„In der Literatur – und nur in der Literatur – überlebt die Sehnsuchtswirtschaft des Menschen. Sie ist unsere palliative Heimat.“ Das sagte Wilhelm Genazino in seiner Dankesrede für den Büchner-Preis 2004, und diese Sätze gelten für seine eigene Literatur ganz besonders.
Verlorene Flaneure bevölkern sein Werk, sie untersuchen die unverstandene und merkwürdige Welt lustvoll vom Rande aus. Ihr Blick poetisiert das Alltäglichste, daraus schöpfen sie ihren Trost.
Genazino und seine Romanfiguren erscheinen als stille Beobachter, melancholische Beiseitesteher, heitere Wahrnehmungskünstler.
Genazino wurde am 22. Januar 1943 in Mannheim geboren und hätte in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert. Anlass für SWR2 Literaturkritiker und Feature-Autor Ulrich Rüdenauer, sich noch einmal auf die Spur des Schriftstellers zu machen.
Er reist ins Literaturarchiv Marbach, wo Genazinos Nachlass liegt, spricht mit Wegbegleitern und stöbert in Tonaufnahmen, in denen Wilhelm Genazino selbst zu Wort kommt.
Buchkritik Über zwei posthum erschienene Gespräche mit Wilhelm Genazino
Er wäre lieber Zirkusclown als Schriftsteller geworden, so aber beglückte er die Literatur mit über zwanzig tragikomischen Romanen: Wilhelm Genazino. Nun erinnern zwei Publikationen mit Gesprächen posthum an den Frankfurter Autor und Büchnerpreisträger. Rezension von Oliver Pfohlmann. Ulrich Rüdenauer: Fast eine Komödie. Gespräche mit Wilhelm Genazino, Verlag Ulrich Keicher, 40 Seiten, 12 Euro und Wilhelm Genazino: Der Weg ins Offene. Wie ich Schriftsteller wurde. Aufgezeichnet von Anja Hirsch, in: Schreibheft 95, Rigodon Verlag, 15 Euro