Wischmopp, Fensterleder und Glitzi-Schwamm: Vileda ist Weltmarktführer bei der Putzausrüstung. Wie gut ist die Qualität? Und wie innovativ und fair ist die Firma aus Weinheim?
Die Geschichte von Vileda reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Alles beginnt 1849 in Weinheim im Rhein-Neckar Kreis. Die Stadt ist damals bekannt für ihre Lederproduktion. Auch Carl Johann Freudenberg gründet eine Gerberei in Weinheim. Doch als Leder im Zweiten Weltkrieg knapp wird, entwickelt das Unternehmen ein synthetisches Leder aus mit Kautschuk getränktem Vlies und stellt daraus Handtaschen her. Durch einen Zufall entdecken die Mitarbeiter, dass sich das Leder prima zum Fensterputzen eignet. Das „Vileda Fenstertuch“ ist geboren und geht 1948 in Produktion. Seit 1962 ist Vileda eine eigene Vertriebsgesellschaft mit Hauptsitz in Weinheim. Vileda gehört zum Freudenberg-Konzern.
Vileda-Wischmop im Praxischeck und Labortest
Wir vergleichen vier Wischmops miteinander: Den Verkaufsschlager von Vileda, den Ultramat im Set mit Eimer für 19,99 Euro und den Konkurrenten Combi Clean M für 19,95 Euro von Leifheit. Gegen die beiden Markenprodukte treten zwei Eigenmarken an: Edeka zuhause Profi Wischer plus Eimer für 13,98 Euro sowie das Profissimo Wischset Premium von DM mit Teleskopstange und Eimer für 9,35 Euro.
Im Praxischeck fällt auf: Obwohl die Markenprodukte Auswringkörbe haben, müssen die Testerinnen die Bezüge zusätzlich mit der Hand auswringen. Die Wischbezüge sind sonst zu nass fürs empfindliche Parkett. Die Eigenmarken haben keinen Auswringkorb. Beim Praxischeck können Vileda und das Wischset von dm punkten.
Im Labor werden die Wischbezüge auf ihre Wasseraufnahme sowie auf Streifen- und Schlierenbildung getestet. Zudem nehmen die Tester die Reinigungsleistung mit verschiedenen Schmutzarten und auf unterschiedlichen Untergründen unter die Lupe. Die Eigenmarken hinterlassen weniger Schlieren- und Streifen, dafür ist die Wischleistung bei den Markenprodukten um etwa zehn Prozent höher.
Schwämme, Tücher, Lappen
Vileda hat neben Wischmops auch Schwämme, Tücher und Lappen im Sortimen; der Glitzi-Schwamm ist sogar eine Erfindung der Weinheimer. Im Praxischeck der Wischschwämme tritt der Glitzi Plus von Vileda für 30 Cent/ Stück gegen den Scotch Brite für 95 Cent, die Edeka-Eigenmarke für 33 Cent und die dm-Eigenmarke für 13 Cent an. Der Glitzi-Schwamm reinigt zwar gut, löst sich aber recht schnell auf. Gewinner ist der Schwamm von Edeka.
Image: hochwertig und traditionell
Vileda hat bei 100 von uns befragten Passanten ein hochwertiges und traditionelles Image. Das Unternehmen selbst setzt auf Innovation und Bequemlichkeit. Doch die Werbestrategie der Weinheimer ist verbesserungswürdig, finden Experten.
Vileda schaltet kaum klassische Werbung, die in der Regel auch sehr teuer ist. Die Putzmittelmarke setzt auf ihren hohen Bekanntheitsgrad. In Umfragen geben 95 Prozent der Befragten an, die Marke Vileda zu kennen. Die Weinheimer versuchen junge Kunden via Social-Media zu erreichen – mit mäßigem Erfolg: Die Vileda-Accounts haben nur wenige Follower.
Innovationen: Vileda hatte viele Neuerungen in der Vergangenheit
Vileda hat das erste Fensterleder entwickelt, das war 1948. Auch der Glitzi-Schwamm und der Bodenwischmob mit Auswringkorb waren Innovationen der Marke Vileda. Derzeit sind besonders elektrische Haushaltshelfer gefragt, wie etwa elektrische Fensterputzgeräte. Stiftung Warentest hatte 2019 insgesamt elf Fenstersauger getestet, Vileda belegte dabei den letzten Platz. Das Gerät habe nur mittelmäßig gereinigt und aus den Lüftungsschlitzen sei Schmutzwasser ausgelaufen, urteilten die Tester. Vileda forscht zwar ständig an der Weiterentwicklung seiner Produkte, hinkt aber teilweise der Konkurrenz hinterher.
Fairness: Freudenberg-Konzern präsentiert sich nachhaltig und umweltfreundlich
Der Freudenberg-Konzern hat an seinem Hauptstandort eine Kindertagesstätte errichtet. Außerdem bezuschusst das Unternehmen seiner Arbeitnehmer ab dem zweitem Kind. Das Ziel: Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und mit dem Unternehmen identifizieren können. Allerdings gibt bei Freudenberg keinen Betriebsrat. Gewerkschaftskreise bestätigen uns aber, dass es grundsätzlich eine faire Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern gebe.
Das Unternehmen produziert in 55 Ländern, darunter auch in Billiglohnländern. Im Ausland engagiert sich der Freudenberg-Konzern an allen Produktionsstandorten mit sozialen Projekten für Bildung und Umwelt.
Fazit
- Bei der Qualität kann Vileda nur teilweise überzeugen.
- Das Image ist gut, die Marke etabliert. Nachholbedarf gibt es bei der jungen Zielgruppe.
- Vileda war lange Zeit innovativer Vorreiter in der Branche. Doch bei den elektrischen Fensterputzern hinkt das Unternehmen der Konkurrenz hinterher.
- Bei der Fairness schneidet Vileda gut ab. Der Konzern legt Wert auf faire Arbeitsbedingungen und soziales Engagement.