10.5.1976

Neue Erkenntnisse nach dem Tod von Ulrike Meinhof

Stand
Autor/in
SWR2 Archivradio

Streit um Obduktion von Ulrike Meinhof

Der Beitrag fängt die ersten Stimmen ein, einen Tag nach dem Selbstmord von Ulrike Meinhof im Gefängnis Stuttgart-Stammheim.

Die Staatsanwaltschaft habe, so der Reporter von der Pressekonferenz, inzwischen alle Zettel in der Zelle der Toten untersucht, der Presse aber nicht mitgeteilt, was darin steht. Die Schwester und der Anwalt der Toten seien sehr spät informiert worden, die Leiche ohne deren Einverständnis obduziert.

"Die Durchführung der Leichenöffnung", so Justizminister Bender im O-Ton, sei so schnell wie möglich durchzuführen gewesen. Die Leiche stehe jetzt "den Angehörigen zur Verfügung."

Die Leiche, so der Reporter, sei jetzt auf einem Stuttgarter Friedhof aufgebahrt.

Demonstrationen und Straßenkämpfe in Frankfurt

Der Reporter-Kollege aus Frankfurt berichtet telefonisch, seit 16.30 Uhr fänden eine ganze Reihe von gewalttätigen Demonstrationen statt, die gewalttätigsten seit vielen Jahren. Die Demonstranten skandierten, Ulrike Meinhof sei ermordet worden. Ein Streifenwagen sei ausgebrannt, viele Beamte hätten schwere Verbrennungen. Bei den Straßenkämpfen seien Hilferufe von eingekesselten Polizeibeamten zu hören.

Sendung: Südfunk aktuell
Moderator: Andrea Kunsemüller
Reporter: Reinhard Krol (Stuttgart); Ulrich Manz (Frankfurt)

Ulrike Meinhof

19.6.1972 Bundesanwaltschaft zur Verhaftung von Ulrike Meinhof

19.6.1972 | Ulrike Meinhof wurde heute verhaftet. Die Staatsanwaltschaft grübelt über einem verschlüsselten Brief von Gudrun Ensslin an Ulrike Meinhof. | RAF

16.12.1974 Bundespräsident Heinemann schreibt Ulrike Meinhof einen Brief

16.12.1974 | Bundespräsident Gustav Heinemann, der Meinhof von früher kennt, appelliert an die inhaftierte RAF-Terroristin, ihren Hungerstreik zu beenden.
Die Öffentlichkeit erfährt von diesem Brief erst fünf Tage später – im folgenden Bericht vom 16. Dezember 1974 wird der Brief vorgelesen, vorher ist noch der Schriftsteller Heinrich Böll zu hören, der von einem Wahnsinn spricht, der in Deutschland vor sich gehe und den politischen Umgang mit der RAF kritisiert.
Der Brief des Bundespräsidenten an Ulrike Meinhof, die er kennt, seit er sie einmal als Anwalt in einem Beleidigungsverfahren verteidigt hat, wird von einem Rundfunksprecher verlesen. Er beginnt mit "Sehr geehrte Frau Meinhof" und geht dann auf den Hungerstreik ein. "Sie kommen an die Grenzen Ihres Lebens."
Selbstopferung hält Heinemann für einen Irrtum. Ulrike Meinhof erschwere damit die Arbeit anderer, die sich um Besserung der Verhältnisse bemühen. Heinemann meint, er habe ihren Weg mit Aufmerksamkeit verfolgt und schließt mit den Worten: "Bitte nehmen Sie sich die Freiheit und beenden den Hungerstreik."

Geschichte der RAF in Originalaufnahmen

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SWR2 Archivradio