Werkkommentar von Hasan Hujairi
Retreat Strategies ist aus dem Austausch zwischen Hasan Hujairi und dem Omnibus Ensemble entstanden. Inspiriert ist das Werk ursprünglich von der Vorstellung einer Passage oder eines Korridors. Hujairi kollationierte Fragmente von Gesten, Mustern und musikalischen Verhaltensweisen, denen er in seiner eigenen Kompositionspraxis begegnete. Mit Verweisen auf Musikformen aus seiner Heimat Bahrain, Maqam-Traditionen aus verschiedenen Regionen Zentral- und Westasiens und Nordafrikas sowie Interviews mit Mentor*innen und verschiedenen Komponist*innen spiegelt dieses Werk Hujairis anhaltendes Interesse am Komponieren in einem transkulturellen Raum wider.
Die klangliche Qualität des Werkes beruht vor allem auf der gleichzeitigen horizontalen und vertikalen Ausdehnung von Ajnas, den Bausteinen der Maqam-Modi, in einer bienenstockartigen Kollektivität. Die Verwendung von Ajnas und die Art und Weise, wie die Mitglieder des Ensembles (individuell und kollektiv) mit ihnen umgehen, führt zu einer dichten Poesie von Bedeutungen für diese Ajnas als Klangobjekte und Klangereignisse. Im weiteren Verlauf des Werks sind die Entscheidungen der Musiker*innen im Umgang mit den verschiedenen in der Partitur festgelegten musikalischen Parametern in gewisser Weise der Rückzug des Komponisten in das Wesen seiner Referenzen. Hujairi versteht die Idee des Rückzugs dabei nicht als Taktik, um eine Niederlage zu akzeptieren, sondern als einen Akt des Überdenkens seiner eigenen Position beim Komponieren zwischen verschiedenen Kulturen. Dieses Bedürfnis nach einem Rückzug wurde durch die Umstände, unter denen das Werk geschrieben wurde, noch verstärkt: inmitten einer Pandemie und ohne zu wissen, wie sich die Dinge verändern werden.
English
Retreat Strategies is a work developed out of a collaborative exchange between Hasan Hujairi and Omnibus Ensemble. The initial prompt behind the development of the work was the notion of a passageway or corridor. In response, Hujairi collated fragments of gestures, patterns, and musical behaviors that he encountered in his composition practice. With references to vernacular folk music forms from his native Bahrain, Maqam traditions from various regions spanning Central and Western Asia and Northern Africa, and interviews with mentors and composers, this work reflects Hujairi's ongoing interest in composing in a space between different cultures.
The tonal quality of the work is built mainly on allowing the simultaneous expansion of ajnas, the building blocks of Maqam modes, both horizontally and vertically in a hive-like collectivity. The use of ajnas and the way in which the members of the ensemble (individually and collectively) choose to engage with them results in a dense poesis of meanings for those ajnas, as both sound objects and sound events. As the work moves forward, the musicians' choices in engaging with the different musical parameters set out in the score in a way reflect the composer's own retreat into the essence of his references. In the case of this work, Hujairi takes the idea of a retreat not as a tactic of accepting defeat, but as an act of reconsidering his own position of composing across different cultures. This need for a retreat has been further exacerbated by conditions in which the development of the work took place: in the throes of a pandemic, in which we do not quite know yet how things will be transformed as a result.