Gábor Paál im Gespräch mit Maximilian Schönherr
Das SWR2 Archivradio präsentiert exklusiv den ungekürzten, 5 ½-stündigen Mitschnitt eines politischen Strafverfahrens der DDR vom 23. September 1955.
Die beiden Angeklagten, Elli Barczatis und Karl Laurenz, waren ein Liebespaar. Sie die Chefsekretärin des DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, er ein Informant für den westlichen Geheimdienst.
Elli Barczatis wusste von der Spionagetätigkeit nichts und lieferte Laurenz weitgehend belanglose Informationen im Glauben, er würde für die westliche Presse darüber berichten. Karl Laurenz war ein Anhänger der sozialistischen Idee, kam aber mit der Staatspartei SED nicht zurecht und war dadurch leicht von einem alten Bekannten "anwerbbar".
Beide Angeklagten wurden in dem eintägigen Prozess zum Tode verurteilt und drei Monaten später hingerichtet.
Der Mitschnitt war vom Ministerium für Staatssicherheit erstellt worden und fand sich nach der Wende neben fast 30.000 anderen Tonbändern im Archiv der Stasiunterlagenbehörde BStU.
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Prozess gegen Barczatis und Laurenz: Originalaufnahmen
23.9.1955 DDR-Strafprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz 1955 (3/5)
Der Spion, den sie liebte | Laurenz erzählt am 23.9.1955, wie man ihn wegen parteischädigenden Verhaltens aus der SED ausschloss. Nach einer Verhaftung fand er keine Arbeit. Der Richter erkundet das Verhältnis von Laurenz zur SED. Laby lernte er als vermeintlichen Vertreter westdeutscher Bergbaumaschinen kennen. Laurenz dementiert einige Aussagen aus seiner U-Haft als Fehler. Die Folterung in U-Haft kommt nicht zur Sprache. Auf Fragen des Richters sagt Laurenz aus, dass Elli Barczatis nur sehr widerwillig Auskunft über politische Dinge gegeben hätte. – Ausführliche Hintergrundinformationen zum Prozess: http://swr.li/barczatis-laurenz
23.9.1955 DDR-Strafprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz 1955 (5/5)
Schlussworte der Angeklagten | Als der Prozesstag kurz vor Mitternacht endet, ersuchen Elli Barczatis und Karl Laurenz um richterliche Gnade. Beide werden im Dezember 1955 mit dem Fallbeil hingerichtet. – Ausführliche Hintergrundinformationen zum Prozess: http://swr.li/barczatis-laurenz
23.9.1955 DDR-Strafprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz 1955 (1/5)
Die Eröffnung | Am Morgen des 23. September 1955 eröffnet der zweithöchste Richter der DDR, Walter Ziegler, den Prozess. Er schließt die Öffentlichkeit aus. Damit wird das Verfahren zu einem Geheimprozess. Nur Stasi-Mitarbeiter dürfen bleiben. Er fragt die Angeklagten nach Name, Geburtsdatum und Wohnadresse.
Die eigentlich darauffolgende Verlesung der Anklage fehlt auf dem Mitschnitt. – Ausführliche Hintergrundinformationen zum Prozess: http://swr.li/barczatis-laurenz
23.9.1955 DDR-Strafprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz 1955 | (2/5)
Die Sekretärin des Ministerpräsidenten | Elli Barczatis berichtet am 23.9.1955, dass sie die Treffen von ihrem Freund Laurenz mit Clemens Laby bis zu ihrer Verhaftung für rein kollegial hält. Als Vertraute von Ministerpräsident Otto Grotewohl konnte Barczatis Dokumente aus seinem Büro an Laurenz weitergeben. Sie glaubte, ihm so bei seiner journalistischen Arbeit zu helfen. Richter Ziegler fragt, woher der DDR-kritische Einfluss gekommen sei? "Auch von Laurenz," sagt sie und von westdeutschen Zeitungen. Damit endet die Vernehmung. – Ausführliche Hintergrundinformationen zum Prozess: http://swr.li/barczatis-laurenz
23.9.1955 DDR-Strafprozess gegen Elli Barczatis und Karl Laurenz 1955 (4/5)
Plädoyer: Todesstrafe | Wolfgang Lindner erklärt am 23.9.1955 den Verstoß der Angeklagten gegen Artikel 6 der DDR-Verfassung und fordert die Todesstrafe für beide wegen "Boykotthetze". Elli Barczatis schreit vor Entsetzen. – Ausführliche Hintergrundinformationen zum Prozess: http://swr.li/barczatis-laurenz