Stumme Herzinfarkte - fast ohne Symptome - sind gefährlich, das Risiko für weitere Infarkte steigt. Wie der stille Infarkt erkennbar ist, und wie die Zeitumstellung einwirken kann.

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Ein Herzinfarkt - ohne dass man etwas davon spürt. Solche stummen Infarkte kommen häufig vor und sind gefährlich. Denn wenn der Infarkt ohne Behandlung bleibt, nimmt das Risiko für weitere Herzinfarkte zu.
Man geht davon aus, dass 40 Prozent aller Infarkte ein stummer Infarkt waren. Das heißt, dass die Patienten entweder keine Symptome hatten oder ihre Symptome anders zugeordnet haben.
Wer ist besonders betroffen? Wie erkennt man trotz fehlender Anzeichen - wie etwa Schmerzen - einen stillen Infarkt? Wir erklären, was dahintersteckt und warum die Zeitumstellung auf die Sommerzeit Einfluss auf Herzerkrankungen haben kann.
Wer vom stummen Infarkt betroffen sein kann
Starke Brustschmerzen, die in den linken Arm sowie den Kiefer ausstrahlen, Atemnot und Schwindel: Das sind die Symptome, bei denen hoffentlich jeder sofort an einen Herzinfarkt denkt. Denn schnelle Hilfe ist dann überaus wichtig - oft sogar überlebenswichtig.
Aber manchmal fehlen diese typischen Symptome. Dann spricht man von einem stummen oder stillen Infarkt. Ein stummer Herzinfarkt kann genauso gefährlich sein wie ein klassischer Infarkt. Und er kann auch sportliche Menschen treffen.
Dank moderner Diagnostik, vorausgeplanter Stents und Medikamenten können Betroffene aber einen aktiven Lebensstil fortführen. Das Ziel ist dann, künftige Infarkte zu verhindern.
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Wie ein stiller Herzinfarkt bemerkt wird
In unserem Fallbeispiel wird der stumme Infarkt bei einem Routine-Check beim Arzt festgestellt. Beim Herz-Ultraschall stellt der Kardiologe Unregelmäßigkeiten bei der Fließgeschwindigkeit fest – im Herz-MRT wird daraufhin ein Hinterwandinfarkt des Herzens diagnostiziert.
Der Patient kann es kaum glauben, denn davon hat er nichts bemerkt. Da er seit Jahren unter Bluthochdruck leidet, nimmt er täglich blutdrucksenkende Medikamente und lässt sich regelmäßig ärztlich untersuchen.
Ursachen für einen stummen Infarkt
Auch wenn Patienten es nicht bemerken, können Herzkranzgefäße stark verengt oder verschlossen sein. Häufiger Grund dafür sind Ablagerungen aus Kalk und Fett in den Gefäßwänden. Auch Blutgerinnsel können den Durchfluss behindern.
Das von dem Gefäß versorgte Gebiet bekommt dadurch keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr. Wenn nicht schnell gehandelt wird, stirbt das betroffene Gewebe im Herz ab.
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Typische und untypische Symptome für einen Herzinfarkt
Klassischerweise führt ein Herzinfarkt häufig zu starken Schmerzen in der Brust. Sie sind flächenhaft, teils brennend. Viele empfinden auch ein drückendes Engegefühl.
Manchmal kann der Schmerz auch in den Oberbauch ausstrahlen, in Hals oder Arme oder den oberen Rücken. Häufige Begleitsymptome sind Schwindel, Atemnot oder Übelkeit.
Diese Symptome können aber auch fehlen oder sich anders zeigen. PD Dr. Kathrin Julia Weidner, Internistin am Universitätsklinikum Mannheim, beschreibt atypische Symptome zum Beispiel auch mit ausschließlich Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder auch Rückenschmerzen, die nicht zuzuordnen sind.
Die Oberärztin berichtet über manche Patienten: „Sie bemerken den stummen Infarkt erst an einer Herzschwäche - das heißt, Leistungsveränderungen. Sie sind nicht mehr so fit, müde, haben mehr Luftnot.“
Wenn die Schmerzen immer wieder auftreten und bezüglich ihrer Intensität bekannt sind, dann ist es dringlich und es muss abgeklärt werden beim Hausarzt oder Kardiologen. Wenn es neu aufgetretene Schmerzen sind, dann ab in die Notaufnahme.
Ursachen für atypische Symptome eines Herzinfarkts
Gründe für untypische Symptome für einen Infarkt gibt es viele:
- Diabetes: Ein hoher Blutzuckerspiegel kann auf Dauer die Nerven am Herzen schädigen und so das Schmerzempfinden stören.
- Kleines Infarktareal: Ist nur ein kleiner Teil des Herzens vom Infarkt betroffen, können Beschwerden auch milder ausfallen.
- Stark verengte Herzkranzgefäße: Der Verschluss ist dadurch manchmal weniger schmerzhaft.
- Psychologische Faktoren: Gerade atypische Beschwerden werden oft bagatellisiert und verdrängt.
Der stumme Infarkt ist genauso gefährlich wie der klassische Herzinfarkt. Denn nur weil Sie die Symptome nicht verspüren, bleibt das, was am Herzen passiert, dennoch gleich.
Therapie bei einem stummen Infarkt
Wenn ein Patient Schmerzen bemerkt und sich rechtzeitig ins Krankenhaus begibt, haben die Kardiologen die Chance, das Gefäß rechtzeitig zu eröffnen, bevor Herzmuskelgewebe abstirbt.
Wenn der Infarkt verpasst wird, stirbt Herzmuskelgewebe ab. Je nachdem wie groß das Areal war, und welches Gefäß betroffen ist, kann das Herz dadurch gravierende Funktionseinschränkungen erfahren.
Um lebendiges Gewebe zu erhalten, können in enge Herzkranzgefäße mit dem Herzkatheder Stents eingesetzt werden - kleine Metallgitter, die die Gefäße aufhalten, um eine gute Durchblutung zu garantieren.
Auch Medikamente gegen Herzschwäche können helfen. Die Pumpfunktion des Herzens kann sich verbessern und normalisieren.
Möglicherweise müssen Patientinnen und Patienten auch nach dem Eingriff weiterhin Medikamente einnehmen. Sie sollen Gerinnselbildung vorbeugen, die Gefäße erweitern, Blutdruck und das Cholesterin senken. Die Therapie soll vor allem helfen, einen erneuten Infarkt zu verhindern.
Einen aktiven Lebensstil sollten Betroffene beibehalten. Internistin PD Dr. Weidner empfiehlt: „Sie dürfen alles tun an körperlicher Betätigung, was Ihnen guttut. Sie müssen nur lernen, auf Ihren Körper zu hören und entsprechend zu handeln. Aber es gibt keine Einschränkung.“
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Schnell handeln bei Verdacht auf Herzinfarkt
Wer unsicher ist, ob es sich bei neuen Beschwerden möglicherweise um einen stillen Infarkt handelt, dem rät die Fachärztin als Erstes:
Nicht mehr selbst Autofahren. Wenn man die Vermutung hat, dass man einen Herzinfarkt hat, ruft man entweder den Rettungsdienst. Oder wenn man Hemmungen hat, lässt man sich zumindest zum Arzt des Vertrauens - also Hausarzt oder Kardiologen - fahren.
Frauen leiden häufiger unter atypischen Symptomen bei Herzinfarkt
Die Oberärztin erklärt zur Situation bei Frauen: „Wenn man sich die Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet, ist es geschichtlich gesehen so, dass Frauen seltener in die Kategorie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesteckt werden. Mit Frauen assoziiert man eher Krebserkrankungen wie Brustkrebs. Das heißt, die Symptome, die häufig auch atypisch sind, können fehlgedeutet werden.“
In Studien sei zudem belegt worden, dass Frauen deutlich länger brauchen oder mehr zögern, den Rettungsdienst zu rufen.
Vorbeugen vor einem Herzinfarkt: So wichtig ist guter Schlaf
Generell gilt, Schlaf und vor allem Tiefschlaf schützen Herz und Kreislauf auf verschiedene Weise: Der Blutdruck sinkt um mindestens zehn Prozent. Das Herz schlägt ruhiger. Zucker- und Fettstoffwechsel werden optimiert - und weniger Stresshormone ausgeschüttet.
Anders ist es bei dauerhaftem Schlafmangel und bestimmten Schlafstörungen: Der Blutdruck bleibt oft hoch. Arteriosklerose kann sich verschlechtern. Und das Risiko für Übergewicht und Diabetes steigt.
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Herzinfarkt durch Zeitumstellung?
Wenn Ende März die Zeit umgestellt wird, von der Winterzeit auf die Sommerzeit, und deshalb eine Stunde Schlaf fehlt, wirkt sich das für manche Menschen auch auf die Herzgesundheit aus.
Forscher der Uni Köln haben untersucht, ob akute Herzinfarkte in den Wochen nach Zeitumstellungen zunehmen. Für ihre Meta-Analyse haben sie zwölf Studien aus zehn Ländern untersucht.
Das Ergebnis: Nach den Zeitumstellungen im Frühjahr wurden tatsächlich mehr Herzinfarkte beobachtet. Die relative Risikoerhöhung betrug vier Prozent. Durch das Zurückstellen der Uhr im Herbst änderte sich das Infarktrisiko nicht.
Warum die verlorene Stunde Schlaf riskant sein kann
Professor Joachim Maurer, Leiter der Sektion Schlafmedizin an der Universitätsmedizin Mannheim, überrascht diese erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen akuten Herzinfarkt nicht. Denn weniger schlafen bedeute weniger Zeit für Erholung, sagt Maurer.
Auch durch die Angst zu verschlafen, entstehe womöglich bei manchen Patienten Stress. „Das ist für einen herzgefährdeten Patienten immer eine Zunahme des Risikos“, so Professor Maurer.
Aus medizinischen Gründen hat der Schlafexperte eine klare Position zum Thema Sommerzeit. Wenn man „das Risiko Zeitumstellung“ abschaffen würde, „dann steigen einfach die Chancen, dass ich einzelne Menschen rausfische, die auffallen, bevor sie den Herzinfarkt bekommen und die ich dann davor bewahren kann.“
Zeitumstellung: Tipps für die innere Uhr vom Experten
Menschen mit gesundem Herz stecken die Zeitumstellung gut weg. Wer aber bereits ein erhöhtes Infarktrisiko hat, bei dem macht das Vorstellen der Uhr im Frühjahr unter Umständen einen Unterschied.
Wer besser klarkommen möchte mit dem verkürzten Schlaf durch die Zeitumstellung und dem dadurch ausgelösten Stress für das Herz-Kreislauf-System, dem empfiehlt der Schlafmediziner Professor Joachim Maurer, die innere Uhr schrittweise an die neue Zeit anzupassen.
Der Schlafexperte erklärt: „Einfach die Zeitumstellung nach vorne ziehen im Frühjahr und idealerweise eine Woche vorher damit beginnen, schrittweise den Wecker ein bisschen früher zu stellen. Also wenn ich sonst um 6 Uhr aufstehe, stelle ich mal auf 10 vor 6.“
Gleichzeitig empfiehlt Professor Maurer, jeden Tag auch etwas früher ins Bett zu gehen. „Sodass man die Chance hat, wenn die wirkliche Zeitumstellung kommt, nur noch ein paar Minuten nachbessern zu müssen.“
Die wichtigsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt
Internistin PD Dr. Weidner sieht bei den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren an erster Stelle das erhöhte Cholesterin, erhöhten Blutdruck, Diabetes und Nikotinkonsum, also das Rauchen.
Der Cholesterinwert als entscheidender Risikofaktor sollte individuell, also für jede Patientin und jeden Patienten, richtig eingestellt sein, so die Oberärztin. „Es gibt keinen Normalwert für das Cholesterin, sondern es gibt für jeden Patienten den optimalen Cholesterinwert. Den berechnen wir anhand von Risikofaktoren und Begleiterkrankungen.“
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Außerdem empfiehlt die Oberärztin, sich ausreichend zu bewegen. „Da ist die Richtlinie ungefähr 150 Minuten moderates Training die Woche.“ Ausdauer- und Kraftsport sollten sich dabei abwechseln.
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Es gibt beim Arzt den Check 35 und den Check 50. Zum Check 50 gehören auch Blutuntersuchungen, bei denen die sogenannten Cholesterinwerte inbegriffen sind.
Es wird ein EKG geschrieben und unter Umständen werden auch Stressuntersuchungen durchgeführt, wie zum Beispiel auf dem Fahrrad-Ergometer. Auch ein Herz-Ultraschall gehört hier dazu.
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Speziell wichtig: der Blutwert Lipoprotein a
Ein weiterer Risikofaktor für einen Herzinfarkt ist das sogenannte Lipoprotein a. Dazu wird laut Internistin PD Dr. Weidner empfohlen, den Blutwert des Lipoprotein a bei Männern einmal im Leben und bei Frauen einmal vor und einmal nach der Menopause zu bestimmen.
Dieser Blutwert erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und ist bei allen Menschen genetisch bedingt. Je nachdem wie hoch der Wert des Lipoprotein a ist, muss mit den anderen persönlichen Risikofaktoren entsprechend umgegangen werden.
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