In seiner "Sturm-Sonate" lässt Beethoven Urgewalten aufeinander krachen: Da zieht eine dunkle Wolkenfront auf, Blitze zucken, es braust und dröhnt. So gewaltig, ausdrucksstark und radikal hatte davor kaum jemand für Klavier zu schreiben gewagt.
Gewaltig wie ein großes Unwetter
Um 1802 steckte Ludwig van Beethoven in einer tiefen Krise. Durch sein sich verschlechterndes Gehör wurde er schwermütig. Wie Carl Czerny berichtet, zeigte sich Beethoven mit allem, was er bisher komponiert hatte, "nur wenig zufrieden". Den Ausweg aus dieser Lage sah der Komponist schließlich in einem radikalen Stilwandel: Weg mit dem Firlefanz an Konventionen, weg mit äußeren Fesseln, hin zu mehr Freiheit und dem Ausdruck des Ich!
Es ist kein Wunder, dass diese ungewöhnliche Musik schon Beethovens Zeitgenossen Kopfzerbrechen bereitete. Anton Schindler bekam auf die Frage nach dem Schlüssel zu diesem Werk von Beethoven selbst – angeblich – die knappe Antwort: "Lesen Sie nur Shakespeares Sturm". Diese Anekdote brachte dem Werk den Titel "Sturm-Sonate" ein.