Die Figuren und ihre Geschichte

Stand

Episode 1 „Der Krieg und ich – Anton aus Deutschland“ (1938/39)

Anton (10) will kein Außenseiter mehr sein und endlich, wie all seine Freunde, zur Hitlerjugend, doch sein Vater ist dagegen. Also fälscht Anton kurzerhand dessen Unterschrift. Bei der feierlichen Aufnahmezeremonie in die Hitlerjugend steht dann plötzlich sein Vater vor ihm. Zuhause kommt es zum Streit. Auch seine Freundin Greta scheint die Begeisterung für die HJ nicht zu teilen. Doch Anton fühlt sich sicher, denn seine Kameraden geben ihm Rückhalt. Mitten in einer HJ-Aktion erfährt er zufällig den Grund für Gretas ablehnende Haltung: Sie ist Jüdin. Anton erschrickt, denn er weiß nicht, wie er sich nun ihr gegenüber verhalten soll. Kann er trotzdem weiter mit Greta befreundet sein? In der Nacht des 9. November 1938 beobachtet Anton Ausschreitungen auf der Straße. Greta und ihre Eltern suchen Schutz bei seiner Familie. Anton erkennt, zu was die Nazis fähig sind.

Die Serie beginnt in Deutschland, dem Land, von dem der Zweite Weltkrieg ausging. Die Kindheit in Deutschland war 1938, neben dem Elternhaus und der Schule, vor allem durch die Jugendorganisationen der Nationalsozialisten geprägt. Kindheit und Erziehung waren im Dritten Reich keine Privatangelegenheit, sondern spätestens ab dem zehnten Lebensjahr der Kinder „Staatssache“. Der Einfluss der Eltern sollte begrenzt werden. Sie sollten ihre Kinder „dem Führer schenken“. Das wirkte sich nicht nur auf den Alltag der Kinder, sondern auch auf das gesamte Familienleben aus.

Anton (Juri Gayed) will in die Hitlerjugend, aber sein Vater (Florian Lukas) ist dagegen. © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Anton (Juri Gayed) will in die Hitlerjugend, aber sein Vater (Florian Lukas) ist dagegen. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs

Episode 2 „Der Krieg und ich – Fritjof aus Norwegen“ (1940)

Fritjof (10) lebt in einem Fischerdorf in Norwegen, als der Zweite Weltkrieg auch sein Land erreicht. Da sein Vater im Krieg ist, muss Fritjof zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Zusammen mit seinem Onkel Arne fährt er zum Fischen. Das erste Zusammentreffen mit deutschen Soldaten überrascht Fritjof, denn diese kaufen nicht nur all ihre Fische, sondern sind sogar nett. Zunächst arbeiten er und sein Onkel für die Deutschen, doch der Lohn für den Fang kann seine Familie kaum ernähren. Fritjof will die Situation nicht länger hinnehmen und stellt sich gegen die deutschen Besatzer - mit weitreichenden Folgen für ihn und seine Familie …

Die Deutschen besetzten im April 1940 Norwegen und errichteten ein System der Gleichschaltung, Unterdrückung und Verfolgung. Die Rationierung der Lebensmittel und die mit der Besatzung einhergehende wirtschaftliche Ausbeutung des Landes ist für alle Norweger spürbar. Die zweite Folge geht der Frage nach, was es hieß bzw. heißt, unter Besatzung bzw. Fremdherrschaft zu leben.

Der norwegische Fischerjunge Fritjof (Nils Sand Näslund) zusammen mit seinem Onkel Arne (Rune Temte). © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschir
Der norwegische Fischerjunge Fritjof (Nils Sand Näslund) zusammen mit seinem Onkel Arne (Rune Temte). © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschir

Episode 3 „Der Krieg und ich – Sandrine aus Frankreich“ (1942)


Sandrines (13) Vater hilft als Pfarrer verfolgten Juden bei der Flucht vor dem Nazi-Regime. Sandrine teilt ihr Zimmer mit drei Flüchtlingen aus Deutschland, die versteckt bei der Familie leben. Als ihre Mutter ihre Kleidung verteilt, wird es Sandrine zu viel. Sie erzählt ihrer Mutter von ihren Sorgen und der Angst um ihren Vater. Die reagiert verständnisvoll, macht Sandrine aber auch klar, dass die Eltern sich entschieden haben zu helfen und nicht wegzusehen. Dann geschieht das, was Sandrine befürchtet hat: Der Vater wird verhaftet, die Situation gefährlicher. Der Polizist, Major Dubois, macht Sandrine ein Angebot: Wenn sie die Namen und Verstecke der Juden verrät, dann kommt ihr Vater frei. Sandrine steht vor der Frage: Macht sie weiter oder verrät sie die Flüchtlinge und hilft ihrem Vater?

Die dritte Folge lehnt sich an die Biografien von André und Magda Trocmé an. Sie organisierten in Le Chambon-sur-Lignon nicht nur die Unterbringung von jüdischen Flüchtlingen im Dorf, sondern öffneten auch ihr eigenes Zuhause zahlreichen Flüchtlingen. Ihr Leben war geprägt vom Glauben und der praktischen Hilfe bzw. einem pazifistisch motivierten Widerstand – mit den „Waffen des Geistes“. Die älteste Tochter Nelly Trocmé vergleicht ihr Zuhause in den Kriegsjahren mit einem Bahnhof, in dem Leute mit fremdem Akzent auf Durchreise sind. Eine Episode über Mitmenschlichkeit und Solidarität.

Sandrine (Mina Christ) führt die deutschen Flüchtlinge (Rosalie Neumeister, Finnlay Berger, Caspar Langer)  schnell zu sich nach Hause. © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Sandrine (Mina Christ) führt die deutschen Flüchtlinge (Rosalie Neumeister, Finnlay Berger, Caspar Langer) schnell zu sich nach Hause. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs

Episode 4 „Der Krieg und ich – Calum aus Schottland“ (1941)

Calum (15) lebt seit Kriegsbeginn allein mit seiner Mutter, denn sein Vater ist bei der Royal Air Force. Die Front, die Bomben – all das scheint Calum weit entfernt von seiner Heimat, der schottischen Stadt Clydebank. Daher nervt es ihn, dass alle und besonders sein Lehrer so viel Aufhebens darum machen. Calum geht mit seinem Freund Paul lieber angeln, als im stickigen Luftschutzkeller immer und immer wieder den Ernstfall zu üben. Doch sein Verhalten hat Folgen. Als seine Mutter Fiona ihn von der Polizeistation abholen muss, kommt es zum Streit. Fiona will Calum zu seinem Onkel aufs Land schicken, damit er endlich merkt, dass er so nicht weitermachen kann. Calum ist wütend und reißt aus, doch dann ziehen deutsche Bomber auf. Clydebank wird angegriffen. Calum muss schnell zu seiner Mutter.

Die Abwesenheit der Väter prägte sich vielen Kriegskindern in das Gedächtnis ein, genauso wie ihre Angst vor den Bomben. Daran erinnern sich die allermeisten, wenn sie als Erwachsene zum Krieg befragt werden. Die vierte Episode widmet sich diesen Themen. Die Übung des „Ernstfalls“ gehörte zum Alltag: Vorhänge verdunkelten die Zimmer zu Hause, in der Schule wurde der Gebrauch der Gasmasken geübt, Familien richteten sich im Keller für Bombenangriffe ein. In der Nacht vom 13. auf den 14. März 1941 wurde Clydebank Ziel eines massiven deutschen Bombardements. Die gesamte Stadt wurde zerstört, nur sieben Häuser blieben stehen. Kinder und Jugendlichen waren aber nicht nur Opfer. Sie halfen zum Beispiel als ‚Fire Guard Messenger‘ und überbrachten Nachrichten an die Rettungskräfte oder halfen selbst beim Bergen von Verletzten.

Calum (Ruairidh Harris) hat keine Angst vor dem Krieg. Er genieߟt lieber die Freiheiten, die dieser mit sich bringt. Noch ist seine Heimat Schottland von Bomben verschont geblieben. © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Calum (Ruairidh Harris) hat keine Angst vor dem Krieg. Er genieߟt lieber die Freiheiten, die dieser mit sich bringt. Noch ist seine Heimat Schottland von Bomben verschont geblieben. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs

Episode 5 „Der Krieg und ich – Romek aus Polen“ (1942)

Romek (10) gehört zu einer Gruppe von Schmugglerkindern. Zusammen mit seinem Freund Shlomo bringt er das letzte Buch seines Vaters aus dem Ghetto, um es gegen Lebensmittel einzutauschen. Von dieser Tour bringt er aber nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch beängstigende Neuigkeiten mit: Das Ghetto soll geschlossen werden. Sein Vater versucht ihn zu beruhigen, doch Romek forscht auf eigene Faust nach, denn seine Mutter ist schwer krank. Von Shlomo erfährt er, dass Juden in sogenannten Arbeitslagern getötet werden sollen. Das kann Romek nicht glauben. Doch immer mehr Menschen müssen sich zum Sammelplatz begeben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Romek versucht, für sich und seine Eltern einen Weg aus dem Ghetto zu finden.

In der fünften Folge tauchen wir in die Lebenswelt eines Jungen ein, der 1942 in einem von den Deutschen errichteten Ghetto in Polen lebt. Die Tagebücher von Kindern aus dem Ghetto gehören zu den eindrucksvollsten Zeugnissen des Zweiten Weltkriegs bzw. Holocaust. Die Sprache und die Emotionalität, mit der die Kinder diese feindliche Lebenswelt dokumentierten, ist berührend. Unser Protagonist Romek wurde in dieser Geschichte mit einem besonderen Quäntchen Glück ausgestattet, um die Lebensbedingungen in einem Ghetto zwar anschaulich, aber dennoch kindgerecht zu vermitteln. Das Archivmaterial dieser Folge wurde behutsam ausgewählt, um Kindern diesen wichtigen Teil der Geschichte zu erzählen, ohne sie dabei zu überfordern.

Romek (Adam Halajczyk) schafft es tatsächlich, dass der Vorsitzende des Ältestenrates Henryk (Bohdan Artur Swiderski) ihm erzählt, was er über die Lager weiß.  © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Romek (Adam Halajczyk) schafft es tatsächlich, dass der Vorsitzende des Ältestenrates Henryk (Bohdan Artur Swiderski) ihm erzählt, was er über die Lager weiß. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs

Episode 6 „Der Krieg und ich – Vera aus der Sowjetunion“ (1942/43)

Vera (10) kommt nach tagelanger Fahrt in einem Kinderheim in Kasachstan an. Alles ist fremd, die anderen Kinder scheinen so anders als sie. Vera fühlt sich einsam. Als sie die Chance erhält, in eine neue Familie aufgenommen zu werden, beneiden die anderen Kinder sie. Dabei fühlt es sich für Vera gar nicht richtig an, neue Eltern zu bekommen. Erst Tamara (12) und Mischa (8) zeigen ihr, dass sie nicht allein ist. Jedes Kind im Kinderheim geht anders mit seinen Erlebnissen um, aber in vielen Aspekten geht es doch allen gleich. Dann erhält Vera unerwartet einen Brief aus ihrer Heimatstadt Stalingrad.

Millionen Menschen mussten während des Zweiten Weltkriegs ihr Zuhause verlassen – weltweit. In der Sowjetunion waren so viele Menschen davon betroffen, wie in keinem anderen Land. Denn Hitlers „Vernichtungskrieg“ richtete sich mit aller Härte auch gegen die Bevölkerung. In sogenannten Evakuierungen wurden die Einwohner der Kriegsgebiete „planvoll“ in Sicherheit gebracht, die Kinder zuerst. Ganze Schulklassen reisten zusammen. Sie kamen zu Verwandten oder in Kinderheime. Alle Kinder, die Flucht und Evakuierung erleben, eint das Gefühl der Ungewissheit, des Heimwehs und der Hoffnung.

Vera (Uljana Torkiani ) möchte keine neuen Eltern -€“ sie möchte zu ihren zurück. Die Geschwister Mischa (Ilja Bultmann) und Tamara (Christina Khorovska) können das gut verstehen. © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Vera (Uljana Torkiani ) möchte keine neuen Eltern -€“ sie möchte zu ihren zurück. Die Geschwister Mischa (Ilja Bultmann) und Tamara (Christina Khorovska) können das gut verstehen. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs

Episode 7 „Der Krieg und ich – Justus aus Deutschland“ (1944/45)

Justus (15) freut sich: Endlich kann er seinen Beitrag zur Verteidigung Deutschlands leisten. Er und eine Handvoll weiterer Jungen bekommen die Aufgabe, eine Dorfstraße vor den Amerikanern zu sichern. Der Befehl lautet „Halten bis zum letzten Mann“. Justus führt seine Truppe zum Einsatzort. Doch der echte Krieg macht all ihre Heldenfantasien zunichte. Als amerikanische Panzer in Angriffsposition gehen, muss sich Justus entscheiden: Befiehlt er den anderen zu kämpfen, angesichts der offensichtlichen Übermacht …?

Je länger der Krieg dauerte, desto mehr Kinder mussten mitkämpfen. Die meisten Jugendlichen glaubten zu dieser Zeit noch an den „Endsieg“, an „Wunderwaffen“ und die Versprechen des Führers. Zwölf Jahre Nazi-Diktatur hatten ihre Spuren hinterlassen. Aber was es wirklich hieß, zu kämpfen, wussten sie nicht – noch nicht. Sie waren zu jung für das, was sie sahen und taten. Viele Länder setzten im Zweiten Weltkrieg Kindersoldaten ein. Die siebte Folge mit dem Thema Kindersoldaten will ein klares Zeichen gegen Gewalt und Kriegsverherrlichung setzen.

Justus (Arved Friese) gibt Klaus (Matti Zirzow) die Aufgabe, nach amerikanischen Panzern Ausschau zu halten. © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Justus (Arved Friese) gibt Klaus (Matti Zirzow) die Aufgabe, nach amerikanischen Panzern Ausschau zu halten. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs

Episode 8 „Der Krieg und ich – Eva aus der Tschechischen Republik“ (1945)

Eva (14) ist Waise und kommt im Winter 1944 im Konzentrationslager Auschwitz an. Sie hofft, dort ihre Freunde aus dem Kinderchor des Lagers Theresienstadt wiederzutreffen. Wie durch ein Wunder findet sie tatsächlich Renata, die Sopranistin des Chors. Allerdings ist diese nur noch ein Schatten ihrer selbst. Eva versucht, Renata am Leben zu halten. Die Musik gibt Eva die Kraft dazu, denn sie ermöglicht den beiden Mädchen eine Flucht vor der Hölle, die sie umgibt. Und tatsächlich schafft es Eva, Renata zu beschützen. Gemeinsam treten die beiden bei einem Liederabend für die Lagerleitung auf. Dann verbreiten sich Gerüchte: eine Befreiung von Auschwitz scheint plötzlich möglich …

Die achte Folge von „Der Krieg und ich“ führt in die Welt des bekanntesten Konzentrationslagers der Nazis. Das KZ und Vernichtungslager Auschwitz steht für den Holocaust wie kein anderer Ort. Die existentielle Notlage, der ständige Hunger jedes einzelnen, ließ kaum so etwas wie Menschlichkeit zu. Und doch gab es Solidarität und es gab Musik: Häftlings-Orchester spielten am Eingang des Lagers, wenn die anderen zur Arbeit gingen. „Zu den furchtbarsten Dingen wurde Musik gemacht“ schildert Anita Lasker einen Tag nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager der BBC. Musik war einerseits Teil des Lagersystems, andererseits für die Musikanten eine Art Lebensversicherung. Auch die fiktionale Protagonistin Eva überlebt dank der Musik und dank besonderer Freundschaften. Eva erlebt in der achten Episode die Befreiung und das Ende des Krieges. Die Lebensumstände in einem Konzentrationslager werden in dieser Folge altersgemäß erklärt und die Dimensionen des Holocaust aufgezeigt. In dieser Folge hilft vor allem die Modell-Ebene, um Kinder auf behutsame, altersgerechte Weise an das Thema Holocaust heranzuführen.

Eva und Renata müssen vor den SS-Wachen auftreten. © SWRLOOKSfilmAndreas Wünschirs
Eva und Renata müssen vor den SS-Wachen auftreten. © SWR/LOOKSfilm/Andreas Wünschirs


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