Zeitwort

14.11.1943: Leonard Bernstein gibt sein Debüt als Dirigent

Stand
Autor/in
Annette Lennartz

Leonard Bernstein hat sein ganzes Leben der Musik in ihren verschiedenen Facetten gewidmet. Sein erster Einsatz vor großem Publikum glich einem Himmelfahrtskommando.

Ohne Zeichen von Stress oder Nervosität

Leonard Bernstein musste mit nur wenigen Stunden Vorankündigung für den erkrankten Bruno Walter einspringen. Die New York Times berichtete, er habe die Aufgabe ohne Zeichen von Stress oder Nervosität bewältigt.

Angst hatte er aber schon, an diesem 14. November: „Ich stand da und zitterte“, erzählte Leonard Bernstein später. Er hatte ja erst zu Beginn dieser Saison den Posten als Assistent bei den Philharmonikern bekommen.

Der Harvard-Absolvent brachte zwar eine sehr gute musikalische Ausbildung mit, aber er war unerfahren. Außerdem hatte er die angekündigten Stücke noch nie vorher dirigiert und Zeit für Proben mit dem Orchester gab es nicht mehr.

„Ich musste die ganze Zeit bis halb Drei rumbringen, bevor ich in meinem guten Anzug in die Halle ging. In diesen ein oder zwei Stunden saß ich im Drugstore an der Ecke der Carnegie Hall, auf einen Kaffee. Der Drogist fragte: 'Was siehst du so blass aus?' und er gab mir zwei kleine Pillen, eine grüne und eine rote. Er sagte: 'Schau, eine wird dich beruhigen und die andere wird dir Energie geben.'“

Der Dirigent Leonard Bernstein, eine Zigarette rauchend
Leonard Bernstein, als er in den 70er Jahren bereits Star-Dirigent war.

A star was born

Für besonders heikel hielt der junge Bernstein Schumanns „Manfred-Ouvertüre“, weil die mit einer Pause beginnt. Wenn dann das Orchester nicht gleichzeitig einsetzt, dann wäre das gesamte Konzert versenkt. Mit diesem Albtraum im Kopf und mit aufmunternden Worten des Managers, „Hey Lenny. Viel Glück, Baby,“ ging er auf die Bühne, übrigens ohne die Pillen zu schlucken. Und Schumanns „Manfred-Ouvertüre“ gelang.

Tosender Applaus nach Schumann und vor allem am Schluss. Immer wieder musste er sich verbeugen. A star was born, das war wohl allen klar. Selbst sein Vater, der zuvor noch nie ein klassisches Konzert besucht hatte, der immer gegen die scheinbar brotlose Kunst der Musik gewettert hatte, verstand seinen Sohn nun.

„Es war wirklich ein historischer Moment. Nach dem Konzert: Aufruhr! Die Leute stürmten vor, zur Bühne - und das Leben von uns allen änderte sich, er war auf einmal weltberühmt.“

Stand
Autor/in
Annette Lennartz