Neue Bücher über Jazz und Alfred Hitchcock - und Neues vom Literaturnobelpreisträger Jon Fosse
Redaktion und Moderation: Anja Höfer
Pünktlich zur Verleihung des Literaturnobelpreises an den Norweger Jon Fosse erscheint jetzt auf Deutsch der Abschlussband seines siebenteiligen Künstler-Zyklus um den melancholischen Maler Asle: „Ein neuer Name“.
Seit seiner Kindheit ist Jens Wawrczeck - die deutsche Stimme von Peter Shaw von den Drei ??? - dem Filmgenie Alfred Hitchcock verfallen. Jetzt legt er ein sehr persönliches Buch über seine Leidenschaft für den großen britischen Regisseur vor.
Jazz ist nie nur l’art pour l’art. Diese Musikrichtung hat immer auch gesellschaftliche und politische Sprengkraft: Jazz ist emanzipatorisch und antirassistisch. Dies kann man jetzt wunderbar in dem monumentalen Werk des Jazz-Kenners Peter Kemper nachlesen: „The Sound of Rebellion“.
Auch die Goethezeit hatte ihre Bückware: Freizügige bis pornographische Texte, die großen Absatz fanden. Eine aufwändig edierte Anthologie versammelt nun erstmals viele wiederentdeckte Texte des sogenannten „Libertinismus“ aus dem deutschen Sprachraum.
In den großen europäischen Caféhäusern der Wende zum 20. Jahrhundert wurden große Ideen geboren, manche Denker und Dichter fanden beim Mokka oder Einspänner fast die Weltformel, andere wollten die Welt radikal verändern. Daher gab es bald den Spitznamen „Café Größenwahn“. Diesem Phänomen widmet der Journalist Dirk Liesemer jetzt ein lesenswertes Buch.
Jon Fosse – Ein neuer Name. Heptalogie VI-VII
Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Rowohlt, 256 Seiten, 30 Euro
ISBN 978-3-498-02143-6
Rezension von Cornelia Zetsche
Jens Wawrczeck – How to Hitchcock. Meine Reise durch das Hitchcock-Universum
dtv, 256 Seiten, 13 Euro
ISBN 978-3-423-35217-8
Gespräch mit Jens Wawrczeck
Peter Kemper – The Sound of Rebellion. Zur politischen Ästhetik des Jazz
Reclam Verlag, 752 Seiten, 38 Euro
ISBN 978-3-15-011324-0
Rezension von Ulrich Rüdenauer
Markus Bernauer und Josefine Kitzbichler (Hg.) – Freiheit - Gleichheit - Sinnlichkeit. Literatur des Libertinismus in Deutschland
Galiani Verlag, 1216 Seiten, 128 Euro
ISBN 978-3-86971-289-5
Gespräch mit Josefine Kitzbichler (Hg.)
Dirk Liesemer – Café Größenwahn 1890 - 1915. Als in den Kaffeehäusern die Welt neu erfunden wurde
Hoffmann & Campe Verlag, 384 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-455-01656-7
Rezension von Andreas Trojan
Musik:
Billie Holiday – The complete Decca Recordings
Label: GRP Records
Doris Day – What ever will be, will be
Doris Day & André Previn Trio – My one and only love
Label: Bear Family Records
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