Julia Müller
Onlinefassung
Annika Angele

Wegen der hohen Gas- und Strompreise suchen viele nach alternativen Heizarten. Eine davon ist Holz. Angeblich soll das Heizen mit Holz klimaneutral sein – stimmt das?

Heizen mit Holz - Katastrophe für das Klima?! I Ökochecker SWR

Inhalt

Was ist das Problem am Heizen mit Holz? 

Bei der Holzverbrennung, vor allem bei Kaminöfen, entsteht viel Staub. Dieser enthält viele Rußpartikel, erklärt Patrick Huth von der Deutsche Umwelthilfe. Ruß habe eine bis zu 3.200-mal höhere Klimawirkung als Kohlenstoffdioxid (CO2). Rußpartikel haben eine dunkle Färbung. Sie seien Teil des Feinstaubes und werden weit getragen. 

Rußpartikel, die wir in Nordeuropa ausstoßen, sind teilweise auf den Schnee- und Eisflächen in der Arktis zu finden. Da die Partikel dunkel sind, reflektieren sie weniger Sonnenlicht. Die Eisflächen, wärmen sich stärker auf und schmelzen schneller.   

Wenn alle beim Heizen auf Holz umsteigen würden, wäre das laut dem Experten für Luftqualität eine Katastrophe: Aus Luftreinhaltesicht, Klimaperspektive und für die Waldökologie. Denn für das Holz, mit dem wir heizen, werden Wälder abgeholzt.   

Warum sind Wälder wichtig? 

Wälder sind für ein gutes Klima wichtig, denn sie entziehen der Umgebung CO2 und geben Sauerstoff wieder an sie ab. Nach Berechnungen des Thünen-Instituts kompensieren die deutschen Bäume etwa sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland. Dafür haben die lebenden Bäume hierzulande rund 1.2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden. 

Tannenbäume im Wald binden Kohlenstoffdioxid und wandeln ihn in Sauerstoff um.
Die Bäume im Wald entziehen der Umgebung CO2 und geben Sauerstoff wieder an sie ab.

Dieser Speichereffekt bleibt nur erhalten, solange das Holz nicht verbrannt wird. Zwar wird beim Verbrennen nicht mehr Kohlenstoff frei, als vorher durch die Bäume gebunden wurde. Der Wald wird aber auch benötig, um CO2 aus anderen Quellen, wie zum Beispiel dem Straßenverkehr oder der Industrie, zu binden. Heizen mit Holz ist damit nicht klimaneutral. Außerdem ist der Wald Lebensraum und -grundlage für viele verschiedene Arten. Er kühlt seine Umgebung und kann sogar Hochwasser verhindern.   

 Wie schädlich ist Heizen mit Holz für unsere Gesundheit? 

„Insgesamt ist es so, dass wir in Deutschland nach wie vor pro Jahr mehrere zehntausend vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub haben“, sagt Patrick Huth. In Deutschland gebe es ungefähr elf Millionen Kaminöfen und eine Million Zentralheizungskessel. Diese Anlagen würden deutlich mehr Feinstaub ausstoßen als beispielsweise die Motoren von Fahrzeugen im Straßenverkehr. Feinstaub habe sowohl kurzfristige als auch langfristige gesundheitliche Effekte: Er kann zu Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen oder zu Krebs führen. 

Der Experte für Luftqualität hat Messungen in Wohngebieten durchgeführt, in denen Anwohner viel mit Holz geheizt haben. Die Partikelbelastung sei dort teilweise höher als an einer stark befahrenen Straße während des Berufsverkehrs. Weitere Messungen würden zeigen, dass bei der Ofennutzung die Anzahl der ultrafeinen Partikel auch im Innenraum ansteigen könne. 

Sind Pellets die bessere Alternative?

Pelletöfen werden in den letzten Jahren immer beliebter: Von 2012 (278.606 Pelletheizungen) bis 2021 (570.000 Pelletheizungen) hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Pellets bestehen aus einem Abfallprodukt: Der Grundstoff für die Pellets, sogenannte Späne, entsteht beim Zersägen der Baumstämme. Diese werden in großen Öfen getrocknet und anschließend gepresst. Das Holz der fertigen Pellets hat eine Feuchtigkeit von zehn Prozent - das ist wichtig, denn so entstehen beim Verbrennen weniger Schadstoffe. 

Eine große Ersparnis im Vergleich zum Heizen mit Gas oder Strom sind auch Holzpellets nicht: Laut Patrick Huth sind die Preise im letzten Jahr für Brennholz und Pellets stark angestiegen. Bei Pellets sei inzwischen das Preisniveau ähnlich hoch wie bei Heizöl. 

Sind Pellets als Nebenprodukt nachhaltiger? 

„Das, was wir verarbeiten, ist kein Produkt, das wir extra dafür herstellen. Das sind Sägenebenprodukte, also Abfall im Endeffekt und aus diesen machen wir Pellets“, erklärt Wilhelm Planner, Betriebsleiter eines Säge- und Pelletwerks.  

Pellets aus Sägespänen stehen in Flammen. Im Hintergrund sind Holzbalken aufeinander gestapelt.
Pellets bestehen aus Sägespähnen einem Abfallprodukt, das beim Zersägen von Bäumen entsteht. Sie können zum Heizen verwendet werden.

Patrick Huth von der Deutschen Umwelthilfe empfiehlt Verbrauchern und Verbraucherinnen dennoch, sich die Fragen zu stellen, ob es für das Holz andere Verwendungsmöglichkeiten und ob es andere Heizalternativen gibt, die nachhaltiger sind. Seiner Meinung nach ist in vielen Fällen, gerade im Gebäudebereich, die Wärmepumpe die bessere Lösung. 

Immerhin: Pellets brennen gleichmäßiger ab und sind garantiert wasserarm. Außerdem können Verbraucher bei den Pellets weniger falsch machen, weil die Verbrennungsanlage automatisiert ist. Dadurch werden nicht mehr Schadstoffe ausgestoßen als unbedingt nötig. 

Auf welche Siegel lohnt es sich beim Holzkauf zu achten? 

Patrick Huth empfiehlt, beim Scheitholz auf regionales Holz zurückzugreifen, das aus einem nachhaltig bewirtschafteten Wald stammt.  

Weil Pellets genormt sind, können Konsumenten beim Kauf auf Qualitätsklassen wie ENplus achten. Bei dem Siegel kann man sich sicher sein, dass Industrie-Restholz und chemisch unbehandeltes Gebrauchtholz zum Einsatz kommen. DINplus kontrolliert zusätzlich den Herstellungsprozess. 

Mittlerweile sei die Forstwirtschaft PEFC-zertifiziert (Programme for the Endorsement of Forest Certification), zum Teil auch FSC (Forest Stewardship Council), sagt Thomas Wittmann. 

FSC und PEFC wollen beide für eine nachhaltige Waldwirtschaft stehen. PEFC wird als schwächer eingeschätzt, bei FSC seien die Kontrollen strenger und genauer, denn jeder Einzelbetrieb werde geprüft. Am besten ist das Naturland-Siegel, denn es steht für eine ökologische Waldwirtschaft ohne Kahlschläge, Pestizide und Dünger. 

PEFC-Siegel, FSC-Siegel und Naturlandsiegel sind fokussiert. Im Hintergrund sind Holzblöcke aufeinandergestapelt.
An diesen Siegeln können sich Verbraucher und Verbraucherinnen beim Holzkauf orientieren.

Welcher Ofen ist der richtige?

Beim Kauf empfiehlt das Umweltbundesamt, einen Kamin mit hoher Energieeffizienzklasse zu wählen: Die sparsamsten Kaminöfen erreichen Energieeffizienzklasse A+. Käufer und Käuferinnen können auf eine möglichst hohe Energieeffizienz-Kennzahl von etwa 120 Prozent achten.  

Das Siegel des Blauen Engels für Kaminöfen für Holz kann beim Kauf eines Kaminofens von Konsumenten ebenfalls als Orientierung herangezogen werden. Er zeichnet Geräte aus, die niedrige Staub- und Schadstoffemission haben und zudem bedienerfreundlich sind. 

Ist das Aufrüsten von Öfen sinnvoll? 

Patrick Huth von der Deutschen Umwelthilfe empfiehlt Ofenbesitzern und Ofenbesitzerinnen, ihren Ofen mit Filtern, einem sogenannten Partikelabscheider nachzurüsten. Diese Filter seien beim Ofen nicht ins Gerät integriert, sondern werden im Schornstein oder an der Schornsteinmündung installiert und können deswegen nachgerüstet werden. Derzeit koste ein Filter etwa 2.000 Euro

Messungen haben gezeigt, dass diese Filter besonders gut geeignet sind, um ultrafeinen Partikel herauszuholen, sagt der Experte. Gerade diese sind mit für Gesundheitsschäden verantwortlich. Dabei gebe es eine Minderungsrate von über 90 Prozent

Fazit

Holz zum Heizen als nachwachsender Rohstoff wirkt auf den ersten Blick grün und nachhaltig – ist es aber nicht. Beim Heizen mit Holz können Stoffe frei werden, die schädlich für unsere Umwelt und unsere Gesundheit sind. Außerdem unterscheiden sich die Öfen in ihren Energieeffizienzklassen. Wenn ihr schon einen Ofen zu Hause habt, könnt ihr ein paar Dinge beachten. Ihr könnt euren Ofen nachrüsten oder beim Holzkauf auf verschiedene Siegel achten.  

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Julia Müller
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Annika Angele