Martin Walser ist tot. Er ist am 28. Juli 2023 im Alter von 96 Jahren am Bodensee gestorben, so berichten die Medien. Der am 24. März 1927 in Wasserburg geborene Schriftsteller zählte zu den prägenden Intellektuellen der bundesrepublikanischen Epoche. Zuletzt lebte Walser in Nußdorf bei Überlingen (Bodenseekreis).
SWR Intendant Kai Gniffke zum Tod Martin Walsers
SWR Intendant Kai Gniffke trauert um den Schriftsteller und prägenden Denker aus Baden-Württemberg: „Mit Martin Walser haben wir einen der bedeutendsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur und einen streitbaren Intellektuellen verloren. Mit seinem Werk und seiner Beteiligung an gesellschaftlichen Debatten hat er einen unschätzbaren Beitrag zum kulturellen Diskurs unserer Zeit geliefert. Martin Walsers Karriere begann 1949 beim damaligen Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart. Hier leistete er als Redakteur und Hörspielautor einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau des Rundfunks nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Tod erfüllt uns mit großer Trauer.“
Biografie Martin Walser
Martin Walser, wurde am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren; seine Eltern betrieben ein Bahnhofslokal und eine Kohlenhandlung. Nach der Oberrealschule wurde Walser als Flakhelfer eingezogen, das Kriegsende erlebte er als Soldat der Wehrmacht. Nach dem Krieg folgte ein Studium der Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie. 1950 heiratete er Katharina Neuner-Jehle, „Käthe" genannt. Für sein literarisches Werk erhielt Martin zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden „Pour le Mérite“ ausgezeichnet und zum „Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres“ ernannt. Walsers Bücher wie „Ein fliehendes Pferd,“ (1978), „Verteidigung der Kindheit“ (1992), „Ein liebender Mann“ (2008), „Muttersohn“ (2011) waren Bestseller, seine Essays und Interviews Aufreger ihrer Zeit. Martin Walser scheute sich nicht vor umstrittenen Positionen; er nahm auch intellektuell unbequeme Positionen ein und vertrat sie. Allein seine Auseinandersetzungen mit der deutschen NS-Vergangenheit und dem Holocaust haben wichtige Marker im öffentlichen Diskurs gesetzt; darunter: „Unser Auschwitz“ (1965), „Auschwitz und kein Ende“ (1979) bis hin zur Friedenspreisrede 1998.
Programm im Gedenken an Martin Walser
Im Gedenken an Martin Walser ist auf SWR Kultur ein Onlinedossier mit Nachruf und verlinkten Medien abrufbar. Dort sind zum Beispiel drei Dokumentationen zu sehen, die eine Art Trilogie bilden und zu wichtigen Lebensdaten Martin Walsers produziert wurden: „Martin Walser – Eine Deutschlandreise“, Erstsendung anlässlich seines 75. Geburtstags 2002, „Martin Walser – Ein Leben für Alle und Keinen“, ein Porträt zu seinem 85. Geburtstag, und „Mein Diesseits – Unterwegs mit Martin Walser“, ein Film, der zu dessen 90. Geburtstag den Autor bei einer Reise mit Denis Scheck durch Walsers heimatliche Landschaft am Bodensee begleitet.
Nachruf im SWR Fernsehen
"Chronist der Gesellschaft - Zum Tod von Martin Walser", 28. Juli 2023, 22 Uhr SWR Fernsehen, weitere Ausstrahlung im Ersten, ebenfalls am 28. Juli, im Anschluss an die Tagesthemen um 22:15 Uhr
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