Buch der Woche

Yuval Noah Harari (u.a.) - Sapiens. Der Aufstieg

Stand
Gespräch mit
Lukas Meyer-Blankenburg
Das Gespräch führte
Anja Brockert

Mit seinem locker geschriebenen Sachbuch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ landete der israelische Historiker Yuval Noah Harari vor einigen Jahren einen Weltbestseller.

Jetzt gibt es den ersten Teil des Buchs als Graphic Novel: „Sapiens – Der Aufstieg“. Humorvoll und flott gezeichnet führt Harari selbst als Comicfigur durch die Menschheitsgeschichte – vom Urknall bis zur Gegenwart.

Mit Humor werden die großen Fragen der Menschheit gestellt

Es ist ein kleiner Schritt für ein Nilpferd, aber ein riesiger Sprung für die Säugetierheit. Mit diesem Satz landet gleich zu Beginn des Comics „Sapiens“ ein Nilpferd im Astronauten-Anzug auf dem Mond.

Ein bisschen Humor darf nicht fehlen, wenn Bestsellerautor und Historiker Yuval Noah Harari die großen Fragen der Menschheit stellt: Warum hat sich Homo Sapiens durchgesetzt und ist in sieben Meilenstiefeln durch die Evolution gerannt? Warum steht heute kein Nilpferd oder kein anderes Säugetier auf dem Mond, schreibt universale Rechte auf, lebt in komplexen Gesellschaften, baut Klimaanlagen oder Wolkenkratzer?

Die Fragen eines kleinen Mädchens treiben den Comic voran

Der Comic ist der erste Teil der Buch-Adaption von Hararis Welt-Bestseller: Eine kurze Geschichte der Menschheit. Und ganz wie die Buchvorlage ist „Sapiens“ ein Parforce-Ritt durch die Menschheitsgeschichte – vom Urknall bis zur Gegenwart.

Im Gegensatz zur Buchvorlage allerdings wird der Autor im Comic von seiner kleinen Nichte Zoe begleitet. Ihre unbedarften Fragen treiben die Story voran. Was sind Menschenarten? Oder: Was ist so besonders an der Art, wie wir kommunizieren? Harari tut das, was er am liebsten macht, und gibt auch im Comic den Schlaumeier und schlaksigen Erklärbär.

Im Vergleich mit der Gegenwart wird die Vergangenheit lebendig

Bunt und flott wechseln in Sapiens die Schauplätze, Harari und Zoe besuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Biologin Arya Saraswati oder den Londoner Kommunikationsforscher Robin Durban.

Weinselig plaudert der darüber, wie wichtig Homo Sapiens Fähigkeit war, mit anderen zu tratschen – während auf Durbans Fernseher im Hintergrund ein Boulevardmagazin läuft, das die Trennung von Angelina Jolie und Brad Pitt verkündet.

Harari und Zoe springen aber auch munter zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, vergleichen den Tagesablauf von Wildbeutern in der Steinzeit und Büroarbeitern heute.

Das Schlusskapiel liefert ein moralisierendes Fazit

Verfolgen, wie Homo Sapiens sich vor etwa 50.000 Jahren von Ostafrika aus über die gesamte Erde ausbreitete – und oftmals dafür sorgte, dass wo er hinkam viele Tier- und Pflanzenarten ausstarben. Der Mensch war auch schon vor Erfindung des Verbrennungsmotors ein Klimasünder, weil er sensible Ökosysteme mit seiner ein- und aufdringlichen Art erheblich störte.

Im Comic gipfelt das im Schlusskapitel in einer etwas moralisierenden Kriminalgeschichte. Eine New Yorker Detektivin will den größten Serienmörder der Geschichte verhaften, Harari ist der wissenschaftliche Profiler, der Täter: oh Wunder: Homo Sapiens, verantwortlich für die größten Massensterben von damals bis heute.

Der Comic ist reich an Verweisen auf aktuelle Medien- und Popkultur

Die Bildsprache des Comics bedient sich kräftig an der zeitgenössischen Medien- und Popkultur. Wissenschaftliche Erklärstücke werden als Reality-TV-Show verpackt, in der verschiedene Menschenarten gegeneinander antreten und die die beste Show der Welt heißt: Evolution – Wer gewinnt?

Manchmal sieht Homo Sapiens aus wie Fred Feuerstein, manchmal ist er in Anlehnung an den wohl größten Comichelden der Geschichte einfach nur Super-Sapiens.

Ein vergnügter Comic mit klarer Linie und vielen Details

Die beiden berühmten Zeichner, der Belgier David Vandermeulen und der Franzose Daniel Casanave, haben sich viel Mühe gegeben, Hararis ohnehin schon flotten und umgangssprachlichen Schreibstil in humorvolle Bilder umzusetzen.

Klare Linie, nette, versteckte Details oder handstrichartige Figurenzeichnung, die den rasanten Erzählstil untermalen. Das alles macht Sapiens zu einem vergnügten Comic.

Auch wenn Harari gerne und zurecht vorgeworfen wird, dass er es etwas übertreibt mit seinen Gegenwarts-Vergleichen und seinem etwas flapsigen Erklärton: Sapiens macht Lust darauf, nach dem Comic gleich mehr Bücher zum Thema aufzuschlagen und zu lesen. Auf diese Fähigkeit von uns Homo Sapiens darf das Nilpferd ruhig neidisch sein.

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