Viele von uns starten in diesen Tagen wieder ihre große Fahrt in die Sommerferien. Die Nutzung von Sprachassistenten, ob im Auto direkt verbaut oder nachgerüstet, wird immer beliebter. Neben dem Sicherheitsaspekt ist die Sprachsteuerung im Auto einfach extrem praktisch und nicht mehr wegzudenken, vorausgesetzt sie funktioniert verlässlich. Je häufiger Fahrer die Funktionen nutzen, desto mehr Unternehmen werden ihre Dienste dafür bereitstellen. Die Spracherkennung verbessert sich auch von Jahr zu Jahr, sodass man sein Auto nicht „anschreien“ muss, wenn es einen mal wieder nicht richtig versteht.
Sprachsteuerung im Auto – Alexa & Co. werden zur Normalität
Schon seit mehr als 20 Jahren können einzelne Funktionen in Autos per Stimme gesteuert werden. Bereits 1996 hat Mercedes eine Sprachsteuerung namens Linguatronic in ihrer S-Klasse verbaut. Das System verstand etwa 30 Wörter sowie Zahlen und diente vor allem der Bedienung des Autotelefons. Mittlerweile verstehen Sprachassistenten zum Glück mehr als 30 Wörter und erlauben uns die Bedienung verschiedener Funktionen, während der Blick auf der Straße und die Hände am Lenkrad bleiben.
In diesem Beitrag verraten wir, wie weit diese Spracheingabesysteme sind und wie die Zukunft aussehen wird. Dazu haben wir Peter Pollmanns befragt, der als Conversational UX-Experte in einer Berliner Voice-Agentur tätig ist und zuvor Voice-Technologien in die Fahrzeuge gebracht hat.
Sprachassistenten im Auto – der aktuelle Stand
Aktuell gibt es mindestens drei Möglichkeiten Sprachassistenten im Auto zu verwenden.
- Sie nutzen den bereits integrierten Assistenten des Fahrzeugherstellers.
- Sie verbinden Ihr Smartphone mit dem Auto und greifen auf den darin verbundenen Assistenten zurück.
- Sie rüsten Ihr Auto mit Echo Auto von Amazon nach.
Die zweite Variante eigne sich vor allem dann, wenn es sich um ein Auto handle, das noch keinen eigenen Sprachassistenten integriert habe. Bei Android Auto und Apple CarPlay handle es sich um ‘Screen Mirroring’-Funktionen, die eine vereinfachte Version des Smartphone-Betriebssystems auf das Armaturenbrett-Display des Autos übertrage. Für Autos, die keinen integrierten Sprachassistenten haben, biete sich auch Amazon eine Lösung an. Mithilfe des Echo Auto lasse sich nahezu jedes Fahrzeug einfach über einen 12-V Anschluss oder eine USB-Buchse mit der smarten Sprachsteuerung nachrüsten. Bei Lösung zwei und drei hätten Fahrer allerdings keinen Zugriff auf Fahrzeugfunktionen, wie z.B. die Klimaanlage, erklärt Pollmanns.
Es gibt zahlreiche Sprachassistenten, die sich über das Smartphone verwenden lassen. Siri ist auf Apple, Bixby auf Samsung, Cecilia auf Huawei und der Google Assistant auf Android-basierten Geräten vorinstalliert. Während sich Siri nicht auf Android-Smartphones installieren lässt, gibt es Google Assistant und Amazon Alexa auch für iOS-Geräte. Welcher Sprachassistent für Sie geeignet ist, hängt vor allem von persönlichen Präferenzen ab und davon, welche Geräte bereits vorhanden sind.
Die Vorteile von Sprachassistenten in Autos
Die Vorteile von Sprachsteuerung in Autos liegen auf der Hand. „Zum einen erhöhen Sie die Verkehrssicherheit, da die gesamte Aufmerksamkeit weiterhin auf der Straße und den anderen Verkehrsteilnehmenden liegt. Außerdem sind die Sprachassistenten so konzipiert, dass Nutzer:innen die Technologie intuitiv verwenden können. Der Sprachassistent versteht dich, weiß, was du willst oder stellt die passenden Rückfragen“, erklärt der Computerlinguist.
Als Beispiel zieht Pollmanns die Navigationsfunktion heran: „Fahrer müssen nicht mal wissen, wie die Straße genau geschrieben wird oder welche Postleitzahl dazugehört. Selbst wenn es mehrere Straßen mit dem gleichen Namen in einer Stadt gibt, schafft ein guter Sprachassistent auch durch Einbeziehung des Displays herauszufinden, zu welcher Straße der Fahrer wirklich möchte.“
Zukunft und Grenzen von Sprachsteuerung im Auto
Eine Umfrage von AutoScout24 aus dem Jahr 2021 zeigt, dass bereits jeder zweite Autofahrer Sprachsteuerung im Auto verwendet. „Trotz dieser hohen Zahl gibt es auch Nutzer, die noch Vorbehalte gegenüber Sprachsteuerung haben. Deshalb können (fast) alle Funktionen, die über Sprachsteuerung funktionieren, auch über den Touchscreen oder Buttons erreicht werden“, erklärt Pollmanns.
„Viele denken bei Sprachsteuerung im Auto zuerst an eine Steuerung von Gaspedal und Bremse", erzählt er. Das wird nach seiner Einschätzung allerdings nicht möglich sein. „Alle sicherheitskritischen Funktionen werden sich auf absehbare Zeit nicht über Sprachsteuerung bedienen lassen. Dafür werden die bisherigen Funktionen immer weiter verbessert und es werden zahlreiche neue Komfortfunktionen hinzukommen.“
Mittlerweile können Fahrer zum Beispiel mit den in Ford-Fahrzeugen integrierten Alexa Sprachassistenten schon personalisierte Befehle wie „Mir ist kalt.“ oder „Stell den Sitz auf meine Position ein.“ beibringen. Das System erkennt das Sprachmuster und fragt was „kalt“ oder „meine Position“ bedeutet, anstatt eine Fehlermeldung zu geben. Gelernte Befehle werden für die zukünftige Verwendung gespeichert oder können jederzeit gelöscht werden. „Wir arbeiten ständig daran, das Kundenerlebnis zu verbessern, unsere Vision ist es, Kunden zu ermöglichen, sich mit Alexa zu unterhalten, als ob sie mit ihrer Familie oder einem Freund sprechen“, erklärte Amazon Senior Product Manager Ajinkya Gore in einem Blogbeitrag. „Alexas Ziel für unterwegs ist es, das Fahren einfach, stressfrei und angenehm zu gestalten. Diese Funktion unterstützt das Speichern von Sprachbefehlen und reduziert somit die kognitive Belastung während der Fahrt.“