„The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte“ von Blockbuster-Experte Roland Emmerich hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann: Drama, Musik, Magie, Action und gleich zwei Liebesgeschichten. Doch der Film ist für Kino- und Opernfans gleichermaßen eine Enttäuschung.
Fantasy-Märchen trifft auf Internats-Drama
Mozarts Zauberflöte im Kino, das gab es schon ein paar Mal. Der schwedische Meisterregisseur Ingmar Bergman hat daraus einen der besten Musikfilme aller Zeiten gemacht, und der Brite Kenneth Branagh hat die Handlung in den ersten Weltkrieg versetzt.
Auch eine Zauberflöte für Kinder ist kein neues Konzept. Ich selbst habe vor Jahrzehnten im Kindertheater den Tamino gespielt; es gibt gleich eine Reihe von Zauberflöten-Kinderbüchern und auch die Hörspiel-Serie „Eule findet den Beat“ kommt an Mozarts Oper nicht vorbei.
Florian Sigls neuer Film „The Magic Flute: Da Vermächtnis der Zauberflöte“ macht aber etwas ganz anderes. Teil Fantasy-Märchen, Teil Internats-Drama, richtet er sich vor allem an ein jugendliches Publikum.
Oper mit Popstimmen
Um die bekannte Geschichte der Zauberflöte gibt es im Film noch eine Rahmenhandlung. Darin tritt der junge Tim – als neuer Gesangsschüler in die Fußstapfen seines gerade verstorbenen Vaters.
Am Ende des Schuljahres sollen die Schüler*innen des malerischen Musikinternats die Zauberflöte aufführen, und Tim bewirbt sich für die Hauptrolle; dann aber tritt er durch ein magisches Portal in die Welt der Oper – und verwandelt sich dabei in Tamino.
Auf dem Papier klingt das wie eine interessante Idee, Oper mit Popstimmen. Der Film wurde auf Englisch gedreht, obwohl er eine deutsche Produktion ist, und fairerweise muss man zugeben, dass Wolfe auf Englisch – immerhin – mit Überzeugung singt.
In der deutschen Fassung dagegen ist sein dünnes Stimmchen hoffnungslos überfordert, man hört gewissermaßen ein Fragezeichen am Ende jeder Phrase. Dasselbe gilt auch für einige der Nebenrollen; die meisten der Darstellenden sind keine professionellen Sänger*innen.
Immerhin hat „Game of Thrones“-Bösewicht Iwan Rheon, der hier den Papageno spielt, eine charmante Gesangsstimme – und das gilt auch für seinen deutschen Synchronsprecher und -sänger.
Professionelle Opernsängerin verkörpert Königin der Nacht
In einigen wenigen Rollen hat Regisseur Florian Sigl allerdings auch Opernsänger*innen engagiert, wie den Amerikaner Morris Robinson als Sarastro und die französische Koloratur-Sopranistin Sabine Devieilhe als Königin der Nacht.
Es gibt schönere Aufnahmen der berühmten Arie, aber Devieilhe ist eine professionelle Sängerin. Und nicht nur das, sie ist auch eine beeindruckende Präsenz auf der Leinwand. Ihre atmosphärischen Szenen gehören zu den besten Momenten des Films.
„Mozart meets Potter“
Auf den ersten Blick erinnert das Internat von „The Magic Flute“ an die Magieschule Hogwarts aus Harry Potter - und mit Sicherheit hat Regisseur Florian Sigl den Film als „Mozart meets Potter“ dem Studio verkauft.
Aber auch wer die Romantrilogie „The Magicians“ oder die gleichnamige Fernsehserie kennt, wird einiges wiedererkennen – nicht zuletzt das magische Portal in Form einer Standuhr.
Ein bisschen Mozartfilm-Adel tritt dann noch in Form von F. Murray Abraham auf. Der Charakterdarsteller war seinerzeit als Salieri in Milos Formans „Amadeus“ zu Ruhm gelangt. Als Schulleiter ist sein Talent dagegen verschwendet.
Enttäuschung bei Cineast*innen und Opernfans
The Magic Flute hat eigentlich alles, was man von einem Film will: Drama, Musik, Magie, Action und nicht nur eine, sondern gleich zwei Liebesgeschichte. Nur eins hat er nicht: Vision. Die Teile fügen sich nie zu einem stimmigen Film zusammen, und auch die teilweise guten Schauspielenden können das klischeebehaftete Drehbuch und die tapsige Inszenierung nicht retten.
Das ist schade, denn nicht nur hat die Mischung aus Oper und Pop viel Potential, auch eine Fantasy-Geschichte als Musikfilm oder eine Young-Adult Opernadaption sind tolle Ideen. Es ist schwer zu sagen, was hier gefehlt hat: Vielleicht ein Produktions-Team mit strengerem Blick, Filmemachende mit mehr Erfahrung, ein besseres Drehbuch oder einfach ein höheres Budget.
Das Potential war da und umso enttäuschender ist das Ergebnis, für Cineast*innen und Opernfans gleichermaßen.