Ein Roadtrip, Bob Dylan und gescheiterte Träume. Darum geht es in Benedict Wells Roman „Becks letzter Sommer“. Im Zentrum: der desillusionierte Gymnasiallehrer Robert Beck, der in seinem Schüler Rauli ein geniales Musiktalent entdeckt.
Der Roman startet in München und führt durch Osteuropa über Istanbul bis nach Italien. Ein wilder und melancholischer Sommertraum. Zur Lektüre empfehlen sich eisgekühltes Dosenbier und eine Bob Dylan-Platte.
Mehr Sommer-Lesetipps
Lesetipp von Anja Höfer Heinz Strunk – Ein Sommer in Niendorf
Der Mann, das peinliche Wesen! Auch in Heinz Strunks neuem Roman geht es um einen mittelalten Mann, der mit sich, dem Leben und der Liebe hadert. Angesiedelt im sommerlichen Niendorf an der Ostsee, schreibt Strunk eine Art RTL2-Version von Thomas Manns „Tod in Venedig“. Keine besonders aufmunternde, aber eine sehr dynamisch erzählte und stellenweise rasend komische Sommerlektüre.
Rowohlt Verlag, 240 Seiten, 22 Euro | ISBN 978-3-498-00292-3
Lesetipp von Katrin Zipse Ali Smith – Sommer
„Sommer“ ist der letzte Roman der Jahreszeitentetralogie der schottischen Autorin Ali Smith. Vielfach wird hier der Sommer beschworen, auch wenn die Geschichte im ausgehenden Winter 2020 angesiedelt ist, in dem der Brexit und die Corona-Pandemie England erschüttern. In den Erinnerungen der alten und jungen Protagonist*innen werden die unterschiedlichsten Sommer lebendig. Da sind zum Beispiel der 104-jährige Daniel Gluck, die sechzehnjährige Sacha oder auch ihre Mutter Grace. Ihre Sommer waren niemals nur lichthell, sondern teils auch von Schatten gezeichnet, doch sie tragen eine Wärme in sich, die bis in die bedrohte Gegenwart reicht.
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz | Luchterhand Verlag, 384 Seiten, 22 Euro | ISBN 978-3-630-87581-1
Lesetipp von Anja Brockert Judith Hermann – Sommerhaus, später
Vieles scheint möglich in den Berliner Sommern der Nachwendezeit. Die um die 30-Jährigen leben und lieben wie auf Probe. „Sommerhaus, später“ war vor 25 Jahren Judith Hermanns Debüt. Diese traumwandlerischen, melancholischen Erzählungen lesen sich immer noch frisch. Empfehlung für den Sommer!
S. Fischer Verlag, 208 Seiten, 23 Euro | ISBN 978-3-10-397511-6
Lesetipp von Alexander Wasner Christiane Rochefort – Zum Glück geht's dem Sommer entgegen
Die Kinder ziehen ans Meer. Eine Art Massenflucht. Einfach so, zu Fuß. Eine sadistische Lehrerin reicht, dann steht die ganze Klasse auf und geht. Davon erzählt Christiane Rocheforts in ihrem 1975 erschienenen Roman „Zum Glück gehts dem Sommer entgegen“. Am Ende steht der Traum von einer besseren Welt ohne Geschlechtergrenzen. Das Buch war in der Hippiebewegung populär. Damals arbeitete Rochefort mit der Philosophin Simone de Beauvoir zusammen. Man kann es heute sehr aktuell lesen als ein Buch zur LGBTQ+ Bewegung.
Aus dem Französischen von Eugen Helmlé | Suhrkamp Verlag, 222 Seiten, 11 Euro | ISBN 978-3-518-38416-9
Lesetipp von Frank Hertweck Christa Wolf – Sommerstück
Ein echte Hitzesommererzählung: Christa Wolfs „Sommerstück“, geschrieben in den 1970er Jahren, erschienen im Jahr der Wende 1989.
Schriftsteller, Autorinnen, Maler, Lebenskünstler ziehen sich aufs Land zurück. Die Hoffnung auf politische Veränderung sind zerstoben.
Jetzt kreist man um sich: trifft sich, geht spazieren, diskutiert, feiert Feste. Aber die Spannungen bleiben nicht aus...
Ein Meisterwerk, das nicht verbirgt, dass auch die Autorin nicht mit sich im Reinen ist.
Suhrkamp Verlag, 233 Seiten, 11 Euro | ISBN 978-3-518-45941-6
Lesetipp von Insa Köller Aldous Huxley – Nach vielen Sommern
Sonne, Swimming-Pools und ewiges Leben. Darum geht es in Aldous Huxleys Hollywoodroman „Nach vielen Sommern“ aus dem Jahr 1939. Der Brite Huxley wusste, wovon er schrieb: Erst zwei Jahre zuvor zog er nach Kalifornien, wo er sich – wie auch seine Romanfigur Jeremy Clayton – inmitten von reichen Menschen mit seltsamen Eigenheiten wiederfand. Ein wiederkehrendes Motiv im Roman ist die Suche nach einem Mittel für ewiges Leben. Der Roman könnte einmal eine Neuübersetzung vertragen. Trotzdem: Er ist herrlich bissig im Ton. Und worüber möchte man lieber im Sommer nachdenken als über das ewige Leben?
Aus dem Englischen von Herberth E. Herlitschka | Piper Verlag, 270 Seiten, 17 Euro | ISBN 978-3-492-97663-3
Lesetipp von Nina Wolf Benedict Wells – Becks letzter Sommer
Ein Roadtrip, Bob Dylan und gescheiterte Träume. Darum geht es in Benedict Wells Roman „Becks letzter Sommer“. Im Zentrum: der desillusionierte Gymnasiallehrer Robert Beck, der in seinem Schüler Rauli ein geniales Musiktalent entdeckt. Der Roman startet in München und führt durch Osteuropa über Istanbul bis nach Italien. Ein wilder und melancholischer Sommertraum. Zur Lektüre empfehlen sich eisgekühltes Dosenbier und eine Bob Dylan-Platte.
Diogenes Verlag, 464 Seiten, 19,90 Euro | ISBN 978-3-257-06676-0
Lesetipp von Carsten Otte Gianfranco Calligarich – Der letzte Sommer in der Stadt
Der Roman „Der letzte Sommer in der Stadt“ von Gianfranco Calligarich ist in Italien ein Kultbuch und liegt nun erstmals auf Deutsch vor: Leo Gazzarra kommt Anfang der 1970er-Jahre nach Rom, arbeitet als Journalist, lernt eine Frau kennen. Es ist heiß in der Stadt, die Liebe ist wichtiger als der Job. Doch bevor das Leben so richtig beginnt, wird auch die Endlichkeit von allem deutlich. Ein atmosphärisch elegantes Stadt- und Epochenporträt. Das sensationelle Debüt des 1947 geborenen Calligarich bietet gewiss nicht nur eine passende Lektüre für heiße Tage in einer schönen Stadt, sondern an jedem Ort, den man beim Lesen ohnehin bald vergisst. Denn dieser melancholischen Prosa wohnt ein Zauber inne.
Aus dem Italienischen von Karin Krieger | Hanser Verlag, 208 Seiten, 22 Euro | ISBN 978-3-552-07275-6
Lesetipp von Katharina Borchardt Philipp Felsch – Der lange Sommer der Theorie
Vor ein paar Tagen war ich auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof in Berlin und habe Peter Gente und Heidi Paris besucht. Das berühmte Verleger-Paar vom Merve-Verlag liegt dort begraben. Ich hatte den „Langen Sommer der Theorie“ von Philipp Felsch dabei. Eine mitreißende Kulturgeschichte des wilden Denkens in West-Berlin. Am Beispiel des Merve-Verlags. Heiß, heißer, Merve!
S. Fischer Verlag, 336 Seiten, 14 Euro | ISBN 978-3-596-03622-6
Mehr von Benedict Wells
Buchkritik Benedict Wells - Die Wahrheit über das Lügen
Nach seinem Erfolgsroman „Vom Ende der Einsamkeit“ legt Benedict Wells nun einen Band mit zehn Erzählungen vor. Sie handeln von Ehekrisen und existentiellen Grenzsituationen.| Diogenes Verlag, 256 Seiten, 22 Euro.| Rezension von Christoph Schröder.
Buch der Woche Benedict Wells - Hard Land
Sommer 1985 in Grady, Missouri. Der fast 16-jährige Sam, bisher ein Außenseiter, findet endlich Freunde, ist zum ersten Mal verliebt und feiert wilde Partynächte. Doch dann stirbt seine Mutter an Krebs.
Diogenes Verlag, 352 Seiten, 24 Euro
ISBN: 978-3-257-07148-1