Frauen und Männer machen jeweils rund 50 Prozent der Bevölkerung aus. Sie werden jetzt denken, „danke Herr Gniffke für diese bahnbrechende Erkenntnis.“ Natürlich ist uns dieser Umstand nicht neu. Neu ist aber die Frage: Bilden wir dies in unseren Programmen und Angeboten auch angemessen ab? Hört, sieht und liest man das, wenn man den SWR nutzt? Tatsächlich stellen wir fest, dass Programm (zu) oft noch ein Jungs-Ding ist. Deshalb haben wir jetzt die „50:50-Challenge“ im SWR gestartet.
Wenn in dieser Woche unser Aufsichtsgremium tagt, also der Rundfunkrat, werde ich über dieses Projekt berichten, das wir ehrlich gesagt bei der BBC abgekupfert haben. Die Challenge geht so: Jede Redaktion kann freiwillig daran teilnehmen. Sie verpflichtet sich, ein Jahr lang zu erheben, wie viele Frauen bzw. Männer in einer Sendung vorkommen, sei es als Moderatorin, Interviewgast oder Expertin. Nach einem Jahr wird Kasse gemacht und geguckt, welches Team dem 50:50-Ziel am nächsten gekommen ist. 42 Redaktionen aus dem SWR sind von Beginn an am Start, und weitere Teams kommen nach und nach dazu.
Natürlich gab es kritische Fragen. Werden journalistische Standards ausgehebelt? Nein! Wenn bestimmte Funktionsträger Männer sind, kommen sie natürlich vor. Da geht der korrekte Inhalt immer vor. Aber an vielen Stellen haben wir es eben selbst in der Hand. Außerdem war die Sorge groß, dass durch die Erhebung nach jeder Sendung ein großer bürokratischer Aufwand entsteht. Tut es nicht, denn die Eingabemaske ist ganz einfach programmiert und kann in wenigen Augenblicken ausgefüllt werden. Am Ende sind vielleicht gar nicht die Zahlen das Wichtigste. Ich bin sicher, dass bereits die Teilnahme an der 50:50 Challenge das Bewusstsein in den Redaktionen schärfen wird, an wie vielen Stellen wir selbst dazu beitragen können, dass wir ein realistisches Bild unserer Gesellschaft wiedergeben.
Ihr
Kai Gniffke