Wie könnte sich sich die Klimaerwärmung zukünftig auf unser Alltagsleben auswirken? Diese drängende Frage wird in einer Art Zukunftsvision von den Autorinnen anhand des Wassers untersucht.
Inzwischen gibt es zahlreiche mahnende Bücher, die sich mit den Ursachen und den Auswirkungen des globalen Klimawandels befassen. Doch es ist offenbar extrem schwer, zu begreifen, welche konkreten Folgen ein weiterer Anstieg von CO2-Emissionen auf unser Privatleben, auf den Berufsalltag haben wird.
Um uns das vor Augen zu führen, zeigen die beiden Autorinnen Susanne Götze und Annika Joeres denn auch ohne Beschönigungen an sechs Beispielen, was uns in den nächsten 20 Jahren erwartet.
Auswirkungen des Wassermangels
Ihr Thema ist der Wassermangel, mit dem wir schon jetzt immer häufiger zu kämpfen haben. Gegenüber stellen sie dabei jeweils einen worst case und einen best case. Science fiction im Wortsinne: Zukunftsaussichten, die sich auf die wissenschaftlich fundierten Prognosen renommierter Klimaforschungsinstitute stützen.
Klimawandel anhand konkreter Alltagsszenarien
Nur wird hier das umfangreiche Tabellen- und Zahlenwerk konkret übersetzt in den Alltag eines Menschen: Nach einer durchtanzten Nacht in einem Club am Spreeufer schaut die Umweltexpertin Paula auf das stinkende, dreckige Rinnsal der Spree, die durch Berlin fließt. Wasser ist privatisiert worden und kostet ein Vermögen.
Da das Grundwasser nicht mehr ausreicht, hat ein Privatunternehmen eine Wasserentsalzungsanlage an der Ostsee gebaut. Doch die vergiftet mit ihren Entwässerungsanlagen die Ostsee.
Paula, Mitarbeiterin des Umweltamtes, versucht Beweise für illegale Entsorgung zu sammeln, scheitert aber am Wachdienst des Unternehmens. Sie wird sogar gezwungen, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben. Ohne jede Chance, an der unerträglichen Situation etwas ändern zu können, will Paula ihren Job hinschmeißen.
Diesem worst case setzen Götze und Joeres eine beste Vision gegenüber. Die kann zwar den zunehmenden Wassermangel nicht verhindern, aber durch strikte Maßnahmen der Politik jegliche Wasserverschwendung drastisch reduzieren. Berlin wird grün.
Viele versiegelte Parkflächen sind aufgebrochen und mit klimaresistenten Gewächsen bepflanzt worden. Das führt nicht nur zum Versickern der Wassermassen bei Starkregenereignissen, sondern kühlt auch die Stadt. Außerdem sind alle Häuser klimagedämmt, die Dächer mit Photovoltaik-Anlagen bestückt.
Der Skandal um die giftige Entsalzungsanlage an der Ostsee kann aufgedeckt und durch konsequente Strafverfolgung unterbunden werden. Fazit: auch in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts ist ein erträgliches Leben in der Hauptstadt möglich.
Worst case und best case
Die anderen fünf Szenarien sind ähnlich aufgebaut. Durchgespielt wird die Situation unter anderem anhand eines Rheinschiffers, der miterlebt, wie der Fluss zu versiegen droht, eines Försters im Bayrischen Wald, der mit dem Sterben des Waldes konfrontiert wird und einer Bäuerin, die sich mit dürregeplagtem Anbau auseinandersetzen muss.
In allen Fällen gibt es eine düstere Zukunftsaussicht und eine positive Anpassung an die neuen Klimaverhältnisse. Die Autorinnen wollen zeigen, dass noch nicht alles verloren ist, wenn wir gesellschaftlich und politisch konsequent klimaneutral handeln.
So überzeugend diese Form der Darstellung auch ist, sie hat einige kleinere Schwächen. In jedem Szenario wird der Umfang des Wassermangels immer wieder aufgezeigt. Die Wiederholungen ermüden. Auch stört, dass die Hauptfiguren immer wieder von neuem beschrieben werden. Das ist überflüssig. Man kennt sie ja bereits.
Doch die Grundidee ist überzeugend. Hier wird wirklich ungeschönt vorgeführt, was auf uns zukommt, wenn die Gesellschaft so weitermacht wie bisher, also nur halbherzig und verzögert Maßnahmen ergreift oder wenn sie wirklich zupacken und radikale Änderungen angehen würde. Wir sind dem Klimawandel nicht schutzlos ausgeliefert, wenn wir konsequent klimaneutral handeln.