Meistgesungenen Gassenhauer mit dem modernsten Instrument der Zeit kombinierte Ludwig van Beethoven in seinem Klarinettentrio B-Dur op. 11
Im Asamsaal des Ettlinger Schlosses interpretierten am 5. März 2009 der international gefeierte junge Klarinettist Martin Fröst aus Schweden, der schwedische Cellist Thorleif Thedéen und der 1970 in Vilnius geborene, israelische Pianisten Itamar Golan dieses so genannte "Gassenhauer-Trio".
Klarinetten-Korsar
Als Ludwig van Beethoven zu Beginn des Jahres 1798 sein Klarinettentrio B-Dur op. 11 komponierte, war das eine hochmoderne Angelegenheit. Denn die Klarinette als ein vollgültiges Orchester-Instrument war nicht mal ein halbes Jahrhundert alt. Erst um 1780 gab es im berühmten Mannheimer Orchester zwei Klarinettisten, die ausschließlich Klarinette (und nicht noch Oboe oder Chalumeau spielten). Mozart ließ sich vom Klang dieses neu entwickelten Instruments in seinem Spätwerk inspirieren, wobei man hinzufügen muss, dass in dieser Zeit die Klarinette maximal fünf Klappen hatte und es heute fast unvorstellbar ist, wie Mozarts und dann auch Beethovens virtuose Werke auf diesem Instrument gespielt werden konnten. Aber die Klarinette und die für sie komponierten Werke feierten auch in dieser Frühzeit Erfolge, wenn auch erst spätere Musiker wie Carl Maria von Weber und Johannes Brahms ihre klanglichen Möglichkeiten voll ausschöpften.
Beethovens Klarinettentrio war noch aus einem zweiten Grunde hochmodern. Im Finalsatz verarbeitete Beethoven ein Thema aus Joseph Weigls komischer Oper "L’amor mariano" ("Der Korsar oder Die Liebe unter den Seeleuten"), die Ende 1797 am Wiener Hoftheater gespielt und gefeiert wurde. Vor allem die Melodie des Terzetts “Pria ch’io l’impegno” war besonders beliebt, was dazu führte, dass außer Beethoven auch Komponisten wie Joseph Eybler, Johann Nepomuk Hummel und Josef Wölfl und später auch Niccolo Pagagnini diese Melodie in Variationen bearbeiteten. Gassenhauer eben...
Beethovens dreisätziges Klarinettentrio zeichnet eine klangliche Balance der Instrumente untereinander aus. Liebenswürdig und spielerisch, teilweise sehr virtuos ist das Werk komponiert, wird aber von einem markanten, im Kontrast dazu fast ernsten Unisono-Beginn eröffnet. Im Adagio stehen Klarinette und Violoncello mit all ihren Möglichkeiten zu großer Kantabilität im Vordergrund, begleitet von Verzierungen und Figurenwerk, die das Klavier beisteuert.
Der Klarinettist Martin Fröst
Martin Fröst ist bekannt als Musiker, der an die Grenzen geht. "Clarinetist Martin Fröst hast to be heard to be believed", schwärmte der "American Record Guide".1970 im nordschwedischen Sundsvall geboren, versuchte Fröst es als Kind zunächst mit der Violine, kam dann mit neun zur Klarinette und studierte als 15-jähriger bereits in Stockholm. Weitere Studien in Hannover schlossen sich an. Heute ist der ruhig und bescheiden wirkende Schwede unter den führenden Klarinettisten auf Europas Konzertpodien der interessanteste. Frösts künstlerisches Profil ist eigenwillig, und es spricht von großer Experimentierfreude, auch in Bezug auf die klanglichen Möglichkeiten der Klarinette. Sein Repertoire umfasst vor allem klassische Musik, macht aber auch vor den sogenannten crossovers nicht Halt. Und der zeitgenössischen Musik gilt sein besonderes Augenmerk. Frösts kompromisslose Kunst der Interpretation übt auf Komponisten offenbar einen magnetischen Reiz aus: mindestens einmal pro Jahr hebt er ein für ihn geschriebenes Werk aus der Taufe. Abgesehen von seinen eigenen Konzertreihen und –projekten tritt Fröst in den wichtigsten Konzertzentren der Welt auf. Als begeisterter Kammermusiker arbeitet er mit Künstlern wie Mitsuko Uchida, Leif Ove Andsnes, Heinrich Schiff, Tabea Zimmermann und den Musikern des heutigen Abends zusammen.
Der Violincellist Thorleif Thedéen
Thorleif Thedéen, ebenfalls aus Schweden stammend, ist einer der angesehensten Musiker Skandinaviens mit einer ausgedehnten Liste von Engagements in der ganzen Welt. Internationale Aufmerksamkeit errang er, als er 1985 gleich drei der bedeutendsten Cello-Wettbewerbe der Welt gewann: den Hammer-Rostropowitsch-Preis in Los Angeles, den Pablo-Casals-Wettbewerb in Budapest und den International Tribune for Young Interpreters der European Broadcasting Union . Seitdem ist er ein gefragter Solist und Kammermusiker in den großen Konzertsälen und bei bedeutenden Musikfestivals. Zu Thedéens aktuellen Vorhaben zählen eine Tournee mit Janine Jansen und Maxim Rysanov sowie eine Einladung der Wiener Symphoniker, gemeinsam mit Julian Rachlin und Itamar Golan Beethovens Tripelkonzert aufzuführen. Geplant sind außerdem Konzerte mit dem London Philharmonic Orchestra und dem BBC National Orchestra of Wales. Thedéens CD-Einspielungen ernten regelmäßig höchstes Kritikerlob und Auszeichnungen wie den Cannes Classical Award und "Editor’s Choice" im BBC Music Magazine.
Der Pianist Itamar Golan
Schon fast zwei Jahrzehnte lang ist Itamar Golan Kammermusikpartner der prominentesten Instrumentalisten dieser Zeit. Seine Arbeit hat ihm den Beifall der Kritik eingebracht und ihn zum meistgesuchten Pianisten seiner Generation gemacht. Geboren in Vilnius, Litauen, emigrierte Golans Familie in seiner Kindheit nach Israel. Dort begann seine musikalische Ausbildung, und schon als Siebenjähriger stand er erstmals auf der Bühne. Verschiedene Stipendien ermöglichten ihm ein Studium in den USA. Von früh an galt Golans größte Neigung der Kammermusik, aber er trat auch als Solist mit den großen Orchestern, wie dem Israel Philharmonic, den Berliner und den Wiener Philharmonikern auf. Zu den Musikern, mit denen er auf kammermusikalischem Gebiet zusammenarbeitete, gehören – um nur einige zu nennen – neben Fröst und Thedéen die Geiger Vadim Repin, Maxim Vengerov, Shlomo Mintz und Janine Jansen, der Cellist Mischa Maisky und die Klarinettistin Sharon Kam. Mit ihnen hat er auch zahlreiche CDs bei den sogenannten "major labels" eingespielt. 1991 kam er als einer der jüngsten jemals berufenen Lehrer an die Manhattan School of Music. Seit 1994 lehrt er Kammermusik am Pariser Konservatorium.