Wir, die Teilnehmerinnen des 43. Herbsttreffens der Medienfrauen von ARD, ZDF, DLF, DW und ORF, fordern: „Vergesst die Frauen in Afghanistan nicht!“
In Afghanistan zerplatzen in diesen Monaten die Träume von hunderttausenden Frauen und Mädchen. Die radikal islamistischen Taliban haben handstreichartig einen Großteil der Frauenrechte abgeschafft.
Mädchen wird in vielen Teilen des Landes höhere Bildung verweigert, Frauen dürfen keinen Sport machen, etliche mussten ihre Jobs aufgeben, Unternehmerinnen schließen. Die Taliban schafften das Frauenministerium ab und belebten die Moralpolizei neu. Keine einzige Frau sitzt mit in der Regierung. Die Botschaft: Frauen sollen zum Schweigen gebracht werden.
Dennoch hat Deutschland in diesem Jahr 600 Millionen Euro humanitäre Hilfe zugesagt, weil Afghanistan eine Hungerkatastrophe droht. Weitere Hilfen sollen fließen, wenn die Taliban die Menschen- und Frauenrechte zusagen.
Die Forderungen der Medienfrauen beim Herbsttreffen 2021
Wir fordern deshalb:
- Die Berichterstattung über Frauenthemen in Afghanistan muss weitergehen: Wir verpflichten uns, regelmäßig über die Lage der Frauen zu berichten. Sie sind unsere Protagonistinnen und kommen selbst zu Wort.
- Derzeit geben sich die Taliban nach außen freundlich und tolerant. Wir hinterfragen kritisch, ob sie sich an ihre Zusagen halten.
- Wir unterstützen afghanische Journalistinnen, ohne die Berichte über Frauenthemen undenkbar wären. Viele können nur anonym arbeiten. Die Arbeit afghanischer Journalistinnen außerhalb des Landes soll deshalb sichtbar gemacht und ihre Gesichter gezeigt werden.
- Die Bundesregierung will Entwicklungshilfe an die Einhaltung von Menschen- und Frauenrechten knüpfen. Wir fordern sie auf, dabei nicht einzuknicken. Es reicht nicht, wenn die Taliban behaupten, Afghanistan werde kein Hort für Terroristen. Hilfen dürfen erst fließen, nachdem Frauenrechte wieder gewährleistet werden.
- Die Taliban dürfen nicht als legitime Regierung anerkannt werden, solange die Rechte von Mädchen und Frauen missachtet werden. Die Nichtanerkennung ist der entscheidende Hebel, um Druck zu machen.