Die Redaktion von SWR Literatur stöberte in den Regalen, um ihre liebsten Bücher über Beziehung, Partnerschaft und Liebe noch einmal zu lesen.
Vom siebten Himmel bis in den zweiten Kreis der Hölle: Bei diesen Lesetipps sind Bücher mit Kitsch, Kapitalismus und echte Klassiker vertreten.
Lieben und lesen lohnt sich, das wissen wir alle. Manche Bücher trösten bei Herzschmerz, andere Liebesgeschichten sind so spannend, dass wir sie gar nicht mehr weglegen wollen. Mit der entsprechenden Prise Tragik natürlich, denn glückliche Liebesbeziehungen sind in der Weltliteratur eher die Ausnahme.
- Johann Wolfgang von Goethe — Die Leiden des jungen Werther
- Eva Illouz — Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung
- Ludwig Tieck — Des Lebens Überfluss
- Fien Veldman — XEROX
- Dante Alighieri — Commedia (Die göttliche Komödie)
- Maggie Millner — Paare: Eine Liebesgeschichte
Der Klassiker: Johann Wolfgang von Goethe — Die Leiden des jungen Werther
Eine Lektüre, die bis heute nichts an Wucht eingebüßt hat: So frisch, kraftvoll und herzzerreißend kommt die Geschichte des jungen Werther daher, der die unerreichbare Lotte liebt - und der seinem Leben schließlich ein Ende setzt.
Im 18. Jahrhundert löste Johann Wolfgang von Goethes empfindsamer Briefroman ein regelrechtes „Werther-Fieber“ aus.
Ein Klassiker, der Leserinnen und Leser heute noch so gut anstecken kann wie vor über 200 Jahren, findet Anja Höfer.
Herzschmerz erklärt: Eva Illouz — Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung
Wir lieben tragische Liebesgeschichten. Ob Romane von Jane Austen, die Twilight-Reihe oder Colleen Hoover BookTok-Hits. Liebesqualen unterhalten Generationen. Liebe tut weh, das wissen wir. Oder ist es gar nicht die Liebe, die weh tut, sondern unsere unrealistischen Erwartungen an sie? Das untersucht die israelische Soziologin Eva Illouz.
Illouz forscht vor allem zu den Themen Liebe und Kapitalismus. „Warum Liebe weh tut“ war 2012 ein Bestseller. Sie entmystifiziert darin die romantischen Codes in der modernen Gesellschaft und liefert soziologische Erklärungsmodelle: Woher kommt unsere Vorstellung von Romantik? Warum ist die Suche nach partnerschaftlichen Beziehungen in der Moderne ein so schweres Unterfangen?
Eva Illouz‘ Bücher geben Antworten – sie sind wissenschaftlich fundiert und unterhaltsam zu lesen, findet Literaturredakteurin Nina Wolf.
Ein echter Romantiker: Ludwig Tieck — Des Lebens Überfluss
Klassismus im 19. Jahrhundert: Der bürgerliche Heinrich liebt die adlige Clara. Das geht natürlich nicht, und so verstecken sich die beiden im 2. OG eines unauffälligen Häuschens. Total verarmt schlürfen sie bloß Wassersuppe und verfeuern ihre hölzerne Treppe im Ofen. Aber das macht nichts: „Wir entbehren fast alles“, jauchzt Clara, „nur uns selbst nicht!“
Ludwig Tiecks Büchlein „Des Lebens Überfluss“ aus dem Jahr 1839 ist der Inbegriff der romantischen Liebesnovelle, urteilt Katharina Borchardt.
Beziehung unter Druck: Fien Veldman — XEROX
Sie hat es geschafft, sie hat sich aus einem ärmlichen Milieu bis in ein schickes Amsterdamer Start Up Unternehmen hochgearbeitet. Doch was heißt das schon? Sie hockt in einer besseren Besenkammer und kümmert sich um die ungeliebte Kundenpost. Es könnte zum Verzweifeln sein – wäre da nicht Xerox, der Drucker, mit dem sich die Heldin in Fien Veldmans Debütroman die Kammer teilt. Ihm kann sie alle Sorgen und Nöte anvertrauen, er hört ihr zu und ist immer für sie da. Er ist ihr Ein und Alles – bis sie auf tragische Weise voneinander getrennt werden.
Katrin Zipse empfiehlt zum Valentinstag eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, einen Debütroman von Fien Veldman.
Gar nicht paradiesisch: Dante Alighieri — Commedia. Göttliche Komödie
Lesen und Liebe – wie das zusammenhängt, erzählt uns der große Dichter Dante Aligheri in seiner „Göttliche Komödie“. Das spätmittelalterliche Werk ist ein literarisches Wunderbuch, das alles umfasst: die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies. In vielen Geschichten erzählt es vom Mitgefühl mit den Figuren, selbst jenen, die schon in der Hölle schmoren.
Dorthin gerät auch die schöne Francesca da Rimini, die ihren Mann betrogen hat, nicht mit irgendwem, sondern mit dessen Bruder Paolo. Bei Dante lasen Francesca und Paolo gemeinsam eine berühmte Ehebruchsgeschichte, nämlich die von Lancelot und Guinevere. Anfangs wird nur im Buch geküsst, rasch aber auch im Leben selbst.
Und dann? Frank Hertweck weiß es: „Weiterlesen konnten wir an diesem Tag nicht mehr“, so endet diese berühmte Liebesgeschichte ganz diskret.
Ein moderner Versroman: Maggie Millner — Paare: Eine Liebesgeschichte
Paare von Maggie Millner – erzählt von einer Frau, die ihren Mann und den routinierten Paar-Alltag verlässt wegen einer Frau und einer stürmischen Liebe. Eine äußerst riskante Entscheidung. Richtig zuhause in der Liebe ist sie vorher so wenig wie nachher.
Erzählt in Versform, überraschend leicht lesbar und ein rundum spannendes Buch, empfohlen von SWR2 Literaturredakteur Alexander Wasner.
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Was geschieht mit der Liebe, wenn sie das geliebte Objekt verliert, weil jemand stirbt? Lone Frank geht in ihrem Buch dem wahrscheinlich am häufigsten trivialisierten und zugleich mystifizierten Begriff nach: der Liebe. Sie nimmt uns dabei mit in die Welt der Wissenschaft aber auch in ihre eigene Lebenswelt. Sie versucht zu verstehen, was Liebe ist, und erkundet sie auf dem Feld von Familien, Freundschaft und Partnerschaft. Wer wir sind, stellt sich heraus, hängt zum großen Teil davon ab, wie wir lieben.
Aus dem Dänischen von Kerstin Schöps
Kein & Aber Verlag, 270 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-0369-5889-7
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