Ludwig van Beethovens Streichquartett A-Dur op. 18 Nr. 5
Am 29.01.2008 trat das Leipziger Streichquartett in Freiburg im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses mit einem reinen Beethoven-Programm auf.
Selbstbewusst komponiert und traditionsbewusst kopiert
Im Jahr 1800 als Ludwig van Beethoven am letzten seiner Streichquartette op. 18 komponierte, schrieb er seinem Bonner Jugendfreund Friedrich Georg Wegeler: "Meine Compositionen tragen mir viel ein, und ich kann sagen, daß ich mehr Bestellungen habe, als fast möglich ist, daß ich befriedigen kann. Auch habe ich auf jede Sache 6, 7 Verleger, und noch mehr, wenn ich mir’s angelegen sein lassen will: man accordiert nicht mehr mit mir, ich fordere und man zahlt." Beethoven war um 1800 ein erfolgreicher, selbstbewusster und vor allem 'autonomer' Künstler, einer, der sich nicht mehr von Kirche und Hof diktieren lies, was er schreiben sollte, sondern der künstlerisch absolut sein eigener Herr war. Mit seinem sechsteiligen Quartettzyklus trat er zwar erstmals auch in dieser Gattung die musikgeschichtliche Nachfolge von Haydn und Mozart an, aber bereits mit einem so eigenen Profil und einer Souveränität, die jene Autonomie hörbar macht und ahnen lässt, was kompositorisch noch folgen sollte.
Im Sommer 1799 schrieb Beethoven - in strahlendem A-Dur - das fünfte Streichquartett op. 18, das heller und lebensbejahender in seiner Grundstimmung ist, als all die anderen. Es wirkt wie aus einem Guss und folgt außerdem in seiner Anlage fast 'wörtlich' einem Vorbild, nämlich Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett KV 464, das in gleicher Tonart steht und 15 Jahre älter ist. Zahlreiche stilistische, harmonische und rhythmische Details kopierte Beethoven daraus für sein eigenes Werk.
Gewidmet ist der komplette Quartettzyklus op. 18, der 1801 im Druck erschien, Beethovens großem Förderer Fürst Franz Joseph von Lobkowitz. Und übrigens war den Quartetten nicht von vornherein Erfolg beschieden. Amüsant liest sich eine eine Anekdote aus Louis Spohrs Autobiographie, in der der Geiger und Komponist davon erzählt, wie er 1803 eine Leipziger Abendgesellschaft mit op. 18 konfrontierte. Die Zuhörer langweilten sich so sehr, dass es laute Konversationen gab und Spohr bereits nach dem ersten Satz, seine Geige weglegte. Später musste er sich die Frage gefallen lassen: "Aber, lieber Spohr, wie können Sie nur so barockes Zeug spielen?"
LSQ - Leipziger Streichquartett
"If There Is A Leipzig Sound, This Is It!" schrieb Die New York Times über das Leipziger Streichquartett.
Was ist das, ein "Leipzig Sound"? Die Ensemblegeschichte gibt Antwort, denn 1988 gründeten drei Stimmführer des Leipziger Gewandhausorchester ein Quartett, quittierten 1993 schließlich auf eigenen Wunsch ihren Orchesterdienst, um sich in größerem Maße der Kammermusik zu widmen. Studien bei Gerhard Bosse in Leipzig, dem Amadeus-Quartett in London und Köln, bei Hatto Beyerle in Hannover und bei Walter Levin gingen dem voraus.
Andreas Seidel (bis 2008 Primarius) und Tilmann Büning (Violinen), Ivo Bauer (Viola) und Matthias Moosdorf (Violoncello) erhielten als Leipziger Streichquartett viele Preise und Auszeichnungen: 1991 gewannen sie den renommierten internationalen ARD-Wettbewerb in München und den Brüder-Busch-Preis. 1992 wurde das Ensemble mit dem Förderpreis des Siemens-Musikpreises ausgezeichnet, außerdem erhielt es ein Stipendium des Amadeus Scholarship Fund und der Stiftung Kulturfonds.
Seit 1991 gestaltet das Quartett seine eigene Konzertreihe „Pro Quatuor” in Leipzig. Und es gehört auch zu den Initiatoren einer weiteren, einer ebenso ungewöhnlichen wie spektakulären Konzertreihe, dem „Beethoven-Streichquartettzyklus als Zeichen europäischer Freundschaft”, der 1996 und 1997 mit fünf anderen Quartettvereinigungen über 15 Musikstädte in Europa zusammenführte. Aus Anlass seines zwanzigjährigen Bestehens konzertiert das LSQ von 2007–2009 in 15 Musikmetropolen weltweit mit dem über sechs Konzerte verteilten Zyklus aller Streichquartette von Ludwig van Beethoven.
Die fast 70 vorliegenden CD-Einspielungen – die Palette reicht von Mozart bis Cage, von Haubenstock-Ramati bis Beethoven, darunter Gesamteinspielungen der Werke von Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart sowie der gesamten Zweiten Wiener Schule – werden von der Fachkritik hoch geschätzt. Ein Ausdruck dafür sind Auszeichnungen mit dem Diapason d'Or, dem Premios CD-Compact, dem Indie Award und ECHO-Klassik-Preisen in den Jahren 1999, 2000, 2003 und 2008.