Nicolas Mahler hat in einem neuen Comic Szenen aus seinem Leben bebildert.
Und jetzt lege ich Ihnen noch ein Buch ans Herz. Nix dickes, nix schweres, nur ein Comic. Nicolas Mahler, Wiener Zeichner mit Faible für Hochliteratur. Niemand geringeren als Proust, Musil und Joyce und Kafka hat er verbildert. Und jetzt hat er sich – man könnte sagen folgerichtig – an sich selbst gewagt.
Sein autofiktionaler Comic heißt „Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“, ich habe Tränen gelacht. Schon als ich das Buch umgedreht und wie einen Manga von hinten begonnen habe. Auf der hinteren Umschlagklappe steht nämlich ein mit solcher Wiener Nonchalance misslungenes Haiku, das möchte man schon gar nicht vorlesen: (tue ich natürlich doch) „Ein alter Teich, Basho springt hinein – das Geräusch des Wassers.“ Darunter sind zwei Küken oder Frösche, die wie John Travolta und Olivia Newton John tanzen.
Also ich hab's versucht, zu erzählen, aber mit der Würdigung von Nicolas Mahler tut sich das Radio dann doch schwer. Vielleicht geht es besser mit einzelnen Szenen: Mahler beschreibt z.B., wie ein Kunde ein Buch in einer Buchhandlung kaufen will und sich nicht recht erinnert, ob es was mit Orangen oder Organen zu tun hatte.
Die Figuren von Mahler sind reduziert wie die Texte, man liest schnell durch und hat trotzdem das Gefühl, eine wirklich große Zeit verbracht zu haben mit diesem Buch. Dessen Zeichner Mahler dann auch noch ganz nebenbei Sottisen von Bernhardscher Grandezza aus dem Ärmel schüttelt, dem das Medium immer noch selbst skeptisch gegenüber steht und sagt
"Die Comics sind nicht erwachsen geworden, der Kulturbetrieb vertrottelt nur zunehmend!"
„Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“ ist dann natürlich das Highlight, eine Reise nach Japan, wohin Mahler eingeladen war, um im größten und berühmtesten Mangamuseum Tokios eine Sonderausstellung einzurichten. Sie können sich also vorstellen, welchen Stellenwert Mahler und japanischen Comic-Kennern innehat. Da wollen Sie doch jetzt nicht hintanstehen und ihn ignorieren. Das Buch ist im kleinen, erlesenen Verlag Reprodukt erschienen.