Christine Lemke-Matwey studierte Germanistik, Philosophie, Theater- und Musikwissenschaften in Köln und München und arbeitete u. a. an verschiedenen Theatern in Bonn, Wien, Hamburg, Bregenz und Chur. Seit Mitte der neunziger Jahre ist sie als Musikjournalistin tätig, hauptsächlich für den SWR, den Bayerischen Rundfunk, den WDR, die Süddeutsche Zeitung und den Berliner Tagesspiegel. Für der Wochenzeitung DIE ZEIT ist sie seit 2012 tätig, zuerst als Redakteurin, heute als Ressortleiterin des Feuilletons.
Wie kam die Klassik in ihr Leben?
Mit Schuberts „Winterreise“ im Radio. Es sang Dietrich Fischer-Dieskau, es spielte bestimmt Gerald Moore, und ich sollte bei meinen Großeltern Mittagschlaf halten. Mein Kopf lag auf einem orangefarbenen Samtkissen, es waren die 1970er Jahre, an Schlaf war nicht zu denken.
Was muss eine Aufnahme mitbringen, damit Sie sie auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen?
Ich darf keine Angst haben, dass sie die Sehnsucht nach dem Festland in mir weckt.
Was ist ihr hartnäckigster Ohrwurm und warum?
Das Nette an Ohrwürmern ist ja, dass sie sich schnell wieder verkriechen. Insofern, aktuell: Sarah Kirkland Sniders „The Lotus Eaters“, gesungen von Emily d’Angelo.
Nach welcher Musik können Sie nicht schlafen?
Nach Wagners „Tristan“ und Strauss‘ „Elektra“. Und nach allem von György Kúrtag.
Mit welcher musikalischen Persönlichkeit würden Sie gern mal Essen gehen?
Mit der Pianistin Maria Yudina.
Was würden Sie sie fragen?
Wie das war, als sie nach der Übertragung eines Mozart-Klavierkonzerts mitsamt dem Orchester in der Nacht zurück ins Studio beordert wurde, weil Josef Stalin von ihrem Spiel so ergriffen war, dass er unbedingt eine Aufnahme haben wollte. Hat Mozart sich dagegen gesträubt?
Welches war Ihre musikalisch aufregendste Begegnung?
Die mit Carlos Kleiber, egal, was er dirigiert hat.
Adagio-presto-espressivo-furioso: welche musikalische Bezeichnung entspricht Ihnen am meisten?
Poco cantabile.