6.10.1975

ARD zeigt unzensierte "Casablanca"-Version – mit Nazis

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Autor/in
SWR2 Archivradio
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Nazis, Widerstandskämpfer und Schlüsselszenen verschwinden 1952

Der Filmklassiker "Casablanca" entstand 1942 – eine Romanze vor dem Hintergrund der Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Humphrey Bogart rettet seine ehemalige Geliebte und deren Mann in Marokko vor den Nazis.

10 Jahre später, im August 1952, kommt der Film in die deutschen Kinos – allerdings völlig entstellt. Nazis kamen darin nicht vor. Alle Bezüge zum Zweiten Weltkrieg wurden herausgeschnitten oder durch die Synchronisation unkenntlich gemacht.

Viele Schlüsselszenen wie die, in der die Besucher von "Rick's Café" die Deutschen Soldaten mit der Marseillaise übertönen, fehlen. Aus dem tschechoslowakischen Widerstandskämpfer Victor Laszlo wurde der norwegische Atomphysiker Victor Larsen, der eine neue Strahlenart entdeckt hat.

In deutsche Kinos kommt "Casablanca" 1952 als belangloser Liebesfilm

Geblieben ist ein belangloser, unpolitischer, inhaltlicher wirrer und um eine knappe halbe Stunde gekürzter Liebesfilm. Obwohl Krieg und Nazi-Diktatur schon sieben Jahre zurücklagen, war die Zeit noch nicht reif für einen Film, in dem die Deutschen nicht gut wegkommen.

Originalgeschichte in Deutschland erst 1975 zu sehen – im Fernsehen

Erst 1975 entstand eine völlig neue Fassung – in der Originallänge, die auch in der Deutschen Synchronisation die Originalgeschichte erzählt.

Premiere hatte diese neue Fassung am 5. Oktober 1975 in der ARD. Die Aufmerksamkeit war groß – erst danach wurde der Film auch in Deutschen zum Klassiker.

Hier die Besprechung damals im Südwestfunk von Anne Quirin.

Im Bild: Deutschsprachiges Filmplakat von 1952

TV-Serie "Holocaust"

28.1.1979 Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust"

28.1.1979 | Das Wort "Holocaust" zog erst mit der gleichnamigen Serie 1979 in die deutsche Sprache ein – und das war nicht das einzige, was diese US-Serie bewirkte. Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.

Film

26.4. bis 9.5.2019 "Inventing Anna": Hochstaplerin Anna "Delvey" Sorokin wird verurteilt

26.4. bis 9.5.2019 | Das ist die wahre Geschichte, die der Netflix-Serie "Inventing Anna" zugrunde liegt: Anna Sorokin, eine junge Frau, in Russland geboren und im deutschen Eschweiler aufgewachsen, kommt nach New York, spielt dort die Millionenerbin und ambitionierte Geschäftsfrau "Anna Delvey", erschleicht sich auf diese Weise Zugang in die High Society, und das über Jahre – bis die Geschichte auffliegt, weil immer mehr Menschen das viele Geld, das sie ihr anvertrauen, auch mal wieder sehen wollen und die Luxushotels, in denen sie genächtigt hat, auch die Geduld verlieren und sie anzeigen. Anna Sorokin kommt vor Gericht, die Geschworenen halten sie am 26. April 2019 für schuldig.
Am 9. Mai schließlich fällt das Urteil. Vorher verteidigt ihr Anwalt sie noch einmal: Mit ihrer wahren Biografie habe Anna Sorokin in der Gesellschaft vor verschlossenen Türen gestanden, deshalb habe sie sie auf ihre Weise eingetreten.
2021, nach 20 Monaten Haft wird Anna Sorokin wegen guter Führung entlassen. Prompt checkt sie wieder in einem Luxushotel ein. Sie wird erneut festgenommen, die US-Einwanderungsbehörde entscheidet, sie nach Deutschland abzuschieben. Noch während sie in Abschiebehaft sitzt, bringt Netflix ihre Geschichte - stark fiktionalisiert - als Miniserie heraus.

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