Wir, die Teilnehmerinnen des 43. Herbsttreffens der Medienfrauen von ARD, ZDF, DLF, DW und ORF, stellen fest: Es reicht uns: weiterhin zu wenig Frauen in Film und Fernsehen!
Die neueste Studie der Universität Rostock zeigt, dass die Geschlechtergerechtigkeit in Film und Fernsehen noch lange nicht erreicht ist. So ist z.B. der Anteil der Hauptakteurinnen in Das Erste sogar von 32 Prozent auf 30 Prozent gesunken.
Nur 18 Prozent der Figuren im Kinderfernsehen sind weiblich
In den Informationsformaten sind nur 26 Prozent der Expert*innen weiblich und 74 Prozent männlich. Das Geschlechterverhältnis liegt damit bei 1:3.
Die Fernsehunterhaltung ist eine reine Männersache. 87 Prozent der Showmaster sind Männer.
Im Kinderfernsehen kommen weibliche Fantasie- und Tierfiguren immer noch so gut wie gar nicht vor. Gerade mal 18 Prozent sind weiblichen Geschlechts.
Seit der ersten Studie zur Audiovisuellen Diversität von 2017 sind diese Ergebnisse nahezu identisch!
Zum ersten Mal hat die neue Studie 2020 auch die Diversität in Film und Fernsehen in den Blick genommen. Das Ergebnis: Auch hier werden kulturelle Vielfalt, sexuelle Orientierung oder Menschen mit Einschränkungen nicht so vielfältig dargestellt und sichtbar wie in der Gesellschaft tatsächlich vertreten.
Aber es gibt auch Erfolge zu verzeichnen, z.B. bei den fiktionalen Produktionen. Hier ist das Verhältnis bei den Protagonist*innen nahezu ausgewogen. Positiv: Auch Frauen dürfen heute in ihren Rollen im Fernsehen älter werden.
Die Anstrengungen der öffentlich-rechtlichen Sender – wie von den Medienfrauen bereits vor vier Jahren gefordert – zeigen ganz langsam Wirkung, doch es bleibt noch sehr viel zu tun.
Konkrete Maßnahmen: Die 50:50-Challenge der BBC
Deshalb fordern wir die Intendantinnen und Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender auf, konkrete Maßnahmen in ihren Häusern zu implementieren:
- z.B. mit der 50:50 Challenge der BBC. Sie hat das Ziel, den Anteil der Frauen als Moderatorinnen, Expertinnen, Protagonistinnen, Autorinnen etc. auf 50 Prozent zu erhöhen.
- z.B. durch ein gezieltes Casting von Frauen für TV-Shows.
Weiter fordern wir Medienfrauen, dass die Geschlechtergerechtigkeit bei allen programmlichen Entscheidungen stets mit betrachtet und auch umgesetzt wird. Die Geschlechterrollen müssen überprüft werden und die Präsenz von Frauen muss endlich die gesellschaftliche Realität abbilden. Nicht nur im TV.
Nur so wird es gelingen, in allen Programmen und auf allen Plattformen attraktiv zu sein und auch jüngere Nutzer*innen anzusprechen. Geschlechtergerechtigkeit zahlt auch auf die Zukunft ein.