Future of Voice

Alexa und der Datenschutz

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Das Wetter abfragen, das aktuelle WM-Spiel verfolgen oder als Unterhaltung für Kinder – Alexa hat sich in vielen Haushalten einen festen Platz gesichert. Doch eine gewisse Skepsis gegenüber der Technologie lässt sich nicht leugnen. Wie genau nimmt Alexa es mit dem Datenschutz?

In diesem Beitrag erzählt Alexa-Entwickler Daniel Mittendorf aus seiner Perspektive und verrät, wie er das Thema einschätzt. 

Hört Alexa uns ab? 

In einem vorherigen Artikel haben wir bereits geklärt, ob Alexa ihre Nutzer:innen abhören. Fakt ist, dass Smart Speaker jederzeit zuhören und auf ihr Aktivierungswort („Alexa“, „Hey Google“, “Hey Bixby” oder „Hey Siri“) warten. Allerdings werden Gespräche erst aufgezeichnet, wenn dieses Wort wirklich wahrgenommen wird. Ohne das Aktivierungswort geht sozusagen alles, was gesagt wird, ‘zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus’. 

Datenschutzprobleme bei Skills 

Datenschützende kritisieren vor allem Datenschutzprobleme bei Alexa in Verbindung mit Skills. Alexa Skills sind sprachaktivierte Apps, die Alexa-fähige Geräte um zusätzliche Funktionen ergänzen und meistens von Drittanbietern erstellt werden.  

Ehe Skills bei Amazon gelistet werden, müssen sie eine Zertifizierung durchlaufen. Allerdings haben Tests von dem Projekt alexa-skill-analysis.org ergeben, dass Entwickelnde die Skills nach der Zertifizierung noch ändern können.  

Mit dem Thema beschäftigt sich auch Wiebke Dammann in ihrem Artikel „Alexa Skills auf dem Prüfstand der DSGVO“ in der juristischen Fachzeitschrift „Recht der Datenverarbeitung“ (RDV 2020, Seite. 289 ff.). Sie kommt zu dem Schluss, dass es zu einem („schwer durchschaubaren“) Datenaustausch zwischen Amazon und dem Drittanbieter kommt, der über die Entwicklerplattform auch Berichte und Auswertungen über das Verhalten seiner Nutzenden abrufen kann, sog. Skill Metrics. Auch Letztere seien laut Amazon aber allgemein gehalten und standardisiert. 

Skill Metrics sind Berichte, die Entwickler:innen von Amazon erhalten, um das Verhalten der Nutzenden nachzuvollziehen. Diese sind allerdings nicht auf bestimmte Nutzer:innen eingrenzbar, sondern allgemein gehalten und standardisiert. Entwicklende können die Intents einsehen, also welche Aufgabe oder Aktion Nutzende ausführen lassen, aber nicht genau nachvollziehen, was gesagt wurde. Um Daten einzelner Nutzer:innen auszuwerten, müssten Entwickler:innen eigene Analytics im Skill programmieren. 

Datenschutz aus der Sicht eines Entwicklers 

Daniel Mittendorf entwickelt bereits seit 2017 Sprachanwendungen für Alexa, Google sowie Bixby und wurde 2020 für seine innovativen Ideen von Amazon zum Alexa Champion gekürt sowie 2019 von Samsung zum Bixby Premier Developer. „Es ist Fakt, dass die Aufzeichnungen zur Datenverarbeitung an die Cloud gesendet werden, das lässt sich nicht vermeiden“, erklärt er. „Allerdings erhalten Skill-Entwickelnde nie die Audioaufnahmen.“ Zur Verfügung gestellt werden nur eventuell nötige Wörter (wie der Name eines Podcast oder Produkte auf einer Einkaufsliste), häufig nur der Intent (Aufgabe oder Aktion), also beispielsweise, dass der/die Nutzer:in die Funktion X ausgeführt hat oder möchte oder in seltenen Fällen das Transkript. 

„Ja, es ist in Ausnahmefällen möglich, dass Entwickelnde einen Skill so programmieren, dass sie hinterher alle Transkripte erhalten“, erklärt Mittendorf. „Dies ist aber nur in engen Rahmen möglich.“ Dafür müssten Entwickelnde einen speziellen Slottype verwenden, der von Amazon streng überprüft wird und nur eingesetzt werden darf, wenn es einen klaren Nutzen gibt. Anderenfalls erhält der Skill beispielsweise aus dem Satz „Ich möchte den Sender ZDF starten“ nur „Starte ZDF“. Entwickelnde erhalten sogar nur den Wert, also „ZDF“. Wie bei Smartphone Apps auch, sollten Nutzende aufpassen, welche Skills sie wirklich verwenden möchten und dies individuell entscheiden. 

In einem Skill, den Mittendorf für einen Dienstleister entwickelt habe, um Online-Ticketbuchungen in Kinos durchzuführen, werde beispielsweise nach der Postleitzahl gefragt. Diese werde allerdings nur verwendet, um ein Kino in der Nähe zu suchen und nicht gespeichert – das stehe auch detailliert in der Datenschutzerklärung. „Jeder Skill muss eine ausführliche Datenschutzerklärung bereitstellen, in der konkret festgelegt wird, wer für die Datenverarbeitung verantwortlich ist und wofür die gewonnenen Daten genutzt werden“, erklärt Mittendorf. Anstatt blind ein Häkchen dahinterzusetzen, empfehle er, sich die diese einmal durchzulesen und selber zu entscheiden, ob man zustimme. 

Gern hätten wir das Thema Datenschutz mit einem Amazon-Mitarbeitenden vertieft. Leider wurden wir auf unsere Anfrage hin lediglich auf die Datenschutz-Webseite verwiesen. 

Alexa Datenschutzeinstellungen selber anpassen 

„Letztes Jahr hat Amazon die Möglichkeit eingeführt, dass Nutzende alle Sprachaufnahmen selber (regelmäßig) löschen können und ist damit einen wichtigen Schritt Richtung Transparenz gegangen“, erklärt Mittendorf. Folgende Befehle sind möglich: 

  • Mit „Alexa, welche Datenschutzeinstellungen habe ich?“ erfahren Sie, wie lange Ihre Sprachaufnahmen gespeichert und ob sie dafür genutzt werden können, Alexa zu verbessern. 
  • Sagen Sie „Alexa, lösch, was ich gerade gesagt habe“, um Ihre Sprachaufnahmen der letzten zehn Minuten zu löschen. 
  • Sagen Sie „Alexa, lösch alles, was ich je gesagt habe“, um sämtliche Sprachaufnahmen zu löschen. 
  • Sagen Sie „Alexa, sag mir, was du gehört hast“, damit Alexa Ihre letzte Sprachanfrage vorliest. 
  • Sagen Sie „Alexa, warum hast du das getan?“ für eine kurze Erläuterung der Antwort von Alexa auf Ihre letzte Sprachanfrage. 

In der Alexa-App unter „Mehr“ → „Einstellungen“ → „Alexa-Datenschutz“ sind weitere Einstellungen möglich. 

Nehmen Sie Ihren Datenschutz selbst in die Hand 

Wer im Hinblick auf Datenschutz skeptisch ist, kann selber Vorkehrungen treffen und sich somit schützen. Zunächst ist es wichtig, nicht jeden Skill blind zu installieren und der Datenschutzerklärung zuzustimmen. Wer Skills vor der Aktivierung einmal kritisch untersucht, räumt schon ein großes Risiko aus. Außerdem bietet Alexa Datenschutz-Einstellungen, die manuell geändert werden können.  Gehen Sie mit gesundem Menschenverstand an die Sache heran und entscheiden Sie selber, wie detailliert Alexa Ihren Datenschutz sicherstellt – oder auch nicht.  

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Autor/in
SWR