Von der Antike bis heute – Tiere spielten vor Gericht immer eine Rolle. Doch sie können nicht selbst gegen Ausbeutung oder schlechte Haltungsbedingungen klagen. Tierschutzorganisationen weltweit fordern mehr Rechte für Tiere.
Ohne eigene Klageberechtigung: Tieren fehlt vor Gericht die Stimme
Seit 1990 gelten Tiere in Deutschland vor Gericht nicht mehr bloß als "Sache". Trotzdem sind sie weiterhin meist nur Gegenstand der Verhandlungen. Egal ob im Fischerei-, Jagd- oder Landwirtschaftsrecht, im Tierhalte- oder Tierzuchtrecht: Auf der Anklagebank sitzen Menschen.
Leiden Tiere unter schlechten Haltungsbedingungen und unzureichender Versorgung, können sie nicht einfach vor Gericht gehen und ihre Rechte einfordern. Das kritisiert der Schweizer Jurist Antoine F. Goetschel. Mit seiner Organisation Global Animal Law kämpft er für ein weltweites Tierschutzrecht.
Damit ist Goetschel nicht allein. Mehr als 20.000 Vereine und Organisationen setzen sich auf der ganzen Welt für Tiere ein. In Deutschland wurde der Schutz von Tieren 2002 sogar zum Staatsziel erhoben und im Grundgesetz festgeschrieben. Trotzdem geht es vielen Tieren schlecht.
Massentierhaltung, Zoo, Tierversuche: menschliche Interessen stehen über dem Tierschutz
Das deutsche Tierschutzgesetz besteht seit 1972. Dennoch leiden nach wie vor viele Tiere. Möglicherweise liegt das an der schwammigen Formulierung "vernünftiger Grund" im Gesetzestext. So kritisiert es auch Ursula Wolf, Seniorprofessorin für Philosophie an der Universität Mannheim. Ihr fallen viele wirtschaftliche, medizinische oder persönliche Interessen ein, die mit dem Tierschutz nicht vereinbar sind.
Laut dem Rechtshistoriker Andreas Deutsch von der Universität Heidelberg war das nicht immer so. Doch mit der modernen Massentierhaltung ab den 1930ern verschlechterte sich der Umgang mit Nutztieren deutlich. Zuvor lebten die meisten Menschen von der Landwirtschaft. Von der Aufzucht bis zur Schlachtung – der alltägliche Kontakt zu Tiere gehörte dazu. Inzwischen ist das anders: Woher das Steak oder die Bratwurst auf dem Teller kommt, das wissen und hinterfragen heute wohl die wenigsten. Mensch und Tier, so Andreas Deutsch, sind einander fremd geworden.
Nicht nur der Konsum tierischer Produkte wird zunehmend kritischer betrachtet. Auch das Thema Tierversuche ist höchst kontrovers. Aber stehen Leben und Gesundheit von Menschen grundsätzlich über dem Tierwohl? Dagegen erheben Tierschutzverbände vehement Einspruch. Für sie ist die Grenze zwischen Mensch und Tier komplett willkürlich. Ihr Ziel: die Befreiung der Tiere aus systematischer Unterdrückung.
Neue Gesetze und öffentliche Debatten: Tierethik wird zunehmend politisch
Zwar ist Tierschutz in unserer Gesellschaft bereits etabliert, allerdings geht er meist nicht über moralische Normen hinaus. Vielen genügt das nicht. Ihre Forderung: Der Staat soll Haustieren, vor allem aber Nutz- und Wildtieren, wirkliche Rechte verleihen. Ursula Wolf bezeichnet diese Bewegung als "Political Turn" in den "Animal ethics", also eine politische Wende in der Tierethik. Aber ist es mit strengeren Gesetzen getan? Dem Tierschützer und Juristen Antoine F. Goetschel zufolge braucht es ein tiefergehendes Umdenken, um den Umgang mit Tieren wirklich zu verbessern:
SWR 2022
Tierwohl: aktuelle Beiträge
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Zwei Prozent der Fläche sollen Wildnis sein – dieses Ziel hat sich Deutschland bis 2030 gesetzt. Die Heinz-Sielmann-Stiftung hat nun zum ersten Mal untersucht, wie es um die Wildnis in Deutschland steht. Das Ergebnis: Bisher hinken wir deutlich hinter dem Ziel her.
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Laut Berner Konvention von 1979 ist der Wolf bisher „streng geschützt“. Der Europarat hat jetzt beschlossen, den Schutzstatus herabzustufen auf „geschützt“. Künftig könnten Wölfe, die Herdentiere reißen, einfacher gejagt werden. Aber ist ein Abschuss überhaupt sinnvoll für den Herdenschutz?
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Diskussion Von Waschbär bis Traubenkirsche – Wie umgehen mit invasiven Arten?
Ob die asiatische Hornisse, die Traubenkirsche oder der Waschbär: Hunderte Tiere und Pflanzen machen sich in Deutschland breit, die ursprünglich gar nicht von hier stammen. Wie verändern solche invasiven Arten die Tier- und Pflanzenwelt? Bereichern oder bedrohen sie die biologische Vielfalt? Wird man sie wieder los? Und wenn nicht: Wie sollten wir mit den Eindringlingen umgehen? Janine Schreiber diskutiert mit Dr. Uta Eser - Umweltethikerin und Biologin, Prof. Axel Hochkirch - Biodiversitätsforscher an der Universität Trier, Dr. Andreas Kiefer - Umweltministerium Rheinland-Pfalz
Reihe
Das Tier und Wir (1/10) Das Tier und Wir: Eine lange Beziehungsgeschichte
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Schweine, Schlangenhäute, Papageien, Bienenvölker – weltweit wird mit Tieren gehandelt. Es ist ein Milliardenmarkt, teils legal, teils illegal.